Commerzbank: EU-Umfragen für die Wirtschaft überraschen positiv
Die EU-Vertrauensindikatoren für Juli überraschten gestern positiv und deuten daraufhin, dass die wirtschaftliche Erholung im Euroraum anhalten dürfte. Seit der Staatsschuldenkrise 2012/2013 haben sich die Umfrageergebnisse verbessert. Jetzt stieg der Wert für die Konjunktur im Euroraum - nach Rückgängen in den Vormonaten - auf den höchsten Stand seit Juli 2011. Der Index für Dienstleitungen stieg deutlich und der für die Industrieproduktion leicht an. Das Verbrauchervertrauen gab jedoch auf den tiefsten Wert seit Januar nach. Dies spiegelt u.a. den temporären Konsumrückgang in Griechenland wider. Insgesamt bleibt das Wachstum moderat. Frankreich hinkt weiterhin deutlich hinter Deutschland her.
Zinsen und Anleihen
Die Erholung der US-Konjunktur schreitet voran. Dies belegt die erste Schätzung zum Wachstum des Bruttoinlandsproduktes im zweiten Quartal. Sie lag mit annualisiert 2,3% zwar am unteren Rand der Erwartung, aber klar über dem Wachstum im Winterquartal, das zudem deutlich nach oben revidiert wurde – von -0,2% auf +0,6%. Bei der Revision dürfte die Umstellung der Saisonbereinigung eine maßgebliche Rolle gespielt haben. Entscheidend ist aber der Blick nach vorn: Die Arbeitslosigkeit sinkt, das spiegelt sich auch in den Zuwächsen beim privaten Verbrauch wider, und die Exportwirtschaft schlägt sich erstaunlich gut – trotz des festen Dollars. Nur bei den Investitionen klemmt es, daran dürfte auch der niedrige Ölpreis schuld sein, denn die Ölfirmen führen ihre Aktivitäten zur Exploration von Ölschiefer weiter zurück. In der Summe recht erfreulich fielen gestern auch die Vertrauensindikatoren für den Euroraum aus. Einen starken Stimmungseinbruch gab es nur in Griechenland. In den meisten anderen Ländern der Eurozone verbesserten sich die Indikatoren dagegen. Dies zeigt eine verblüffende Entkoppelung der meisten Länder von den Querelen um Griechenland. Allein Portugal ist hier als Ausnahme zu nennen (vgl. „Im Blickpunkt“). Enttäuschend waren allerdings die deutschen Arbeitsmarktdaten: Trotz der niedrigen Zinsen und der Euro-Abwertung steigt aktuell aber die Arbeitslosigkeit. Die Vertrauensindikatoren konnten den Euro allerdings nicht stützen. Die US-Notenbank bereitet aktuell die Märkte auf eine Zinswende vor. Speziell die kurzfristigen US-Zinsen sind in den letzten Tagen angestiegen und gaben dem Dollar Aufwind. Nicht nur zum Euro sondern auch ggü. dem Yen.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte wurden am gestrigen Handelstag hauptsächlich von den Ergebnissen der laufenden Berichtssaison bestimmt. Spitzenreiter im deutschen Leitindex Dax 30 waren die Aktien der Deutschen Bank (+5,3%), die wesentlich von einem verbesserten operativen Geschäft profitieren konnten. Deutliche Kursgewinne verzeichnete auch Siemens (+3,8%) nach Vorlage solider Quartalsdaten. Bei Fresenius (-0,6%) hingegen hielt die Begeisterung trotz über den Erwartung liegenden Zahlen und einem angehobenen Ausblick nicht lange vor und die Aktie ging schließlich mit einem Minus aus dem Handel. Negativ wurden vor allem die Zahlen der Fresenius-Dialysetochter FMC (-4%) aufgenommen. Auch die Titel der Deutschen Lufthansa (-2,8%) schlossen deutlich im Minus, obwohl die Zahlen wegen niedrigerer Kerosinpreise über den Erwartungen ausgefallen waren. Auch im EUROSTOXX 50 bestimmten die Quartalsdaten das Handelsgeschehen. Hier konnte vor allem Nokia (+7,5%) mit einem guten zweiten Quartal überzeugen. Stärkste Branchen waren IT (+1,7%) und Industrie (+1,6%), während vor allem Nahrungsmittel (-1,8%) schwächer tendierten. An der Wall Street war das negative Highlight die Quartalsvorlage von Procter & Gamble (-4%). Der Konsumgüterkonzern musste im sechsten Quartal nacheinander fallende Umsätze ausweisen. Bei den Branchen gab es keine größeren Abweichungen, lediglich Energie (-0,7%) tendierte nach der bisherigen Erholung etwas schwächer. Der Handel in Asien entwickelt sich heute Morgen ohne größere Ausschläge.