EZB streicht Easing-Bias - VP Bank Kolumne
Die EZB ebnete heute weiter den Weg in Richtung Ausstieg aus den Wertpapierkäufen. Die Frankfurter Währungshüter strichen den Passus, wonach die EZB sich vorbehält den Umfang des Wertpapieraufkaufprogramms auszuweiten. Ungeachtet davon bleibt die Frankfurter Institution aber dabei, den Erwerb von Vermögenswerten über den September hinaus fortzuführen falls notwendig. Die Dauer der Wertpapierkäufe macht die EZB nach wie vor von der Inflationsentwicklung abhängig. Die Änderung der Formulierung überrascht. Wir waren davon ausgegangen, dass die Währungshüter erst in den kommenden Monaten den Wortlaut ändern würden.
Innerhalb des EZB-Rats scheint man nun doch in stärkerem Maße zur Auffassung gekommen zu sein, dass in Anbetracht der guten konjunkturellen Entwicklung der Ausgang aus der expansiven Geldpolitik gesucht werden muss. Allerdings sollte nicht daraus geschlossen werden, dass es nun bald zu einer Zinserhöhung kommt. Hierfür müssen die Teuerungsraten noch einen Zahn zulegen. Die Inflationsprojektion der EZB-Volkswirte wurde für das Jahr 2019 sogar geringfügig nach unten korrigiert.
Es sollte auch bedacht werden, dass in den vergangenen Wochen am blauen Konjunkturhimmel Schleierwolken auftauchten. Die von Donald Trump vorgesehenen Strafzölle auf Stahl und Aluminium lösen Ängste eines globalen Handelskrieges aus. Im EZB-Pressetext wurde als wirtschaftliches Risiko nun auch explizit auf einen zunehmenden Protektionismus verwiesen. Wenngleich es nicht zu einem eskalierenden Handelskrieg kommen dürfte, könnte die losgetretene Diskussion für ein geringeres Investitionswachstum sorgen. Aber auch der starke Euro versalzt dem einen oder anderen Unternehmer derzeit die Suppe. Die rückläufigen Einkaufsmanagerindizes legen hierfür bestes Zeugnis ab. Man muss kein Prophet sein, um zu erahnen, dass in Anbetracht der Zolldiskussion wichtige Konjunkturfrühbarometer weiter nachgeben werden. Wir wollen jetzt nicht den Abgesang auf den aktuellen Konjunkturzyklus anstimmen, aber es kamen Risiken hinzu, die gegen einen abrupten Kurswechsel der EZB sprechen. Die EZB wird sehr vorsichtig vorgehen. Es ist durchaus denkbar, dass es möglicherweise erst einem Jens Weidmann zuteil wird, an der Zinsschraube zu drehen.
Die Reaktion an den Finanzmärkten blieb derweil verhalten. Der Euro konnte von der angepassten Formulierung nicht profitieren. Dies zeigt einmal mehr, dass die Wechselkursnotierungen bereits zum Gros einen Stopp der EZB-Wertpapierkäufe reflektieren.