Nord LB – ifo-Geschäftsklima: Stabilisierung auf hohem Niveau
Das in München beheimatete ifo-Institut hat heute seinen viel beachteten Geschäftsklimaindex veröffentlicht. Der wohl wichtigste Stimmungsindikator für die deutsche Volkswirtschaft hat sich demnach im Mai auf hohem Niveau stabilisiert. Mit 108,5 Indexpunkten gab das Geschäftsklima nur minimal nach. Vor allem die aktuelle Lage wurde stärker als zuletzt beurteilt. Gleichzeitig gaben die Geschäftserwartungen zwar leicht nach. Allerdings hält sich auch diese Komponente mit nunmehr 103,0 Punkten auf akzeptablem Niveau.
Die Verbesserung der Lageeinschätzung auf 114,3 Punkte überrascht durchaus ein wenig. So waren die BIP-Zahlen für das I. Quartal etwas hinter den Erwartungen zurück geblieben. Das Statistische Bundesamt hat heute Morgen die Ergebnisse seiner Schnellschätzung – wonach die Wirtschaftsleistung in den ersten drei Monaten des Jahres um 0,3% Q/Q gestiegen ist – bestätigt. Das heißt aber auch, dass sich die Wachstumsdynamik im Vergleich zum Jahresende 2014 mehr als halbiert hat. Umso erfreulicher ist es, dass die heimischen Unternehmen ihre Geschäftslage nochmals besser einstufen, was darauf hindeutet, dass der konjunkturelle Erholungstrend weiter intakt ist.
Ohnehin waren wir nicht sonderlich beunruhigt von der BIP-Entwicklung zum Jahresauftakt. Die heute vorgelegten Details zur Bewegung der einzelnen Komponenten bestätigen diese Sicht der Dinge. So hat vor allem der Außenbeitrag belastet, was aber weniger an einer schwachen Exportentwicklung lag – die Ausfuhren haben erneut zugelegt – sondern vielmehr an einem überdurchschnittlich starken Anstieg der Importe. Dies wiederum spricht aber für eine rege Nachfrage deutscher Unternehmen und Haushalte, was sogar Ausdruck einer gesunden volkswirtschaftlichen Entwicklung ist. Positiv hat zudem die Investitionsentwicklung überrascht. Hier kam es zu einem deutlichen Zuwachs im I. Quartal, was auf eine gewisse Nachhaltigkeit des konjunkturellen Aufschwungs schließen lässt.
Ohnehin bleiben die Aussichten für die deutsche Wirtschaft gut. Auch wenn die Erwartungskomponente vom ifo-Index nun erneut leicht rückläufig war, gilt es zu bedenken, dass es sich hierbei um eine relative Aussage – also den Vergleich zur derzeitigen Lage – handelt. Wird diese bereits als sehr erfreulich eingestuft, stellt eine leichte Verschlechterung nun auch keinen Beinbruch dar. Die Geschäftserwartung der vom ifo-Institut befragten Unternehmen deckt sich damit aber mit der Einschätzung der vom ZEW befragten Finanzmarktexperten, deren Konjunkturerwartungen zuletzt auch etwas nachgegeben hatten.
Fazit: Das ifo-Geschäftsklima hat sich im Mai auf hohem Niveau stabilisiert. Streng genommen kam es zu einem minimalen Rücksetzer, der aber nicht überinterpretiert werden sollte. Die derzeitige Lage wurde von den Unternehmen erneut stärker eingestuft, gleichzeitig gaben die Geschäftserwartungen etwas nach. Dieser Rückgang deckt sich mit der in anderen Stimmungsindikatoren zum Ausdruck kommenden Erwartungshaltung. Gleichwohl bleiben die Erwartungen aber auf hohem Niveau. Entsprechend sehen wir die deutsche Wirtschaft weiterhin auf Expansionskurs. Das Wirtschaftswachstum sollte in diesem Jahr leicht unter 2% und im kommenden Jahr leicht oberhalb dieser Marke liegen – insofern ist konjunkturell alles im grünen Bereich.