Nord LB – Deutsche Verbraucherpreise: Inflationsrate wieder über der Nulllinie
Das Statistische Bundesamt hat vor wenigen Minuten seine Vorausschätzung zur Entwicklung der deutschen Verbraucherpreise im Berichtsmonat Februar veröffentlicht. Demnach hat die Jahresinflationsrate nach einem Abrutschen auf -0,4% Y/Y im Januar nun mit 0,1% Y/Y immerhin wieder die Nulllinie überschritten. Gegenüber dem Vormonat erhöhten sich die Lebenshaltungskosten um 0,9% M/M, was um einige Nachkommastellen über dem saisontypischen Muster liegt. In der für die Länder der Europäischen Union harmonisierten Abgrenzung errechneten die Statistiker Veränderungsraten von 1,0% M/M bzw. -0,1% Y/Y. Die vorläufigen Daten basieren auf den Informationen aus sieben Bundesländern und sind üblicherweise nicht allzu revisionsanfällig.
Wie immer offenbart die Vorausschätzung nur wenige Detailergebnisse. Den tieferen Aufgliederungen der Informationen der einzelnen Statistischen Landesämter lässt sich aber entnehmen, dass vor allem die zuletzt wieder gestiegenen Preise für Benzin und andere Kraftstoffe sowie eine gegenüber Januar merkliche Verteuerung bei Nahrungsmitteln die zumindest zwischenzeitliche Kehrtwende bei den seit Mitte letzten Jahres immer weiter nach unten laufenden Inflationsraten verursacht haben. Damit sind die gleichen Treiber, die das Preisniveau in den letzten Monaten massiv nach unten gedrückt hatten, diesmal in der Gegenbewegung für die Stabilisierung oder gar Umkehr des Preisverfalls verantwortlich gewesen. Gerade Benzin und Nahrungsmittel prägen bei vielen Konsumenten die Wahrnehmung der „gefühlten“ Preisentwicklung. Das Deflationsgespenst, das seine hässliche Fratze in Deutschland ohnehin nur aus der Ferne gezeigt hatte, dürfte damit vorerst vertrieben worden sein.
Die heutigen Zahlen geben einen bereits recht verlässlichen Ausblick darauf, dass das am Montag auf der Agenda stehende CPI Flash Estimate von Eurostat sicher auch eine dezente Rückbewegung der Inflationsrate in der Eurozone in Richtung der Nulllinie zutage fördern wird. Wir rechnen damit, dass die Verbraucherpreise im gemeinsamen Währungsraum gegenüber dem Vorjahr um -0,4% Y/Y zurückgegangen sind, nach doch recht beunruhigenden -0,6% Y/Y im Januar.
Für die EZB, die für die Gewährleistung der Preisniveaustabilität Sorge zu tragen hat, kann hiermit natürlich noch keine Entwarnung gegeben werden. Der Weg bis zur Zielinflationsrate von unter, aber nahe 2% ist noch weit und wird in diesem und wohl auch im nächsten Jahr noch nicht komplett beschritten sein. Immerhin aber deutet sich an, dass bei einer fortschreitenden Stabilisierung der Rohölpreise die größten Gefahren gebannt sein sollten. Das Deflationsgespenst lässt sich mit dem hellen Licht der Öllampe wirkungsvoll vertreiben.
Fazit: Die deutschen Verbraucherpreise haben sich im Februar stabilisiert, die Inflationsrate hat zumindest in der nationalen Abgrenzung die Nulllinie wieder überschritten. Verantwortlich dafür waren vor allem die zuletzt wieder merklich gestiegenen Lebenshaltungskosten für Energie und Nahrungsmittel. Die EZB ist dennoch weit vom Erreichen ihres Ziels einer Inflationsrate nahe 2% entfernt. Das Deflationsgespenst sollte aber vorerst vom hellen Licht der Öllampe vertrieben worden sein.