Raiffeisen: EZB, Euro-Dollar-Kurs, ifo-Index und Aktienmärkte im Blickpunkt
Der vergangene Freitag wurde von EZB-Chef Draghi dominiert, der die Erwartungen baldiger Staatsanleihekäufe weiter anheizte: Laut ihm werde die EZB tun was notwendig ist um Inflation und Inflationserwartungen rasch wieder nach oben zu bringen. Falls die gegenwärtige Politik dafür nicht ausreichend sei, oder zusätzliche Abwärtsrisiken für die Inflation entstünden, würde die EZB Ausmaß, Tempo und Zusammensetzung ihrer Anleihenkäufe erhöhen. Das ist zwar keine wesentliche Abweichung von der bisherigen EZB-Linie, wurde vom Markt aber als erhöhte Wahrscheinlichkeit baldiger Staatsanleihekäufe interpretiert. Einer der Hauptprofiteure waren erwartungsgemäß Peripherie-Staatsanleihen, aber der Effekt zog sich quer durch alle Asset-Klassen und auch dem Bund-Future tat diese Ansage gut, die zehnjährige Rendite ging auf 0,77 % zurück. EUR/USD stürzte sogar von 1,255 auf unter 1,24 ab und zeigt heute Morgen nur eine minimale Gegenbewegung auf 1,24. Der US-Treasury Future notiert heute Morgen praktisch unverändert zu seinem Freitags-Schluss. Heute Vormittag steht der deutsche ifo-Index im Fokus: Für eine starke Monatsverbesserung wie vor kurzem bei Sentix- und ZEW-Index ist es unserer Meinung nach noch zu früh; im November dürfte sich der Gesamtindex unserer Meinung nach aber stabilisiert haben. Dabei gehen wir von einer neuerlichen Eintrübung der Einschätzung der aktuellen Lage aus, wogegen wir bei den Zukunftserwartungen mit einer Aufhellung rechnen. Selbst nach dem deutlichen Rückgang in den Monaten zuvor ist der ifo-Index noch immer auf einem Niveau, welches in der Vergangen mit einem deutlich positiven BIP-Wachstum einherging. In den USA wird der Markit-PMI für den Dienstleistungssektor veröffentlicht – angesichts des hohen Niveaus des Indikators würde selbst ein kleiner Monatsrückgang den starken US-Konjunkturausblick nicht beeinträchtigen.
Aktienmärkte
Die Euphorie, die am Freitag an den US-Aktienmärkten vorherrschte, hat zwar im weiteren Sitzungsverlauf an Dynamik eingebüßt, aber letztendlich konnten doch noch satte Zugewinne und neue Rekordstände verbucht werden. Unterstützt wurde die positive Stimmung von den Notenbanken der Eurozone und Chinas, da es in den USA keine marktbewegenden Konjunkturdaten gab. Unternehmensmeldungen kamen überwiegend von Konzernen aus der zweiten Reihe und diese fielen eher durchwachsen aus. Die Börse in Japan blieb heute feiertagsbedingt geschlossen. Diese Woche werden die zur Veröffentlichung anstehenden Konjunkturdaten dies- und jenseits des Atlantiks den Takt angeben. Unternehmensseitig werden nur mehr wenige Quartalszahlen präsentiert, daher ist von dieser Seite keine Marktbeeinflussung zu erwarten. Grundsätzlich dürfte sich an der vorherrschenden positiven Stimmung an den Märkten nichts ändern. Laut aktuellen Futures-Indikationen ist an den europäischen Aktienmärkten von einem freundlichen Handelsauftakt auszugehen.
Credit-Märkte
Die EZB hat letzten Freitag mit ihrem Ankaufprogramm von Asset Backed Securities begonnen. Laut Bloomberg wurden vorerst Papiere gekauft, die niederländische Immobilienkredite beinhalten. Herr Draghi erneuerte das Begehren der Notenbank die Ankaufprogramme von Covered Bonds und Asset Backed Securities auch auf andere Assetklassen (Staats- und Unternehmensanleihen sind im Gespräch) auszuweiten. Der Credit-Markt reagierte mit sinkenden Risikoprämien, womit ein äußerst positiver Wochenschluss gesichert war. Am Primärmarkt emittierte 2i Rete Gas (Baa2/BBB) noch EUR 540 Mio. am Freitag. Die fünfjährige Anleihe wurde mit einer Risikoprämie von MS+80 BP gepreist. Praxair (A2/A) platzierte eine elfjährige Anleihe im Volumen von EUR 500 Mio. mit einem Aufschlag von MS+63 BP.
China
Die People’s Bank of China (PBoC) senkte Freitagnachmittag nach Handelsschluss das erste Mal seit 2012 die Leitzinsen. Der einjährige Kreditzins wurde um 40 BP (Basispunkte) auf 5,6 % gesenkt und der einjährige Einlagezinssatz um 25 BP auf 2,75 %. Gleichzeitig wurde die erlaubte Obergrenze für Abweichungen der Einlagezinsen von 110 % auf 120 % erhöht. Das entspricht ungefähr dem Umfang der Senkung des Einlagen-Zinses, weshalb sich die Auswirkungen in diesem Bereich in Grenzen halten dürften. Als Begründung führte die Zentralbank die hohen Finanzierungskosten an. Sie beteuerte aber , dass mit der Zinssenkung keine Änderung der geldpolitischen Ausrichtung verbunden sei und man die Zinssenkung geldpolitisch als neutral einzustufen solle. Chinesische Aktien reagierten sowohl am Festland wie auch in Hongkong mit starken Zugewinnen.
Zentral- und Osteuropa
- In der laufenden Woche stehen wenige Datenveröffentlichungen aus der CEE-Region an. Die Highlights sind der VPI in Ungarn am Dienstag und die für Freitag angesetzten finalen BIP-Daten.
- Die deutlich höhere Wahrscheinlichkeit eines zusätzlichen EZB-Stimulus sollte den lokalen CE-Anleihemärkten Unterstützung bieten.