Commerzbank: Rubel-Freigabe führt vorerst nicht zu einer Beruhigung an der Währungsfront
Nachdem es der russischen Zentralbank unter dem alten Währungsregime (der Außenwert des Rubel durfte nur in einer bestimmten Bandbreite zu einem Währungskorb schwanken) trotz zahlreicher Interventionen und einer abermaligen Erhöhung des Leitzinses um 150 Basispunkte auf 9,5% nicht gelungen war, die Heimatwährung zu stabilisieren, gaben die Währungshüter im November 2014 die Währung de facto frei. Der Kurs des Rubel soll jetzt nur noch die Marktkräfte widerspiegeln. Den-noch behält sich die Notenbank vor, jederzeit und ohne Begrenzung auf dem Devisenmarkt zu intervenieren. Das neue Regime führte aber zunächst nur kurzzeitig zu einer Beruhigung an der Währungsfront. Gegen Mitte des Monats fiel der Rubel ggü. dem Euro schon wieder in Richtung der Allzeittiefs. Premierminister Medwedew sagte, dass keine Kapitalverkehrskontrollen oder Einschränkungen des Devisenkaufs geplant seien. Dennoch ist der Devisenmarkt weiter äußerst nervös. Laut Angaben der Notenbank dürfte die Kapitalflucht (Privatsektor) in 2014 rd. 130 Mrd. betragen. Trotz der zahlreichen Interventionen verfügen die Währungshüter immer noch über ein ansehnliches Devisenpolster (428 Mrd. USD per Ende Oktober; Anfang 2014: 510 Mrd. USD). Die Abwertung des Rubel ist weniger ein Problem für den Staatshaushalt (geringe Schuldenquote: rd. 14% des BIP, ein großer Teil davon in Rubel) als vielmehr für die Banken, deren Auslandsverbindlichkeiten in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen sind und sich mittlerweile auf 192 Mrd. USD akkumulieren. Jede weitere Abwertung erhöht somit die in Rubel gerechnete Schuldenlast. Aus analytischer Sicht ist es derzeit kaum vorhersehbar, wie sich der Rubelkurs entwickeln wird. Spekulanten werden immer wieder versuchen, die Zentralbank zu testen. Wann diese mit Interventionen wieder in den Markt eingreifen wird und in welcher Höhe, ist kaum zu prognostizieren. Nach dem bereits starken Verfall der russischen Währung dürfte die Toleranzschwelle der Notenbank in Bezug auf weitere Abwertungen allerdings nicht mehr in weiter Ferne liegen.
Zinsen und Anleihen
Die Renditen von 10-jährigen Bundesanleihen hielten sich gestern erneut unter der Marke von 0,8%. Einen Beitrag zur positiven Marktstimmung lieferte erstens EZB-Präsident Mario Draghi, in dem er letzte Woche die Erwartung umfangreicher Wertpapierkäufe durch die EZB schürte. Hinzu kamen zweitens die expansiven Maßnahmen der chinesischen Notenbank am Freitag. Die überwiegend positiven Konjunkturdaten belasteten gestern den Rentenmarkt nicht. Zwar bestätigten die Detailergebnisse zur deutschen Produktion, dass das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal real nur um magere 0,1% gewachsen ist. Aber sowohl die Exportnachfrage wie auch der private Konsum legten erfreulich kräftig zu. Die Schwäche ging einerseits von den Investitionen aus und andererseits wurde die Nachfrage auch reichlich aus Lagerbeständen bedient. In den USA ist das Wachstumstempo freilich ein anderes. Laut der dritten Schätzung legte jenseits des Atlantiks die Produktion im dritten Quartal um 3,9% Q/Q zu. Allerdings annualisieren die Amerikaner ihre Wachstumsraten – das sieht besser aus. Somit wurde die zweite Schätzung nach oben revidiert. Die meisten Analysten hatten dagegen mit einer Abwärtsrevision gerechnet. Unter anderem der private Verbrauch war stärker als bislang gemeldet. Demgegenüber enttäuschte das vom Conference Borad gemeldete Verbrauchervertrauen. Der Index fiel von 94,1 auf 88,7. Die niedrigen Energiekosten und die steigenden Einkommen dürften aber den Konsum weiter anheizen.
Aktien
Die Börsianer sind weiterhin gut gelaunt; die Jahresendrally ist zum Erstaunen nicht weniger Anleger in vollem Gang. Seit dem Tiefstand am 16. Oktober (8.354 Punkte) legte der Dax rd. 18% zu. Damit fehlen dem deutschen Leitindex nur noch rd. 2% bis zum historischen Höchststand vom 20. Juni 2014 (10.050 Punkte). Am gestrigen Handelstag gewannen die europäischen Leitindizes um bis zu 0,8% (Deutschland). Als Kurstreiber erweisen sich nach wie vor die expansive Geldpolitik der wichtigsten Notenbanken der Welt sowie die sehr robuste US-Konjunktur. Zudem hellte sich auch die Geschäftsstimmung in Deutschland jüngst wieder auf, was eben-falls für mehr Kauflaune sorgte. Tagesgewinner im Dax (+0,8%), der im Tagesverlauf die Marke von 9.900 Punkten übersprang, waren die Aktien von Eon und RWE, die um rd. 3,1% kletterten. Wie an den Vortagen war auch die Aktie der Deutschen Bank (+1,9%) abermals gesucht, wodurch sich die Verluste seit Jahresbeginn (rd. 22%) weiter reduzierten. In der zweiten Reihe kam es v.a. bei der zuletzt stark gestiegenen Aktie von Südzucker zu Gewinnmitnahmen (-3,8%). Auf europäischer Sektorebene waren v.a. Werte aus den Branchen Automobile und Banken sowie Finanzdienstleistungen gefragt, die im Durchschnitt um 1,3% bzw. um rd. 1% anzogen. Dagegen standen Aktien aus dem Bereich Öl & Gas auf der Verliererseite; sie büßten im Schnitt 1,1% ein. Die Börsen in den USA tendierten nach Vorlage von gemischt ausgefallenen Konjunkturdaten etwas leichter. Auf Sektorebene (S&P 500) legten Gebrauchsgüteraktien (+0,2%) am stärksten zu; dagegen verloren Energietitel im Schnitt rd. 1,6%. Wegen Thanksgiving bleiben die Börsen in den USA am Donnerstag geschlossen (Freitag: verkürzter Handel). Die Börsen in Asien tendierten uneinheitlich. Der Schanghai A-Index gewann rd. 1,4% (+23% seit Jahresbeginn).