Commerzbank: Zinskurve bald topfeben?
Die Zinskurve bei Bundesanleihen ist sehr flach geworden. Das Außergewöhnliche ist: Dies kam durch einen massiven Rückgang der Renditen am langen Marktende zustande; sie sind unter dem Einfluss der immer lockereren EZB-Politik, die in einem massiven Staatsanleihekaufprogramm ihren Höhepunkt fand, auf nie für möglich gehaltene Tiefstände gesunken. Dieses Jahr kommen fast keine Nettoemissionen des Bundes an den Markt und von den Bruttoemissionen erwirbt die EZB bis geplantem Programmende etwa 85% (ca. 215 Bill. EUR). Bei dieser Angebotsknappheit wirken die EZB-Käufe besonders preistreibend. Dies ist der große Unterschied zu Japan, wo der Markt „dank“ hoher Haushaltsdefizite reichlich mit Nettoemissionen versorgt wird.
Zinsen und Anleihen
Nach immer neuen Rekordtiefs in den letzten Wochen bei den Renditen für Bundesanleihen kam es gestern zu einer kräftigeren Gegenbewegung: Die Renditen für 10-jährige Bundesanleihen stiegen um 7 Basispunkte auf 0,15%. Ein Grund hierfür war die Meldung, dass die Europäische Zentralbank (EZB) den griechischen Banken künftig 1,5 Mrd. Euro mehr an Übergangskrediten gewährt (bislang 75 Mrd.). Hinzu kamen Berichte, wonach sich Griechenland und die EU in ihren Positionen langsam annähern. Zu wünschen wäre, dass Griechenland die strukturellen Reformen vorantreibt. Dies würde ermöglichen, dass die EU Griechenland mehr Zeit zum Erreichen der Sparziele einräumen könnte. Dies war auch die Argumentationslinie die am Rande der IWF-Tagung letzte Woche aus dem Weißen Haus zu hören war. Dass Bill Gross, von Janus Capital, mit seinen skeptischen Äußerungen gegenüber deutschen Anleihen einen Kurseinfluss hatte, kann dagegen nur vermutet werden. Er rät zu Leerverkäufen. Selbst wenn für Griechenland eine Lösung gefunden wird und damit die Risikoaversion zurück geht, so sprechen aus unserer Sicht die Anleihenkäufe der EZB und die Marktenge als Folge der Käufe gegen stark steigende Renditen. Die EZB könnte sogar ihre Käufe auf weitere Assetklassen (z.B. Unternehmensanleihen) ausweiten. In den USA wurde ein kräftiger Zuwachs bei den Verkäufen von Bestandsimmobilien gemeldet. Dies ist ein erster Lichtblick nach den zuletzt flauen Zahlen vom Bau.
Aktien
Auf dem weiter hohen Niveau der europäischen Aktienbörsen belastet immer wieder das Thema Griechenland. Am gestrigen Handelstag konnte der positive Auftakt nicht durchgehalten werden und letztendlich führten Sorgen um eine Staatspleite in Athen den deutschen Leitindex wieder in negatives Terrain. Gegen den Markttrend stemmten sich hauptsächlich die Banken (Commerzbank +2,3%, Deutsche Bank +1,4%) und die Deutsche Telekom (+0,9%). Im SDax waren die Aktien von Puma (+5,1%) nach überraschend starken Umsatzzahlen Spitzenreiter. Der EUROSTOXX 50 konnte leicht im Plus schließen. Besonders stark präsentierten sich die Titel des niederländischen Halbleiter-Konzerns ASML (+10,8%), die von einem Großauftrag für EUV-Lithographiesysteme aus den USA profitierten. Weitere Spitzenplätze nahmen die Finanzinstitute BNP Paribas (+4,4%) und Unicredit (+3,4%) ein. So waren dann auch der Technologiesektor (+2,5%) und die Banken (+1,4%) mit Abstand stärkste Branchen, während hingegen Grundstoffe und Versorger (jeweils -1%) die größten Abgaben verzeichneten. Die US-Börsen konnten nach einem holprigen Start sukzessive Fahrt aufnehmen. Hier standen die Kreditkarten-Konzerne im Fokus, nachdem die chinesische Regierung verkündet hatte, ab Juli Bankkarten ausländischer Anbieter zuzulassen. Unter der Führung der IT-Branche (+1,1%) schlossen hier alle Sektoren im Plus. An den asiatischen Märkten hält heute Morgen die positive Stimmung weiterhin an. Ein schwächerer PMI in China schürt dabei die Hoffnungen auf erneute Konjunkturhilfen.