Steinhoff Aktie schießt nach oben - was steckt dahinter?
Am späteren Montagvormittag bringt sich die Steinhoff Aktie mit einem deutlichen Kurssprung wieder ins Gespräch. Pendelte der Aktienkurs davor noch zwischen 0,120 Euro und 0,123 Euro, so geht es binnen kurzer Zeit auf bis zu 0,135 Euro nach oben. Aktuell hat sich das Papier an der 13-Cent-Marke eingependelt, liegt damit mehr als 10 Prozent im Plus. Neben charttechnischen Kaufsignalen an Hürden unter anderem bei 0,124 Euro und um 0,128 Euro ist vor allem eine am späten Vormittag veröffentlichte Nachricht des Unternehmens für den Kurssprung verantwortlich. Dass es zu Gewinnmitnahmen kommt, liegt ebenfalls an einem charttechnischen Faktor: An der Hürde um 0,134/0,135 Euro prallte das Papier erst einmal nach unten ab.
Bei den Neuigkeiten von Steinhoff International sind gleich mehrere Punkte interessant. Dabei dürfte die Börse vor allem die Sanierungsfortschritte bei der wichtigen US-Tochter Mattress Firm mit dem Kurssprung honoriert haben. Aktuell durchläuft das Unternehmen in den USA ein „Chapter-11-Verfahren”, dessen Planung nun von einem US-Insolvenzgericht genehmigt wurde. Sobald die Konditionen des Plans erfüllt seien, könne Mattress Firm wieder aus dem „Chapter-11-Verfahren” heraus, heißt es von Seiten der Gesellschaft. Mit dem Verfahren will Steinhoff International die Sanierung der Tochtergesellschaft voran bringen, die in den USA eine zu starke Expansion gefahren hatte. Nun müssen Kosten gekürzt und Standorte geschlossen werden - wir berichteten.
Ein Ausscheiden aus dem „Chapter-11-Verfahren” könnte die Spekulationen um Mattress Firm natürlich weiter anheizen - zumal Steinhoff International hier weitere Investoren ins Boot geholt und im Zuge dessen den Anteil auf 50,1 Prozent reduziert hatte - wir berichteten: Steinhoff International: Harter Schnitt in den USA. Steve Stagner, Executive Chairman, President and CEO of Mattress Firm, spricht von einer dann deutlich gestärkten Bilanz und einer besseren Situation bei den Standorten. Man wolle auf dieser Basis in bestehenden und neuen Märkten expandieren und das Produktangebot sowie den kanalübergreifenden Vertrieb verbessern. Aussagen, auf die Mattress Firm natürlich noch „liefern” muss, die aber an der Börse bereits die Phantasie über die Zukunft der Gesellschaft anheizen.
Fokus soll sich bald auf das operative Geschäft von Steinhoff verlagern
Zudem gibt es Veränderungen im Management der Gesellschaft: Steinhoff-CEO Danie van der Merwe wird seinen Posten Ende des Jahres abgeben, der Gesellschaft allerdings noch bis Dezember des kommenden Jahres zur Verfügung stehen. Der Manager bekleidet den Posten sei dem 198. Dezember 2017 - kurz zuvor war der Bilanzskandal bekannt geworden und der frühere Konzernchef Markus Jooste, der als Hauptverantwortlicher des Skandals gilt, musste seinen Posten verlassen. Die Nachfolge ist bereits geregelt: Louis du Preez wird die CEO-Rolle übernahmen. Derzeit ist der Manager als Commercial Director der Gesellschaft aktiv und habe - so Steinhoff International - zusammen mit CFO Philip Dieperink die Verhandlungen zur Sanierung der Steinhoff-Gruppe geführt.
Die Restrukturierung mache gute Fortschritte, sagt die Steinhoff-Chairwoman Heather Sonn am Montag und kündigt weitere Neuigkeiten unter anderem zur Steinhoff Europe AG und zu von der Gruppe ausgegebenen Wandelanleihen an. Details hierzu nennt Steinhoff International am Montag nicht, die Nachrichten sollen allerdings in Kürze vorgelegt werden. Nach der Umsetzung der Maßnahmen zur Restrukturierung der Schulden könne man sich voll auf das operative Geschäft konzentrieren, so Sonn. Für Anleger wird dies ein wichtiger Punkt sein, denn weiter ist unklar, wie die immer noch hoch verschuldete Steinhoff sich die eigene Zukunft vorstellt. Das Stillhalteabkommen mit den Gläubigern läuft über drei Jahre.