Commerzbank: Russischer Aktienmarkt und Rubel erholen sich nach starkem Kurseinbruch
Anleger in Russland brauchen derzeit sehr starke Nerven. Die Schwankungsintensität am Devisen- und Aktienmarkt ist enorm. Die russische Notenbank erhöhte Mitte Dezember 2014 den Leitzins von 10,5 Prozent auf 17 Prozent. Damit wollen sich die Währungshüter gegen den dramatischen Verfall des Rubels und gegen die steigende Inflation (November 2014: +9,1% J/J) stemmen. Die Notmaßnahmen nützten zunächst nichts; am 16. Dezember 2014 mussten für einen Euro in der Spitze fast 100 Rubel gezahlt werden. Erst einen Tag später beruhigte sich die Lage deutlich; der Rubel wertete sehr stark auf. Verantwortlich für die Kehrtwende zeichneten mehrere Maßnahmen der russischen Notenbank. So will sie Unternehmen und Banken mit frischem Geld versorgen, um möglichen Zahlungsengpässen vorzubeugen. Die Auslandsverschuldung von Banken und Unter-nehmen beträgt rd. 600 Mrd. US-Dollar. Davon wird rd. ein Sechstel im kommenden Jahr fällig, was einige Emittenten vor dem Hintergrund des stark gefallenen Rubels vor große Herausforderungen stellen dürfte. Des Weiteren behält sich die Zentralbank vor, zusätzliche Devisenmaßnahmen einzuführen und gegebenenfalls mit weiteren Interventionen zu Gunsten des Rubels einzugreifen. Auch der RTS-Index schoss nach Veröffentlichung dieser Maßnahmen steil in die Höhe. Vom Tief am 16. Dezember 2014 bei rd. 578 Punkten legte er binnen zwei Tagen um rd. 34% zu! Die Kehrseite der massiven Leitzinserhöhung ist eine weitere Abschwächung des Wachstums. Unter der Voraussetzung, dass die Ölpreise weiter niedrig bleiben, rechnet die russische Notenbank in 2015 mit einer Schrumpfung des BIP um rd. 5% (J/J). Ein anhaltend hoher Leitzins dürfte die Situation u.E. ebenso verschärfen wie zusätzliche Sanktionen gegen Russland. Wir bestätigen vor dem Hintergrund der vielen gravierenden Probleme (drastische Rubelabwertung, Ölpreisbaisse, hohe Inflation, Rezession in 2015, Sanktionspolitik des Westens, Krise in der Ostukraine, etc.) trotz sehr günstiger Bewertungen unsere Untergewichtung für den russischen Aktienmarkt.
Zinsen und Anleihen
Der Ifo-Geschäftklimaindex stieg im Dezember stärker als erwartet von 104,7 auf 105,5 Punkte an. Dies war der zweite Anstieg in Folge nach sechs Rückgängen. Die Kombination aus geldpolitischer Lockerung, fallendem Ölpreis und der Abwertung des Euro dürften die deutsche Konjunktur weiter unterstützen. Dies zeigt sich auch daran, dass die Verbesserung ausschließlich auf einer Aufhellung der konjunkturellen Erwartungen beruht; die Beurteilung der aktuellen Lage blieb dagegen unverändert. Die Russland-Krise macht sich offenbar kaum bemerkbar. Die Russland-Exporte aus Deutschland gehen bereits seit zwei Jahren zurück. Im Nachgang zur Sitzung der US-Notenbank vom Mittwoch, bei der die Notenbankchefin Janet Yellen klarmachte, dass die Fed der Leitzinswende behutsam näher rücke, stiegen die Renditen von US-Treasuries merklich an, insbesondere die Renditen längerlaufender Titel. Die Rendite 10-jähriger US-Treasuries, die am Dienstag fast auf 2% gesunken war, schloss über der Marke von 2,20%. Dabei wurden auch Bundesanleihen in Mitleidenschaft gezogen. Die Rendite 10-jähriger Bundestitel stieg um 4 Bp. auf 0,63%. Da Zinserhöhungen der Fed wahrscheinlicher werden und die EZB die Geldpolitik mit Staatsanleihekäufen noch lockern wird, gab der EUR zum USD deutlich nach und fiel auf unter 1,23 USD. Sehr freundlich tendierten gestern die Staatsanleihen der EWU-Peripherie. Nachdem die Schweizer Nationalbank ihren Leitzins von 0,00 auf minus 0,25% senkte, erhärteten sich Spekulationen, dass die EZB demnächst zu breitangelegten Staatsanleihekäufen greifen wird. Italienische 10-jährige Staatsanleihen markierten ein neues Rekordtief bei 1,92%. Am Nachmittag stiegen aber auch hier die Renditen wieder an.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte tendierten nach der Pressekonferenz der US-Notenbank und mit der Aussicht auf vorerst weiterhin sehr niedrige Leitzinsen sehr fest. Die Leitindizes legten am Donnerstag um bis zu 3,4% (Spanien) zu. Positiv wirkte sich auch schon wie am Vortag eine gewisse Entspannung in Russland aus. Die Rede von Putin wurde gestern mit Erleichterung aufgenommen. Der russische RTS-Index gewann rd. 6,3% und der Rubel setzte seine Aufwertung eben-falls fort; gestern mussten nur noch 73 Rubel für einen Euro bezahlt werden. Am Dienstag waren es in der Spitze fast 100 Rubel für einen Euro gewesen. Auch andere Aktienmärkte der Emerging Markets profitierten von der Beruhigung in Russland. So legte der türkische Leitindex um 3% zu und auch die Lira wertete auf. In diesem weiterhin von starker Schwankungsintensität und hoher Unsicherheit geprägten Umfeld legte der Dax gestern um 2,8% zu. Damit hat er vom Tiefpunkt am Dienstag schon wieder rd. 6,4% gewonnen. Für Rückenwind sorgte in Deutschland auch der solide Ifo-Index. Auf europäischer Sektorebene standen gestern v.a. Aktien aus den Branchen Bau sowie Technologie im Fokus, die im Durchschnitt um ca. 4% stiegen. Am Ende der Performancerangliste rangierten Titel aus dem Sektor Rohstoffe (+1,8%). Die Börsen in den USA tendierten nach der Pressekonferenz der US-Notenbank den zweiten Tag in Folge fester. Der Dow Jones-Index gewann 2,4%. Auf Einzelwertebene stach nach Vorlage guter Quartalszahlen die Aktie von Oracle mit einem Plus von 10,2% heraus. Auf Sektorebene (S&P 500) führten dann auch IT-Werte die Performancerangliste mit durchschnittlichen Gewinnen von 3% an (Gebrauchsgüter als schwächste Branche: +1,6%). Die Börsen in Asien tendierten überwiegend freundlich. Der Nikkei 225 gewann weitere 2,4%. Der KOSPI-Index (Südkorea) stieg um 1,7%.