Commerzbank: Ifo-Geschäftsklima hellt sich überraschend auf
Im November stieg der Ifo-Geschäftsklimaindex von 103,2 auf 104,7 Punkte. Nachdem er sich sechs Mal in Folge verschlechtert hatte, kam der Anstieg überraschend, zumal der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe letzte Woche deutlich zurückging. Der Ifo-Index stützt unsere Erwartung, dass die deutsche Wirtschaft mit ihrer Abschwächung lediglich eine Konjunkturdelle durchläuft und im nächsten Jahr wieder etwas stärker wachsen dürfte. Dafür sprechen vor allem die merkliche Abwertung des EUR, die die preisliche Wettbewerbsfähigkeit erhöht, sowie der gesunkene Ölpreis, der die Importrechnung Deutschlands reduziert und vor allem auch dem Privaten Verbrauch zugute kommt.
Zinsen und Anleihen
An den Rentenmärkten blieb das Geschehen gestern ruhig, sie verarbeiteten noch die Botschaft des EZB-Präsidenten vom Freitag. Dieser hatte eine steigende Bereitschaft der EZB zu quantitativen Lockerungsmaßnahmen signalisiert und damit einen Rutsch der Renditen 10-jähriger Bundesanleihen deutlich unter die Marke von 0,80% ausgelöst, die auch zum Wochenauftakt nicht wieder überschritten wurde. In diesem Zuge hatten sich auch die Risikoaufschläge der Peripherieanleihen weiter vermindert, sie verharrten in der Nähe ihrer Jahrestiefs. Bemerkenswert: Die Rendite 10-jähriger spanischer Staatsanleihen fiel gestern erstmals unter die 2%-Marke. Der deutlich verbesserte Ifo-Geschäftsklimaindex (siehe „Im Blickpunkt“), der erstmals seit April wieder zulegen konnte, änderte also nichts an der quantitativen Lockerungsphantasie im Euroraum. Das Schüren dieser Phantasie zielt nach unserer Einschätzung primär auf eine Schwächung des EUR, um so über die Außenhandelsschiene der Konjunktur im Euroraum wieder mehr Leben einzuhauchen. In diesem Sinne kann die EZB zufrieden sein; immerhin hat sich der EUR gegenüber dem USD seit seinem Jahreshoch im Mai um 11% abgeschwächt – und dieser Trend wird wohl noch weitergehen. Bei den heute anstehenden Daten wird vor allem interessant sein, ob die Erholung der US-Verbraucherstimmung, die zuletzt ein neues Nachkrisenhoch erreicht hat, im November weiterging. Die gesunkenen Energiepreise und die anhalten-de Verbesserung am Arbeitsmarkt sprechen jedenfalls klar dafür.
Aktien
Nachdem der DAX in der vergangenen Woche das größte Wochenplus seit gut einem Jahr wegen der überraschenden Zinssenkung in China und der Aussagen der Europäischen Zentralbank verzeichnen konnte, setzte der deutsche Leitindex seinen Höhenflug auch zum Wochenstart fort. Der überraschend um 1,5 Punkte gestiegene Ifo-Geschäftklimaindex sorgte am Montag für einen DAX-Schluss-Stand von 9.786 Punkten was ein Plus von 0,54% bedeutete. Wegen der verbesserten Konjunkturaussichten standen dann auch die Automobilwerte und deren Zulieferer besonders im Fokus. Neben Daimler (+1,29%), VW (+1,12%) und Continental (1,61%) konnten sich die Anteile von BMW um 1,41% verbessern. Der Autobauer aus Bayern profitierte zusätzlich von einem Bericht über eine Kooperation mit dem US-Elektroauto-Pionier Tesla. An der Spitze der Kursliste lag aber die Deutsche Börse. Das Plus von 2,33% wird einer positiven Äußerung der US-Bank Citigroup zugeschrieben. Trotz der anhaltenden Markteuphorie gab es auch 11 Verlierer im DAX an deren Spitze K&S notierten. Medienberichte zufolge soll die jüngst überflutete russische Mine von Uralkali zeitnah wieder die Produktion aufnehmen, was die Hoffnungen auf steigende Kali-Preise zunächst wieder deutlich dämpft. Der Wert büßte 1,53% ein. Während die übrigen europäischen Märkte ebenfalls freundlich tendierten, musste der britische Markt leichte Abschläge verkraften. In Europa waren es vor allem Bankenwerte, die als Tagessieger aus dem Handel gingen. Der US-Markt konnte in der vergangenen Börsensitzung nur ein bescheidenes Plus verbuchen. Der Dow Jones schloss mit mageren +0,04%. Der DAX wird zur Eröffnung mit einem leichten Aufschlag erwartet.