Daimler, VW, BMW und Co.: „Wir haben einen Deal“ – Vorerst keine Strafzölle - Commerzbank Kolumne
Deutsche Autos waren und sind in USA begehrt – nur nicht bei Trump. Schon in seinem Wahlkampf drohte der heutige US-Präsident mit Strafzöllen auf europäische Autos, wovon vor allem die deutschen Hersteller betroffen worden wären. In den letzten Monaten hat Trump den Druck immer weiter erhöht, ein Handelskrieg schien unausweichlich. Der Besuch von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und der Handelskommissarin Cecilia Malmström galt vielen Beobachtern entsprechend von vornherein als aussichtslos. Und doch haben sie eine Einigung erzielt – „Wir haben einen Deal“, so Juncker.
Nun planen die EU und die USA ein neues Freihandelsabkommen, mit dem Handelsbarrieren (bspw. bei Dienstleistungen, medizinische Geräten, Medikamenten und Chemikalien) abgebaut werden sollen. Man will sogar an einer Reform der Welthandelsorganisation arbeiten. Autos sind zwar von der Zielvereinbarung explizit ausgenommen, d.h. die bisherigen Zölle bleiben wie sie sind, aber die bislang von Trump angedrohten Strafzölle auf europäische Autos sind vorerst vom Tisch. Somit kann Trump einen Erfolg vor seinen Wählern verbuchen, die Zwischenwahlen im November rücken schließlich immer näher, ohne dass die EU dabei substanzielle Zugeständnisse machen musste. Die nun folgenden Verhandlungen dürften lange dauern, viele Fragen sind offen, für eine Entwarnung ist es eigentlich noch zu früh. Entscheidend ist aber, dass jetzt erstmal Erleichterung darüber herrscht, eine Art Abrüstungsabkommen erzielt zu haben und die Autozölle möglicherweise eines Tages sogar völlig wegfallen. Die Marktteilnehmer dürften dies mit Freude aufnehmen, die arg gebeutelten Autoaktien sollten heute tendenziell auf der Gewinnerseite stehen!
Anleihen
Deutschland: GfK-Verbrauchervertr. (Aug), 08:00 Uhr
Euroraum: EZB Zinsentscheid, 13.45 Uhr
USA: Erstanträge Arbeitslosenhilfe, 14:30 Uhr
USA: Aufträge langlebiger Güter (Jun), 14:30 Uhr
Die USA und die EU haben bei ihren Verhandlungen über den Handelskonflikt Zugeständnisse verkünden können. Damit ist eine Eskalation des Handelskonflikts erst einmal vermieden. Trump und Juncker haben sich gegenseitig zugesagt, auf die Verhängung jedweder Zölle bis auf weiteres zu verzichten. Ziel ist es, nach einer Übergangphase alle Importabgaben und sonstige Handelsschranken für Industriegüter zu beseitigen. Die EU hat sich bereit erklärt, mehr Sojabohnen zu importieren und Industriezölle zu senken. Der Euro stärkte sich und die Renditen der US-Staatsanleihen zogen in allen Laufzeitenbereichen an. Heute eröffneten auch die Bundesanleihen schwächer. Das Ifo-Geschäftsklima hat sich nach dem starken Rückgang im ersten Quartal im Juli wieder stabilisiert. Es ging zwar weiter von 101,8 auf 101,7 Punkte zurück, aber mit einer deutlich langsameren Gangart. Auch der vergleichbare Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe stieg in Deutschland im Juli kräftig von 55,9 auf 57,3 Punkte an. Scheinbar schadet den Unternehmen der Handelskonflikt mit den USA kaum. Das liegt wohl daran, dass der Handelskonflikt für die Unternehmen Neuland ist, wovon sie die Folgen nicht einschätzen können. Sollte die EU mit den Verhandlungen letztendlich scheitern und doch noch Zölle auf EU-Autos eingeführt werden, dann dürfte der Ifo-Index einbrechen. Im Euroraum weist die Konjunktur inzwischen wieder Stabilisierungsanzeichen auf. So berichtete die EZB von einem wieder höheren Geldmengenwachstum M3 im Juni von 4,4% (nach 4,0% J/J). Während das Kreditwachstum bei Haushalten bei 2,9% J/J verharrte, stieg es für nichtfinanzielle Unter-nehmen von 3,7 auf 4,1% J/J merklich an.
Aktien
Covestro, Daimler, Deutsche Börse, Ergebnis Q2
Intel, Kion, Krones, Mastercard, Ergebnis Q2
McDonald´s, Nokia, Wacker Chemie, Ergebnis Q2
L´Oréal, MTU, Nestlé, Orange, Ergebnis H1
Repsol, Roche, Saint-Gobain, Ergebnis H1
Schneider Electric, Telefónica, Total, Ergebnis H1
Die europäischen Aktienmärkte tendierten gestern zumeist mit Kursverlusten (Ausnahmen: Schweiz und Österreich, +0,2%). Den größten Abschlag verzeichnete die Börse in Italien (-1,4%). Vor den Gesprächen zwischen den USA und Europa in Bezug auf den unverändert schwelenden Handelsstreit übten sich die Marktteilnehmer weitgehend in Zurückhaltung. Im Fokus stand gestern einmal mehr die Automobilbranche. Gewinnwarnungen von General Motors (-4,6%) und Fiat Chrysler (-15,5%) belasteten hier ebenso wie Meldungen über mögliche Tricksereien bei neuen Abgastests. In diesem Umfeld büßten Automobilwerte auf europäischer Sektoren-ebene als größte Tagesverlierer im Schnitt um 2,9% ein (Tagesgewinner: Immobilien, +0,7%). Auch im Dax (-0,9%) gehörten Werte wie Volkswagen (-2,7%) oder Daimler (-2,2%) zu den schlechtesten Titeln. Tagesgewinner im Dax war die Notierung von Linde mit einem Plus von 1,2%. Anleger honorierten hier v.a. die soliden Geschäftszahlen. Die Börsen in den USA tendierten nach schwächerem Start freundlicher. Der Dow Jones-Index gewann 0,7%. Die Wende am Aktienmarkt kam, nachdem sich die USA und die EU darauf geeinigt haben, zunächst keine neuen Zölle einzuführen und die Verhandlungen in Bezug auf das Thema Handel fortzusetzen. Auf Sektorenebene waren insbesondere Technologiewerte gefragt, die im Schnitt um 1,5% stiegen. Der Nasdaq Composite-Index erzielte ein neues Rekordhoch. Tagesverlierer waren Telekomwerte (-2,9%). Die Börsen in Asien tendierten heute Morgen uneinheitlich. Aktien in China und Hongkong gaben kurz vor Handelsschluss im Schnitt um 1% nach.
Hinweis auf Interessenskonflikt(e): Der / die Autor(in) oder andere Personen aus der 4investors-Redaktion halten unmittelbar Positionen in Finanzinstrumenten / Derivate auf Finanzinstrumente von Unternehmen, die in diesem Beitrag thematisiert werden und deren Kurse durch die Berichterstattung beeinflusst werden könnten: Volkswagen (VW) Vz..