Daimler, VW und Co.: Nach sieben fetten nun sieben magere Jahre? - Commerzbank Kolumne
Die Daimler-Gewinnwarnung hat viele Investoren aufgeschreckt, sie war fast schon eine Zusammenfassung der Herausforderungen in der Autoindustrie. Um ein paar zu nennen: Die Nachwirkungen der Dieselskandale, die Probleme bei der WLTP-Zertifizierung, die bereits beschlossenen und noch drohenden Importzollerhöhungen, steigende Zinsen (schlecht für das Autofinanzierungsgeschäft), mögliche Kartellstrafen, Anstieg der Incentives, rigidere Umweltauflagen usw. Eine der größten Belastungen entwickelt seine Wirkung aber erst jetzt zunehmend: die Investitionen in neue Antriebssysteme, insbesondere in die Elektromobilität. Elektroautos mögen gut für die CO2-Bilanz eines Autoherstellers sein, aber weniger für dessen Konzern-Bilanz. Auch die weiteren technologischen Umwälzungen wie beispielsweise autonomes Fahren, connectivity, shared mobility etc. werden die Branche massiv verändern. Nach sieben fetten Jahren könnte das Wachstum in vielen Absatzmärkten zudem abebben, wodurch sich der Preisdruck verschärfen dürfte. Was gut für den Autokäufer sein mag, wird sich negativ auf die Autoproduzenten auswirken. Es müssen nicht zwangsläufig sieben magere Jahre folgen, aber die mittelfristigen Aussichten sind derzeit eher verhalten. All dies drückt auf das Sentiment der Autobauer- und Zulieferer-Aktien. Positiv lässt sich immerhin festhalten, dass ein Großteil der Belastungen mittlerweile durchaus in den niedrigen Bewertungen reflektiert wird. Nach den heftigen Kursverlusten bei einigen Titeln wären Gegenreaktionen nicht unwahrscheinlich, schon eine Entspannung bei einem der Handelskonflikte würde eine Erleichterungsrally auslösen. Zudem gibt es bei ausgewählten Einzelwerten auch durchaus längerfristige Chancen. In der Summe bleiben wir für den Sektor jedoch zunächst weiterhin vorsichtig und bestätigen unser Votum „Untergewichen“.
Anleihen
Deutschland: Industrieproduktion (Mai), 8:00 Uhr
USA: Handelsbilanz (Mai), 14:30 Uhr
USA: Arbeitsmarktbericht (Juni), 14:30 Uhr
Trotz der ungewöhnlich zahlreichen Brückentage und der Pfingstferien in Nordrhein-Westfalen konnte die deutsche Industrie einen kräftigen Zuwachs der Bestellungen um 2,6% gegenüber April verbuchen. Zudem wurde der Rückgang im April nach unten revidiert – von -2,6% auf -1,6%. Auch die Produktion erhöhte sich im Mai mit 2,6% gegenüber April deutlich kräftiger als erwartet. In der Summe sprechen die Daten dafür, dass sich die Konjunktur in Deutschland in der zweiten Jahreshälfte nicht weiter abschwächt sondern der Aufschwung – nach der Abkühlung im Frühjahr – fortsetzen wird. In den USA lieferte der ADP-Beschäftigungsbericht eine Indikation für den Stellenzuwachs im Juni. Mit 177.000 Stellen war der Zuwachs etwas schwächer als im Mai (189.000). Dies spricht dafür, dass auch der amtliche Arbeitsmarktbericht, der heute veröffentlicht wird, etwas schwächer ausfallen und nach den starken Maidaten (223.000 Stellen) einen Zuwachs unter 200.000 zeigen dürfte. Insgesamt ergeben die Arbeitsmarktindikatoren folgendes Bild: Der Beschäftigungsaufbau setzt sich fort, die Arbeitslosenquote sinkt weiter und die Dynamik hat sich gegenüber 2017 sogar etwas erhöht. So lag der gleitende 6-Monatsdurchschnitt im letzten September bei 160.000 und liegt jetzt bei 195.000 Stellen. Auch der ISM-Index für den Dienstleistungsbereich kletterte gestern weiter nach oben und lag selten höher als die aktuell erreichten 59,1 Punkte. Die Komponente Auftragseingänge legte den dritten Monat in Folge zu und stieg auf 63,2 Punkte. Angesichts der starken US-Konjunkturdaten dürfte allmählich eine Diskussion darüber aufkommen, ob eine konjunkturelle Überhitzung droht. Mit den Renditen ging es gestern aber im Tagesverlauf nach unten.
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
Trotz der relativ schwachen Vorgaben aus Asien präsentierten sich die europäischen Aktienmärkte am gestrigen Handelstag in einem recht freundlichen Licht. Die Leitindizes stiegen um bis zu 1,2% (Deutschland). Damit hat sich die leichte Erholung der Vortage fortgesetzt. „Highflyer“ waren gestern insbesondere Automobilwerte wie Volkswagen (+4,1%), Daimler (+3,8%) oder BMW (+3,7%). Sie profitierten vor allem von der Hoffnung, dass sich der Handelsstreit zwischen den USA und China/Europa nicht auch noch auf Autozölle ausweitet. Laut einer Zeitungsmeldung habe der US-Botschafter in Deutschland erklärt, dass die USA zu einem kompletten Verzicht auf Autozölle bereit seien, wenn auch Europa darauf verzichte. Im Zuge dieser Nachricht legten auch Aktien von Automobilzulieferern wie bspw. Leoni (+3,3%) oder Hella (+2,8%) zu, die zuletzt spürbar unter dem Handelskonflikt gelitten hatten. Im Dax (+1,2%) waren auch Bankaktien gefragt, die einen Teil ihrer Tagesgewinne aber wieder abgeben mussten, nachdem die Rendite für die 10jährige deutsche Staatsanleihe im Tagesverlauf wieder kräftig nachgab. Auf europäischer Sektorenebene führten am gestrigen Tag mit großem Abstand Automobilwerte die Gewinnerliste an; sie stiegen im Schnitt um 3,4%. Die deutlichsten Verluste wies demgegenüber der Bereich Haushaltsgüter auf, dessen Indexmitglieder im Schnitt um 0,8% einbüßten. Nach der feiertagsbedingten Pause am Mittwoch tendierten die Börsen in den USA am Donnerstag freundlich. Der Dow Jones-Index gewann 1,2%. Wieder einmal führten vor allem IT-Werte den Kursaufschwung an; sie stiegen als Tagessieger im Schnitt um 1,5%. Dagegen verloren Energieaktien durchschnittlich 0,2%. Die Börsen in Asien tendierten zum Wochenschluss nach einem schwächeren Start mehrheitlich freundlicher. Vor allem die zuletzt arg gebeutelten Aktien in China und Hongkong konnten sich etwas erholen.