Nord LB – ifo-Geschäftsklima: Stimmung in der deutschen Wirtschaft bessert sich
Vor wenigen Minuten hat das Münchener ifo-Institut die Ergebnisse seines Konjunkturtests für den Berichtsmonat November veröffentlicht. Demzufolge ist der Geschäftsklimaindex auf den höchsten Wert in diesem Jahr gestiegen. Er notiert nun bei 109,0 Indexpunkten. Nach den bereits im Vorfeld veröffentlichten Frühindikatoren – dem sentix-Konjunkturindex, den ZEW-Konjunkturerwartungen und den Markit Einkaufsmanagerindizes – signalisiert somit auch der viel beachtete ifo-Geschäftsklimaindex, dass sich die deutsche Wirtschaft derzeit in einer sehr soliden Verfassung befindet. Die vorab von Bloomberg erhobenen Erwartungen der Analysten und Volkswirte wurden mit den heutigen Zahlen klar übertroffen.
Nach einem leichten Rücksetzer im Vormonat hat sich die Stimmung nun doch recht deutlich aufgehellt. Die Verbesserung ist dabei sowohl auf eine stärkere Lageeinschätzung (113,4 Punkte) sowie auf einen Anstieg bei den Geschäftserwartungen (104,7 Punkte) zurückzuführen. Zwar agieren auch die deutschen Unternehmen in einem Umfeld von gewissen Risiken. Allerdings scheint die Mehrzahl der Umfrageteilnehmer diese – Stand heute – für beherrschbar zu halten. Weder der VW-Skandal, der sich aktuellen Pressemeldungen folgend durchaus auszuweiten scheint, noch die schwächeren Konjunktursignale aus einigen Emerging Markets haben dem Stimmungsanstieg einen Abbruch getan.
Vor allem die robuste Binnennachfrage stützt aktuell die Konjunktur. Dies belegen auch die am heutigen Morgen bereits veröffentlichten Detailangaben zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts in Deutschland. So ist der Anstieg im III. Quartal um 0,3% Q/Q in erster Linie auf die starke private Konsumtätigkeit zurückzuführen. Auch wenn die Investitionstätigkeit am aktuellen Rand eher schwach geblieben ist, sollten der schwache Euro, der niedrige Rohölpreis sowie die historisch niedrigen Zinsen ein günstiges Umfeld für die weitere konjunkturelle Entwicklung darstellen. Gut möglich, dass die an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen gerade diesen Dreiklang im Hinterkopf hatten.
Vor dem Hintergrund der heutigen Zahlen und der allgemeinen Stimmungslage erscheinen die Pläne der EZB, weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen zu ergreifen, noch fragwürdiger. Notenbankpräsident Draghi lässt derzeit keine Gelegenheit aus, um auf die Risiken der konjunkturellen Erholung in der Eurozone hinzuweisen. Demgegenüber hat sich auch Bundesbankpräsident Weidmann zuletzt wieder klar positioniert und die Pläne seines Chefs – wenn auch indirekt – kritisiert. Eine längere Phase niedrigster Zinsen gehe einher mit steigenden Nebenwirkungen. Zudem müsse man die bereits ergriffenen Maßnahmenpakete erst einmal wirken lassen. Da Draghi gern mit der niedrigen Inflation argumentiert, darf der Hinweis Weidmanns, dass die Inflation durch die Entwicklungen beim Rohöl verzerrt ist, durchaus als Seitenhieb verstanden werden. Dennoch wird sich im EZB-Rat aller Voraussicht nach Anfang Dezember eine Mehrheit für die Pläne Draghis finden. Wir gehen dann von einer Absenkung des Zinssatzes der Einlagefazilität um 10 Basispunkte sowie von einer Ausweitung der monatlichen Wertpapierankäufe um 15 Mrd. Euro aus.
Fazit: Das ifo-Geschäftsklima ist im November mit 109,0 Punkten auf den höchsten Stand in diesem Jahr gestiegen. Sowohl die aktuelle Lageeinschätzung als auch die Geschäftserwartungen konnten zulegen. Die Botschaft, die von den heutigen Daten ausgeht, ist klar: Der deutschen Wirtschaft geht es gut!