Commerzbank: Griechenlandkompromiss lässt Renditen für Unternehmensanleihen gegen Null tendieren
Griechenland bleibt vorerst wohl im Euro-Boot. Als sich dies abzeichnete, begann der Aufwärtstrend bei den Risikoaufschlägen für Unternehmensanleihen wieder nach unten zu drehen. Insbesondere auch Anleihen von Banken und hier die besonders risikoreichen Nachranganleihen, profitierten - freilich in engen Grenzen, da die natürliche 0%-Renditegrenze schon recht nahe ist. Da die Renditen und Risikoaufschläge gegen Null tendieren, heißt das in der Konsequenz: Zinspapiere sind entweder nahezu risikolos oder das Risiko wird nicht bezahlt, aber auch je schwächer die Bonität, desto teurer. Vorerst sind die Risiken, dank Politik und Geldpolitik, in der Tat niedrig, aber niemand weiß, wie lang der Zustand der scheinbaren Risikolosigkeit anhält.
Zinsen und Anleihen
Einen Tag nach der Einigung zwischen der griechischen Regierung und ihren Gläubigern auf eine Verlängerung des Hilfsprogramms um vier Monate kamen Diskussionen um ein drittes Hilfsprogramm auf. Dieses werde ab Juli gebraucht und soll ein Volumen in Höhe von 20 bis 40 Mrd. EUR betragen. Nicht gut kam es an, dass der griechische Finanzminister Giannis Varoufakis von der Hoffnung auf einen Schuldenerlass mit Hilfe einer Umschuldung sprach. Griechische Staatsanleihen gaben gestern – nach den Kursgewinnen der Vortage – wieder leicht nach. Die Renditen liegen weiterhin auf hohem Niveau und preisen eine hohe Unsicherheit ein. Weiter sanken dagegen die Renditen anderer Staatsanleihen der EWU-Peripherie. So erreichte die Rendite 10-jähriger irischer (erstmals unter 1%) und portugiesischer Staatspapiere neue Rekordtiefstände. Die Renditen von Bundesanleihen verzeichneten gestern im Nachgang nach der Anhörung der Fed-Chefin Yellen vor dem Senat ebenfalls Kursgewinne. Deutschland platzierte gestern erstmals eine fünfjährige Bundesanleihe mit einer negativen Rendite. Die durchschnittliche Emissionsrendite betrug minus 0,8%. Bei seiner Anhörung vor dem europäischen Parlament recht-fertigte EZB-Chef Mario Draghi die Anleihekäufe damit, dass sie das letzte verbleibende Instrument der EZB seien. Er argumentierte vor allem über die stark gefallenen Inflationserwartungen. Diese könnten zu einem selbstverstärkenden Prozess führen. Letztlich könnte das Preisziel der EZB in Gefahr geraten. Die EZB will mit den Wertpapierkäufen in den ersten zwei Wochen im März beginnen.
Aktien
Nach den erneuten Kursanstiegen der Vortage zeigten die europäischen Aktienbörsen mangels frischer Impulse deutliche Ermüdungserscheinungen. Hatten am Vortag noch die Aussagen der Fed-Präsidentin vor dem Bankenausschuss des Senats für eine positive Stimmung gesorgt, so gelang es nun auch in der Breite positiven Quartalsberichten nicht, den Aufwärtstrend weiter voranzutreiben. Ganz an der Spitze der deutschen Kursliste positionierten sich allerdings nach einem sehr soliden Jahresergebnis 2014 die Aktien von Fresenius Medical Care (+5,2%) und Fresenius (+2,4%). Die Titel von E.ON (+2,5%) und RWE (+1,9%) hingegen konnten ihren starken Erholungstrend nach den Kurseinbrüchen Anfang Februar weiter fortsetzen. Negativ tendierten dagegen vor allem Banken und Automobiltitel. Ein ähnliches Bild zeigte sich im EUROSTOXX 50. Auch hier waren Banken (-1,5%) und Automobile (-1,3%) die schwächsten Branchen. Positiv entwickelten sich dagegen Gesundheit (+1%), Telekommunikation (+0,9%) und Versicherungen (+0,7%). Stärkster Einzelwert war hier nach ebenfalls überzeugenden Jahreszahlen sowie einer Dividendenerhöhung der französische Versicherer Axa (+2,6%). An der Wall Street hingegen belastete vor allem die Prognosesenkung des Berichtssaison-Nachzüglers HP (-9,9%). Noch schwächer als die Informationstechnologie (-0,7%) präsentierten sich allerdings die Versorger (-1,6%). Unter der Führung von McDonald’s (+3,9%) konnten vor allem Gebrauchsgüter (+0,8%) zulegen. Die asiatischen Märkte können heute Morgen insgesamt fester tendieren.