Nord LB – Bank of England: Zinsen bestätigt – wann kommt die Leitzinswende?
Im Rahmen seines Meetings hat das Monetary Policy Committee (MPC) der Bank of England (BoE) den Leitzins für Großbritannien nicht verändert. Erwartungsgemäß bleibt die Bank Rate damit bei 0,50%. Auch das Volumen des Wertpapierankaufprogramms wurde unverändert bei 375 Mrd. GBP belassen. Insofern bleibt es bei der großen Frage, wann die BoE ernsthaft einen ersten Zinsschritt in Erwägung zieht. Zwar ließe die konjunkturelle Verfassung eine solche Maßnahme durchaus zu, allerdings stehen die anhaltend niedrige Inflation sowie die Vorsicht anderer wichtiger Notenbanken einem entsprechenden Schritt wohl für länger entgegen.
Beim Abstimmungsverhältnis hat sich im Oktober keine Verschiebung ergeben. Erneut war das Votum mit 8:1 Stimmen für eine Beibehaltung des Zinsniveaus verhältnismäßig eindeutig, wenn auch nicht einstimmig. Ian McCafferty bleibt im MPC der einsame Befürworter einer Leitzinswende, ungeachtet der genannten Gründe, die gegen einen neutraleren geldpolitischen Kurs sprechen. Allerdings zeigt das deutliche Abstimmungsergebnis auch, dass die für den Herbst erwarteten allmähliche Verschiebung der Mehrheitsverhältnisse im Entscheidungsgremium der BoE bislang jedenfalls nicht stattgefunden hat. Nicht wenige Marktteilnehmer hatten mit einer sukzessiven „Verstärkung“ der Haltung McCafferty’s gerechnet. Dies hätte zumindest für eine baldige Zinswende gesprochen. Vor allem angesichts der nach wie vor sehr niedrigen Inflation zeigen sich die Londoner Notenbanker allerdings mehrheitlich defensiv, was gegen eine baldige Abkehr vom derzeitigen geldpolitischen Kurs spricht.
Viel wird in den kommenden Monaten davon abhängen, welche Aspekte die BoE in ihrer Argumentation stärker gewichtet. Die konjunkturellen Rahmenbedingungen sind nach wie vor sehr günstig und der Aufschwung absolut intakt. Auch die in den beiden Vormonaten schwächere Industrieproduktion zeigte sich zuletzt für den Berichtsmonat August gestärkt. Mit dem ausgewiesenen Outputzuwachs um saisonbereinigt 1,0% M/M dürften die Rückgänge der Vormonate mehr als kompensiert worden sein. Die Jahresrate von 1,9% Y/Y erreichte immerhin den höchsten Wert seit über einem Jahr. Dies würde für eine baldige geldpolitische Straffung sprechen.
Will die Notenbank hingegen länger am derzeitigen Kurs festhalten, wonach es derzeit aussieht, könnte sie vor allem ihr Mandat bemühen. Die Inflationsrate pendelte in den vergangenen Monaten um die Nulllinie und der Inflationsdruck dürfte auch in den kommenden Monaten allenfalls geringfügig zunehmen. Erst im Verlauf des nächsten Jahres werden die Teuerungsraten wieder in die Nähe der Zielrate laufen, so dass es von dieser Seite her überhaupt keinen Druck gibt, die Zinsen anzuheben. Gegen eine zügige Zinswende sprechen überdies die Wechselkurseffekte. Seit Anfang August hat das Britische Pfund gegenüber dem Euro deutlich nachgegeben. Hierfür war in erster Linie die geänderte Markterwartung bezüglich der Zinswende in London verantwortlich. Sollte die BoE nun betonen, doch schneller als gedacht die Zinsen anzuheben, wäre eine spürbare Gegenbewegung die Folge. Dies wiederum dürfte dann der britischen Exportwirtschaft schaden.
Fazit: Die BoE hat die Bank Rate wie erwartet nicht verändert. Zudem gab es keine Verschiebungen beim Abstimmungsverhältnis. Nach wie vor hält die überwiegende Mehrheit der MPC-Mitglieder das Zinsniveau für angemessen. Vor allem die anhaltend niedrige Inflation gibt der Bank of England durchaus Recht in ihrer abwartenden Haltung. Zudem dürften die Notenbanker auch ein wenig in Richtung Fed schielen. Eine Zinswende in den USA hätte die Chance eröffnet, die damit einhergehenden Marktreaktionen in Ruhe zu analysieren und entsprechende Rückschlüsse für das eigene Vorgehen zu ziehen. Entsprechend dürfte es in London noch für eine ganze Weile heißten: „Abwarten und Tee trinken...“