Nord LB – Bank of England: (Vorerst) nichts Neues aus London
Erwartungsgemäß haben die Notenbanker der Bank of England (BoE) die Leitzinsen für Großbritannien bestätigt und die Bank Rate bei 0,50% belassen. Keine Veränderung wurde zudem am Volumen des Wertpapierankaufprogramms vorgenommen. Dieses liegt auch weiterhin bei GBP 375 Mrd. Die Entscheidungen der Londoner Notenbank überraschen nicht. Wir rechnen erst zum Jahreswechsel mit einem ersten Zinsschritt. Bis dahin dürfte die BoE in ihrer abwartenden Haltung verbleiben, wenngleich die verbale Vorbereitung der geldpolitischen Wende durch entsprechende Statements der Mitglieder des Monetary Policy Committee in den kommenden Monaten allmählich zunehmen dürfte. Ein erster Fingerzeig in diese Richtung waren sicherlich die Kommentare von Notenbankchef Carney, der im Rahmen der Vorstellung des Inflation Reports Mitte Februar darauf verwies, dass der nächste Zinsschritt – entgegen der Entscheidungen manch anderer Notenbank – einer nach oben sein werde.
Wir halten den Jahreswechsel nach wie vor für den realistischsten Zeitpunkt für die besagte geldpolitische Wende. Aus Kreisen der BoE war immer wieder zu vernehmen, dass die am Markt vorherrschende Meinung einer ersten Zinserhöhung frühestens in 2016 zu defensiv sei. Diese Bemerkungen haben ihre Wirkung an den Kapitalmärkten nicht verfehlt. Die Rendite zehnjähriger britischer Staatsanleihen hat seit Anfang Februar um etwa 50 Basispunkte zugelegt, was auch einer durchaus geänderten Einschätzung zum erwarteten Zinsumfeld geschuldet sein dürfte.
Maßgeblich für diese Entwicklung sind aus unserer Sicht mehrere Dinge. So ist der Inflationsrückgang auf der Insel bislang weniger stark ausgeprägt als auf dem europäischen Kontinent. Die Inflation lag im Januar zwar bei nur 0,3% Y/Y. Längere Phasen mit negativer Inflation sind indes nicht zu erwarten. Die solide Nominallohnentwicklung führt vor diesem Hintergrund allerdings zu erheblichen Reallohnanstiegen, auf welche die Zentralbank naturgemäß mit Argusaugen schielt. Gleichzeitig sprechen die meisten Konjunkturindikatoren dafür, dass der konjunkturelle Aufschwung ohne größere Rückschläge intakt bleiben wird. Entsprechend dürfte auch die Wachstumsdynamik zum Jahresbeginn wieder zugelegt haben.
Mehr und mehr wird in den kommenden Wochen die Wahl zum britischen Unterhaus im Mai in den Fokus der Märkte rücken. Die jüngsten Umfragen zeigen einen leichten Vorsprung der Labour-Partei gegenüber den – bislang regierenden – Konservativen um Premierminister Cameron. Allerdings dürfte es auch für Labour nicht zu einer eigenen Mehrheit im Parlament reichen, was schwierige Koalitionsverhandlungen notwendig machen und im Notfall zu einem „hung-parliament“ mit der potenziellen Gefahr von Neuwahlen führen könnte. Dies würde dann zu einem echten Belastungsfaktor für das Britische Pfund werden. Vorerst profitiert Pfund-Sterling allerdings von der sich abzeichnenden Zinsdifferenz zwischen Europa und „der Insel“.
Fazit: Die Bank of England hat sowohl die Bank Rate als auch das Volumen ihrer Wertpapierankäufe unverändert gelassen und damit ihre geldpolitische Ausrichtung bestätigt. Allerdings könnte die Notenbank schon bald mit einer verbalen Vorbereitung der geldpolitischen Wende beginnen. Eine rund laufende Konjunktur, spürbare Reallohnzuwächse sowie das Ausbleiben einer Deflation – all das sind Argumente für die Falken unter den Londoner Notenbankern, deren Wort in den kommenden Monaten an Gewicht zunehmen dürfte.