Steinhoff Aktie: Krise überstanden? Die Lage nach der Hauptversammlung…
Achterbahnfahrt bei der Steinhoff Aktie: Der Aktienkurs des Konzerns vollzog am Freitag, dem Tag der Hauptversammlung des Unternehmens, binnen weniger Minuten wildeste Kapriolen, die trotz der Bilanzprobleme der Gesellschaft und den zuletzt gezeigten Fortschritten bei den Sanierungsbemühungen wenig mit den Tatsachen und Neuigkeiten von dem Treffen der Aktionäre in Amsterdam zu tun hatten. Stattdessen hat die Hauptversammlung bei Steinhoff am Freitag nur in einigen Punkten etwas mehr Klarheit gebracht - im Vorfeld hatten einige Akteure, warum auch immer, in das Aktionärstreffen mehr Erwartungen gelegt.
Klar ist derzeit nur: Bei einigen dringenden Problemen, vor allem in Sachen Liquidität, konnte Steinhoff sich erst einmal Luft verschaffen und die Liuiditätslage stabilisieren. Das verschafft dem SDAX-Konzern wichtige Zeit. Dagegen wiegen andere Schwierigkeiten, vor allem die Schulden und die weiter unklaren Ausmaße der Fehlbilanzierungen, schwer auf dem Konzern. Auf die Konzernspitze um die neue Board-Chefin Heather Sonn wartet weiter viel Sanierungsarbeit und es bleibt derzeit offen, ob diese Bemühungen Erfolg haben werden - trotz der jüngsten ersten Fortschritte.
In den kommenden Tagen dürften die Entwicklungen im Rechtsstreit um die Poco-Anteile die Post-HV-Berichte über Steinhoff bestimmen. Inzwischen gibt es auch einen Termin für die Gerichtsanhörung in Deutschland. Dort streitet sich Steinhoff mit einem ehemaligen Geschäftspartner um dessen mögliche Beteiligung an Poco. Am 25. April könnte es dazu vor Gericht neue Details geben. Zuletzt hatte ein Gericht in Amsterdam verfügt, dass Steinhoff International Poco nicht mehr komplett in der eigenen Bilanz konsolidieren dürfte - wir berichteten.
Steinhoff gewinnt Zeit, Lage bleibt wackelig
Auf die längst überfällige Bilanz für das vergangene Geschäftsjahr werden die Anteilseigner dagegen noch einige Zeit warten müssen. Erst Ende 2018 rechnet man bei Steinhoff mit den endgültigen Zahlen für das Jahr 2017. Dann dürften auch die Untersuchungen von PwC abgeschlossen sein, die den Finanzskandal rund um Steinhoff seit einigen Monaten unter die Lupe nehmen. Die hohe Verschuldung von Steinhoff ist weiterhin ein großes Problem für den SDAX-notierten Konzern, zumal im Sommer Kreditrückzahlungen fällig sind und derzeit offen ist, wie dies finanziert werden sollen - erst recht ohne vorliegende Zahlen für 2017, was es dem Konzern wie auch potenziellen Geldgebern erschwert. Die Gruppe belasten Verbindlichkeiten von 10,4 Milliarden Euro. Von der Summe entfallen 8,7 Milliarden Euro auf Aktivitäten in Europa, die Schuldenlast in Afrika liegt bei 1,4 Milliarden Euro. Aus dem Vorstand ist während des Aktionärstreffens zu hören, dass diese Summe trotz jüngster Schuldentilgungen (Domestic Medium-Term Note Programm) - das Geld stammte aus Beteiligungsverkäufen - weiterhin zu hoch ist.
Man arbeitet zusammen mit den Kreditgebern an einem Restrukturierungsplan. Offenbar ist man mit den Gläubigern in Gesprächen, wie man die Situation bewältigen kann. Allerdings reichen die aktuellen Barmittel derzeit aus, um die aktuellen Verpflichtungen zu erfüllen - aus der dringendsten Liquiditätskrise scheint Steinhoff International also zunächst heraus zu sein. Um die Schulden dauerhaft zu reduzieren, muss sich Steinhoff aber von weiteren Assets aus dem weit verzweigten Beteiligungsportfolio trennen - auch das ist wenig überraschend. Zuletzt hatte Steinhoff International die Beteiligung an der wichtigen Südafrika-Tochter STAR von 77 Prozent auf 71 Prozent reduziert - wir berichteten. Anteile von STAR oder auch die britische Discountkette Poundland sind Verkaufskandidaten.