Bank J. Safra Sarasin - US-Anleihen: Unbeeindruckt von Euro-Problemen
Der Anleihenmarkt hat eine turbulente Zeit hinter sich. Das illustriert die Renditeentwicklung der 5-jährigen US-Staatsanleihen. Zu Beginn des Oktobers notierten diese noch bei 1.72%, rutschten bis Mitte Oktober auf ein Niveau von 1.34% ab, aber erholten sich bis heute wieder auf 1.62%. Solche Schwankungen sahen wir letztmals im September 2013, als die anstehende Schliessung der US-Behörden – der sogenannte «Government Shutdown» - Rezessionsängste in den USA heraufbeschwor und die Anleihenmärkte in Aufruhr versetzte.
Auch heute dominieren makroökonomische Risiken die Entwicklung im Anleihenmarkt. Dieses Mal betrifft es aber nicht die US-Wirtschaft – diese steht im Moment auf festen Füssen: Die Arbeitslosigkeit in den USA sank im Oktober auf 5.8% und die Konsumentenstimmung stieg auf den höchsten Stand seit 2008. Der Anleihenmarkt macht sich allerdings um die Weltwirtschaft Sorgen. Die enttäuschende Entwicklung in Euroland und in den Schwellenländern bewog den internationalen Währungsfonds in seinem Herbstgutachten vor globalen Risiken zu warnen. Solche Risiken können über eine Aufwertung des US-Dollars und einer schwächeren Auslandsnachfrage auch in den USA zu einer empfindlichen Konjunktureintrübung führen.
Vor diesem Hintergrund interessieren sich die Anleger besonders für die Offenmarktsitzungen der US-Zentralbank Fed. Die letzte Sitzung fand Ende Oktober statt, die nächste ist für Mitte Dezember geplant. Teilt Janet Yellen, die Vorsitzende des Fed, die Wachstumsängste der Marktteilnehmer? Bisher scheint dies – der Presseerklärung der Oktober-Sitzung zufolge – nicht der Fall zu sein. Das Fed hob in ihrem Bericht die robusten Wirtschaftsdaten im Inland hervor. Während die US-Notenbank im Sommer noch auf eine signifikante Unterauslastung des US-Arbeitsmarktes hinwies, stellte sie im Oktober fest, dass die Unterauslastung abnimmt. Unwägbarkeiten wie Euro-Konjunktur, Ebola, Geopolitik fanden in der Presseerklärung kaum Eingang. Das Fed charakterisierte die Risiken bezüglich der Wirtschaftsentwicklung weiterhin als «nahezu ausgewogen». Trotz den Turbulenzen an den Anleihenmärkten und der verschiedenen Risiken scheint das Fed an seinem Kurs auf einen ersten Zinsschritt im Jahr 2015 unbeirrt fest zu halten.
Damit blickt die US-Notenbank wesentlich optimistischer in die Zukunft als mancher Anleger. Falls sich die erste Anhebung der Leitzinsen in den nächsten Quartalen tatsächlich konkretisiert, wird das beim einen oder anderen Anleihen-Investor zum Umdenken und in der Folge auch zu steigenden Renditen führen. Das Ende der Nullzinspolitik in den USA kontrastiert mit der Zinsenwicklung in Euroland, wo der Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB unausweichlich erscheint. Vor diesem Hintergrund dürften sich die US-Euro-Anleihen-Renditen weiter auseinander entwickeln.