Dermapharm: Entwarnung nach Kurssturz
In den vergangenen Tagen notierte die Aktie von Dermapharm immer um die 27,50 Euro. Gestern Nachmittag gab es dann Aufregung unter Investoren, der Kurs gab deutlich nach. Auch heute setzt sich die Abwärtsbewegung fort, aktuell notiert das Papier bei 23,75 Euro, das ist bislang ein Tagesminus von mehr als 8 Prozent. Nachrichten vom Unternehmen, die dieses Minus begründen, gibt es nicht. Man muss vermutlich ins Umfeld schauen, um die Ursache für den Kursrückgang zu finden.
Wie ein Branchendienst gestern meldete, hat ein Mitbewerber der Gesellschaft, die Aristo Pharma, mit Colecalciferol ARISTO 20.000 I.E. ein Konkurrenzprodukt zu einem der Verkaufsschlager von Dermapharm auf den Markt gebracht, Dekristol 20.000 I.E. in einer 50er Packung. Dies ist ein Vitamin-D-Präparat in einer sehr hohen Dosierung, das schon seit Anfang der 90iger Jahre auf dem Markt ist. Danach hatten die zuständigen Behörden seinerzeit offenbar beschlossen, kein weiteres Mittel in einer derartigen Dosierung und Verpackungsgröße mehr zuzulassen. Warum dies jetzt dennoch geschah, bleibt zunächst rätselhaft.
Entsprechend überrascht zeigt sich Hans-Georg Feldmeier, Vorstandschef von Dermapharm: „Wir sind der Meinung, dass diese Packungsgröße rechtswidrig angezeigt wurde und somit nicht Bestandteil der Zulassung durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hätte werden dürfen. Dermapharm hat alle notwendigen rechtlichen Schritte unternommen und wird dies auch weiterhin tun, um die Marktzulassung für Colecalciferol 20.000 I.E. ARISTO in der Packungsgröße von 50 Kapseln zu widerrufen.“
„Mit den aktuellen Umsatzzahlen von Dekristol sind wir sehr zufrieden”
Mit Dekristol 20.000 I.E. hatte Dermapharm bisher eine Art von Cashcow mit einem klaren Alleinstellungsmerkmal im Portfolio. Es gibt in Deutschland keinen Wettbewerber mit Arzneimittelzulassung für ein Vitamin-D-Präparat mit einer ähnlichen Kombination aus Dosierung und Verpackungsgröße. Durch die Markteinführung des ebenfalls rezeptpflichtigen Colecalciferol ARISTO, das in Online-Apotheken rund 15 Prozent günstiger als Dekristol ist, würde sich dies ändern.
Trotz der Aufregung gibt Feldmeier zugleich Entwarnung: „Im Geschäftsjahr 2018 hat sich Dekristol 20.000 I.E. bisher wie geplant entwickelt. Auch mit den aktuellen Umsatzzahlen von Dekristol 20.000 I.E. im November sind wir sehr zufrieden.“ Er fährt fort: „Auch wenn das Konkurrenzprodukt "Colecalciferol ARISTO" in dieser Form weiterhin vermarktet werden sollte, erwarten wir keine Auswirkungen auf unsere Erwartungen für Dekristol 20.000 I.E. im laufenden Geschäftsjahr und sehen auch für das Geschäftsjahr 2019 keine substanziellen Auswirkungen.“
Feldmeier verweist zudem darauf, dass Dermapharm auch durch zuletzt getätigte Übernahmen immer breiter aufgestellt sei. Man habe neben Dekristol eine ganze Reihe weiterer margenstarker Produkte im Portfolio, die sich gut entwickelt hätten. Dazu gehörten u.a. das Schmerzgel Solacutan, das Herzmittel Tromcardin und der Insektenstichheiler bite away.
In der kommenden Woche wird Dermapharm die Zahlen der ersten drei Quartale publizieren. Diese dürften noch nicht von der Neuzulassung geprägt sein.
Hinweis auf Interessenskonflikt(e): Der / die Autor(in) oder andere Personen aus der 4investors-Redaktion halten unmittelbar Positionen in Finanzinstrumenten / Derivate auf Finanzinstrumente von Unternehmen, die in diesem Beitrag thematisiert werden und deren Kurse durch die Berichterstattung beeinflusst werden könnten: Dermapharm Holding.