Steinhoff Aktie: Alles noch viel schlimmer als gedacht?
Die gestrigen Neuigkeiten des Unternehmens brachten die Steinhoff Aktie erneut massiv unter Druck. Bei 0,115 Euro wurde ein neues Allzeittief erreicht, mit 0,118 Euro und 5,59 Prozent Minus ging es aus dem Handel. Unter Druck brachte das Papier vor allem das erneute Eingeständnis des Unternehmens, dass die problembehafteten Teile der Bilanz weit mehr ausmachen als die 6 Milliarden Euro, die Anfang Dezember als eine erste Indikation des möglichen Bilanzskandals genannt wurden. Ganz neu ist es nicht, dass deutlich höhere Abschreibungen drohen - entsprechendes hatte Steinhoff-Chair Heather Sonn bereits vor einigen Wochen angekündigt.
Während die Unsicherheiten um die Bilanzlöcher damit größer und nicht kleiner werden, kann die Gesellschaft immerhin Fortschritte bei den Schulden melden. Die 1,4 Milliarden Euro, die zuletzt als Schulden der südafrikanischen Aktivitäten gemeldet wurden, sollen in Kürze getilgt sein. Ganz überraschend ist dies auch nicht, nachdem Steinhoff zuletzt schon die Rückzahlung eines Kreditprogramms angekündigt hatte und sich von diversen Beteiligungen getrennt hat. Mit dem Verkaufserlös wurden und sollen Liquiditätslöcher gestopft, Beraterkosten und Zinsen gezahlt sowie Schulden getilgt werden.
Am Ziel ist man damit noch lange nicht. Rund 9 Milliarden Euro Schulden bleiben, nahezu ausschließlich die Europa-Aktivitäten betreffend. Man befindet sich in Gesprächen mit Gläubigern und will am kommenden Freitag auf einem Gläubigertreffen in London einen Restrukturierungsplan vorlegen. Nachhaltig sind die bisherigen Rettungsoperationen nicht, wie Steinhoff selbst zugibt. In welcher Höhe das Unternehmen weiteres Kapital braucht, bleibt abzuwarten - der kommende Freitag könnte hier wichtige Informationen liefern.
Bleibt die Bilanz: Wann diese in einer bestätigten Form vorgelegt wird, ist offen. Vor Ende Juni will man ungeprüfte Zahlen für 2017 und Sechsmonatszahlen für 2017/2018 vorlegen, kündigt Steinhoff an. Derweil haben die Prüfer von PwC bestätigt, dass es milliardenschwere Probleme in der Bilanz gibt, die Deloitte entdeckt hatte und die den Bilanzskandal ins Rollen brachten. Doch die Summe ist größer als bisher gedacht. Wie groß, ist offen und werde berechnet, so Steinhoff. Im Juni soll es hierzu weitere Informationen geben.