Nord LB – China: Flash PMI präsentiert sich (echt) stark – zumindest auf den ersten Blick
Heute früh hat sich das Reich der Mitte nach den eine Woche andauernden Feierlichkeiten zum chinesischen Neujahrsfest mit Konjunkturzahlen zurückgemeldet. Der erste Datenpunkt im Jahr der Ziege präsentierte sich zwar mit 50,1 Punkten nicht wie von uns etwas schwächer als noch im Vormonat. Allerdings sollte der Satz über die als Expansionsschwelle bezeichnete Marke von 50 Zählern nicht zum Anlass für allzu große Euphorie genommen werden. In der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft zeichnet sich auch nach der heutigen Veröffentlichung des insbesondere von den Finanzmärkten mit großer Aufmerksamkeit verfolgten China Flash PMI weiterhin die sanfte aber anhaltende Landung ab. Darüber hinaus sollte trotz vorgenommener Saisonbereinigung der Einfluss von Kalendereffekten nicht außer Acht gelassen werden.
Der Anstieg der heutigen Schnellschätzung ist insbesondere auf Effekte auf dem Binnenmarkt zurückzuführen. Auffällig sind die Anstiege bei den Subkomponenten zum Lageraufbau („Stock of Finished Goods“ bzw. „Stock of Purchases“), was auch durch das niedrige Preisniveau bedingt sein sollte. Angetrieben wurde das aus unserer Sicht überraschende Anziehen des Flash PMI aber vor allem durch den „Output“ sowie die „New Orders“, so dass sich der chinesische Binnenmarkt heute schon von einer guten Seite zeigt.
Ohne Umschweife als Wehrmutstropfen ist allerdings wie erwartet die Nachfrage aus dem Ausland zu bezeichnen. Nicht zuletzt der gegenüber dem Euro starke Renminbi dürfte die Schnellschätzung zum Flash PMI für den Berichtsmonat Februar regelrecht ausgebremst haben. Die „New Export Orders“ sind den Angaben von Markit bzw. HSBC folgend spürbar eingeknickt – und vegetieren nun deutlich unterhalb der 50-Punkte-Marke.
Auch wenn wir die Wahrscheinlichkeit unmittelbarer Reaktionen aus Peking als nicht zu hoch ansetzen würden, lässt das heutige Ergebnis trotz der vermeintlichen Stärke durchaus Rückschlüsse auf mittelfristig zu diskutierende Maßnahmen zu. Die gerade über die Nachrichtenagentur Bloomberg platzierte Meldung, dass die Entscheidungsträger bei einer anhaltenden Wachstumsverlangsamung eine Lockerung der Restriktionen am Immobilienmarkt erwägen, deutet zumindest in diese Richtung. Denkbar wäre zudem eine Anpassung der Wechselkurspolitik, mit dem Ziel den Ausfuhren – insbesondere in Richtung Europa – unter die Arme zu greifen. Wir rechnen allerdings nicht damit, dass Peking in absehbarer Zeit eine Abwertungsstrategie für den Renminbi fahren wird.
Wir halten zu diesem frühen Zeitpunkt im laufenden Kalenderjahr an unserer BIP-Prognose für das Gesamtjahr 2015 fest und rechnen weiterhin mit einem überaus soliden Wachstum von 7,3%. Trotz dieser optimistischen Einschätzung kalkulieren wir derzeit noch keine weiteren Zinssenkungen mit ein, gehen aber durchaus von einer akkomodierenden Geldpolitik – u. a. In Form von Mindestreservesenkungen – aus.
Fazit: Auf den ersten Blick kann der heutige China Flash PMI überzeugen. Zumindest kletterte der viel beachtete Indikator im Februar über die als Expansionsschwelle bezeichnete 50-Punkte-Marke. Geholfen hat hierbei sicherlich der Binnenmarkt. Regelrecht belastet hat hingegen der Exportsektor. Die Subkomponente zu den Bestellungen aus dem Ausland ist deutlich zurückgegangen. Insgesamt also keine böse Überraschung – aber überzeugend und gut sieht anders aus.