Commerzbank: Enttäuschende US-Auftragseingänge
In den USA sind die Auftragseingänge langlebiger Güter im Februar abermals gesunken (-1,4% M/M); sie liegen nur noch 0,6% über Vorjahresstand. Enttäuschend ist aber vor allem der sechste Rückgang in Folge bei den Kernaufträgen (sie klammern die volatilen Flugzeug- und Militärorders aus), die ihrerseits ein Indikator für die Investitionstätigkeit sind. Diese dürfte im laufenden Quartal auf der bislang vorliegenden Datenbasis kaum über eine Stagnation hinauskommen. Es zeichnet sich immer deutlicher ab, dass die US-Wirtschaft - auch unter dem Einfluss von Witterungseffekten - relativ schwach ins neue Jahr gestartet ist. Hoffnung auf Besserung signalisieren indes umfragebasierte Indika-toren wie der Markit-PMI-Index.
Zinsen und Anleihen
Gestern tendierten erstklassige Staatsanleihen in Europa freundlich, obwohl ein höher als erwartetes Ifo-Geschäftsklima gemeldet wurde; im März stieg es von 106,8 auf 107,9 Punkte. Dabei stiegen die Geschäftserwartungen (103 9 nach 102,5 Punkte) stärker als die Einschätzung der aktuellen Situation (112,0 nach 111,3 Punkte). Offenbar wirkt das Anleihekaufprogramm der EZB (QE) in Deutschland stärker als in anderen Euro-Ländern. Dies signalisierten auch die Einkaufsmanagerindizes vom Dienstag. Die deutsche Wirtschaft profitiert aufgrund ihres hohen Exportanteils am BIP (in 2014: 46%) besonders von der Abschwächung des EUR. Außerdem unterstützt der gesunkene Ölpreis die deutsche Wirtschaft. EZB-Ratsmitglied Liikanen betonte gestern bei einer Rede, dass die EZB bereit ist, das Bondkaufprogramm über September 2016 hinaus zu verlängern, wenn die Inflationsrate bis dahin noch nicht nachhaltig auf das Zielniveau zurückgekehrt ist. Verhaltener als die Bundesanleihen zeigten sich gestern die Staatsanleihen der EWU. Vor allem griechische Staatsanleihen kamen unter Abgabedruck, nachdem sie sich an den Vortagen leicht erholt hatten. Am Nachmittag wurde bekannt, dass die EZB die Obergrenze der Nothilfekredite (ELA-Kredite) zur Refinanzierung griechischer Banken, denen die direkte Refinanzierung bei der EZB verwehrt bleibt, um gut 1 Mrd. EUR auf über 71 Mrd. EUR angehoben hat. US-Treasuries tendierten gestern zunächst freundlich, vor allem nach den schwächer als erwarteten Auftragseingängen langlebiger Güter in den USA (siehe dazu im Blickpunkt). Danach trübte sich die Stimmung jedoch merklich ein.
Aktien
Nachdem der schwache Euro ein Grund für den Höhenflug der europäischen Börsen war, sorgt u.a. die laufende Erholung auf der Währungsseite nun entsprechend für Gewinnmitnahmen. Der besser als erwartet ausgefallene ifo-Geschäftsklimaindex half somit eher dem Euro als dem Dax. Die konjunkturelle Erholung war gestern kein Faktor, der die Investoren zu Käufen locken konnte. Insgesamt ist die nun laufende Konsolidierung aber als „gesund“ anzusehen. So waren die Märkte den Fundamentaldaten kurzfristig doch etwas vorausgeeilt. und können sich nun neu einpegeln. Der am Nachmittag erneut schwächelnde US-Markt tat dabei ein Übriges um die Abwärtsbewegung noch zu beschleunigen. Besonders unter Abgabedruck stand der IT-Sektor (-2,9%). SAP (-2,3%) litten u.a. unter einer Herabstufung von „Kaufen“ auf „Halten“. Als einzige Sektoren konnten sich Öl&Gas-Werte und Grundstofftitel (je +0,1%) noch im Plus halten. An den US-Märkten ging es gestern weiter abwärts. Zwar setzte sich bei den US-Daten der Trend negativer Überraschungen weiter fort, der Tag war aber insgesamt arm an marktbewegenden Makrodaten. So konzentrierte sich das Interesse auf die schwache Kursperformance von IT- und Biotechwerten, wo insbesondere die Titel unter Druck standen, die im Jahresverlauf bisher kursmäßig am besten abgeschnitten hatten. Ein klassisches „Gewinnmitnahmeverhalten“. Ansonsten stand der Zusammenschluss der beiden großen Lebensmittelkonzerne Kraft Foods (+36%) und HJ Heinz im Fokus. Auch in Asien dominieren heute Morgen die Minuszeichen, angeführt von IT-Werten.