Nord LB – Deutsche Auftragseingänge: Revisionen bestimmen das Bild
Auch wenn die Kapitalmärkte heute unter dem Eindruck der Ergebnisse des Referendums in Griechenland stehen dürften, sollen die realwirtschaftlichen Daten aus Deutschland nicht unkommentiert bleiben. Das Statistische Bundesamt hat am Morgen bereits die Maidaten zur Entwicklung der Auftragseingänge in der Industrie veröffentlicht. Demnach gingen die Neubestellungen leicht um -0,2% gegenüber dem Vormonat zurück. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ergibt sich dennoch ein sattes Plus (4,7% Y/Y). Allerdings bestimmen diesmal ohnehin die deutlichen Aufwärtsrevisionen das Bild. Das Statistische Bundesamt hat die Zahlen für den April merklich nach oben korrigiert, so dass für den Vormonat nun ein sattes Plus in den Orderbüchern steht.
Im Mai gingen die Bestellungen aus dem Inland erneut leicht zurück. Im Vormonat war es hier zu einem Abschlag um -2,2% M/M gekommen. Nun wurde ein Rückgang um immerhin noch einmal -0,6% M/M ausgewiesen. Demgegenüber hat sich die Auftragslage aus dem Ausland auf ordentlichem Niveau stabilisiert. Auch wenn mit 0,2% M/M hier nur ein minimaler Anstieg erzielt wurde, erscheint diese Entwicklung vor dem Hintergrund der deutlichen Zuwächse im Vormonat (5,7% M/M) in einem etwas anderen Licht. Dabei hat im Mai vor allem die Bestelllage von außerhalb des gemeinsamen Währungsraumes erneut gestützt. Die Auftragslage zog hier um 1,2% M/M nach knapp 5% M/M im April an. Die Orders aus dem Euroland gaben indes um -1,5% M/M nach. Dies darf als leichte Gegenbewegung auf die starke Vormonatsperformance interpretiert werden. In der Summe darf man mit den heute vorgelegten Daten durchaus zufrieden sein. Die Zahlen signalisieren, dass die realwirtschaftliche Entwicklung im II. Quartal ihren Erholungsprozess fortgesetzt hat. Morgen legt das Statistische Bundesamt mit aktuellen Zahlen zur Industrieproduktion weitere Fundamentaldaten vor.
Für die Kapitalmärkte waren die Zahlen zur Entwicklung der Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe heute natürlich allenfalls eine Randnotiz. Zu sehr bewegen derzeit die News aus Griechenland. Die ersten Marktreaktionen fielen dabei angesichts des klaren Nein-Votums der griechischen Bevölkerung (siehe separaten News Flash) verhältnismäßig überschaubar aus. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen – als klassischer sicherer Hafen – gab leicht nach und liegt aktuell bei knapp etwa 0,74%. Der Euro hatte zunächst mit Abschlägen reagiert und war erstmals seit Anfang Juni unter die Marke von 1,1000 USD gesunken. Seitdem ist allerdings eine gewisse Gegenbewegung zu beobachten, die mit der Meldung vom Rücktritt des griechischen Finanzministers Varoufakis noch einmal an Dynamik gewonnen hat. Aktuell wird die europäische Gemeinschaftswährung bei etwa 1,1060 USD gehandelt. Der DAX verlor mit dem Handelsstart gut 1,5%.
Fazit: Die Zahlen zur Entwicklung der Auftragseingänge können in der Summe als solide bezeichnet werden. Zwar ergab sich mit -0,2% M/M ein minimaler Rückgang der Neubestellungen, allerdings relativiert sich dieser Wert vor dem Hintergrund der deutlichen Aufwärtsrevision der Vormonatsdaten. Insofern bleibt es bei dem konjunkturellen Erholungsprozess der letzten Monate. An den Kapitalmärkten wurden die Daten vom Statistischen Bundesamt – wenig überrascht – lediglich als Randnotiz aufgenommen. Zu sehr dürfte das Griechenland-Referendum und die Frage nach möglichen Konsequenzen noch nachwirken.