National-Bank: IWF und Eurogruppe erhöhen den Druck auf Griechenland
Der Druck auf die griechische Regierung, weitere Reformvorschläge zu unterbreiten, wurde gestern noch einmal erhöht. So schließt die IWF-Chefin einen Grexit nicht mehr aus. Sie hält ihn für den Euroraum für verkraftbar. Dass er jedoch nicht geräusch- und problemlos verlaufen würde, ist an der Spreadentwicklung von portugiesischen, spanischen oder italienischen Staatsanleihen gegen Bundesanleihen abzulesen. Bei den beiden erstgenannten Ländern kommt sicherlich die Unsicherheit über den Wahlausgang der in diesem Jahr stattfindenden Parlamentswahlen hinzu. Neben dem IWF hat die Eurogruppe in Sachen Griechenland ebenfalls nachgelegt: Obwohl die Eurogruppe nicht mehr mit Ultimaten arbeiten wollte, scheint sie von dieser Regel wieder abzuweichen. So soll der griechischen Regierung die Botschaft übermittelt worden sein, dass es bis zum 5. Juni eine Vereinbarung geben muss, damit weiteres Geld aus dem aktuellen Stützungsprogramm fließen kann, das bekanntlich Ende Juni ausläuft. Ob man sich damit einen Gefallen getan hat, wird man in den nächsten Tagen sehen. Damit ist klar, was das beherrschende Thema des heutigen Tages sowie auch des Wochenendes werden wird: Griechenland. Die strittigen Themen lassen sich ebenfalls identifizieren: Pensionssystem, Umfang des öffentlichen Sektors, Arbeitsmarktreformen, Privatisierungen von Staatsvermögen, Steuermoral. Ob es in Anbetracht der immer wieder dargestellten Differenzen in den einzelnen Punkten tatsächlich eine Einigung bis 5. Juni geben kann, ist weiterhin offen. Es sieht aber danach aus, als ob sie immer noch in weiterer Ferne ist.
Allerdings dürften die Konjunkturdaten nicht ganz unbeachtet bleiben: Die Stimmungsindikatoren der Europäischen Kommission fielen gestern zwar nicht schlecht aus. Die Aufschwungkräfte sind in Takt, so dass die Wirtschaftsleistung im laufenden Quartal und im zweiten Halbjahr zulegen dürfte. Die Stimmung der Konsumenten hat sich allerdings etwas eingetrübt. Die deutschen Einzelhandelsumsätze sollten in Anbetracht der deutschen Konsumlust heute überzeugend ausfallen. Die M3-Daten dürften zeigen, dass die Kreditvergabe im Euroraum in Gang kommt. Die Maßnahmen der EZB zeigen ihre Wirkung: Es gibt tatsächlich Kreditnachfrage, was in Anbetracht der Meldungen zum Wachstum in Q1 aus vielen Euroländern wenig verwunderlich ist. Das dürften die Mitglieder des EZB-Rats am kommenden Mittwoch! zufrieden feststellen. Die nächste Schätzung des US-BIP dürfte, wie es vom Markt erwartet wird, eine Schrumpfung der Wirtschaftsleistung in Q1 zeigen. Dagegen sollten jedoch der Chicagoer PMI und der endgültige Wert des Stimmungsindikators der Uni Michigan überzeugen.
In den letzten Handelstag der Woche dürfte der Bund Future gut behauptet starten. Im weiteren Tagesverlauf sollte er zwischen 154,55 und 155,65 schwanken. Der Bund Future bleibt wegen der undurchsichtigen Entwicklung um Griechenland gut gestützt. Selbst gute US-Daten sollten nicht zu umfangreichen Gewinnmitnahmen führen. Die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries sollte zwischen 2,07 und 2,22% liegen.