Nord LB – US-BIP: Vorläufige Schrumpfung sollte keinen Bestand haben
Heute wurden in den USA revidierte Zahlen zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im I. Quartal 2015 veröffentlicht. Es kam zu der erwarteten Anpassung der zunächst gemeldeten Angaben; glaubt man den heutigen Daten, so liegt die annualisierte Veränderungsrate des realen Wachstums nur noch bei -0,7%. Damit wäre die US-Wirtschaft zum Start von 2015 sogar geschrumpft. Belastet hat vor allem der Außenhandel, womit allerdings aufgrund der monatlichen Zahlen zu Importen und Exporten ganz eindeutig zu rechnen war.
Die ökonomische Bedeutung dieser aktuellen Entwicklung sollte unserer Auffassung nach ohnehin nicht überbewertet werden. Es wird nun noch eine weitere – vom Umfang her jedoch wohl eher unbedeutende – Revision geben. Danach wird das Bureau of Economic Analysis im Rahmen seiner turnusmäßigen Verbesserungen der Erhebungsmethodik des US-BIPs Anpassungen vornehmen, um die sich immer klarer zeigenden Probleme bei der Saisonbereinigung in den Griff zu bekommen, und dann am 30. Juli eine „neue“ Zeitreihe präsentieren. Auf entsprechende Schwierigkeiten, die zu einer generellen Wachstumsschwäche im I. Quartal geführt haben, wies jüngst insbesondere die regionale Notenbank von San Francisco hin.
Die nun anstehenden Veränderungen der Methodik der Saisonbereinigung sollten vor allem einen Einfluss auf die Angaben zu den Ausgaben im Rüstungsbereich haben. Daneben dürften sich auch im Bereich der Lagerbestände deutlichere Veränderungen bei den Zahlen ergeben.
Nach dieser Anpassung im Juli sollte sich die Dynamik der BIP-Zeitreihe nachhaltig verändert haben. Die Wachstumsraten im I. Quartal dürften dann generell weniger schwach ausfallen. Dafür müssten sich im II. und III. Quartal jeweils verringerte Zuwächse bei den Veränderungsraten des realen US-Wirtschaftswachstums zeigen. Das Bild ist zwar noch etwas unklar, mit Blick auf den aktuellen Rand rechnen wir auf der Grundlage der bisher vorliegenden Informationen damit, dass die Wachstumsrate im I. Quartal 2015 nach den Veränderungen bei der Saisonbereinigung knapp unterhalb von annualisiert 1,0% liegen könnte. Damit wäre die heute noch zu beobachtende Schwäche des US-Wachstums zum Start des Jahres bereits im Juli nicht mehr wirklich existent.
Fazit: Die ökonomische Aktivität in den USA präsentiert sich im I. Quartal noch etwas schwächer, als ursprünglich gedacht worden war. Den heute gemeldeten Zahlen folgend ist die US-Wirtschaft sogar geschrumpft. Diese Entwicklung überrascht nicht wirklich und hat wohl ohnehin keine große Relevanz für die Märkte. Vom Timing her könnte es der US-Notenbank nach der Anpassung der Methodik bei der Saisonbereinigung der BIP-Zeitreihe deutliche einfacher fallen, die Leitzinsen bereits im September zu erhöhen, weil die noch zu beobachtende Schwäche zum Start des Jahres dann schon wieder verschwunden sein sollte.