Commerzbank: Einkaufsmanagerindizes deuten auf schwaches Wachstum im 4. Quartal hin
Die Einkaufsmanagerindizes für den Euroraum enttäuschten gestern auf der ganzen Linie. Entgegen den Erwartungen eines leichten Anstiegs ging der Index für das Verarbeitende Gewerbe um 0,2 auf 50,4 Punkte zurück und liegt nahe dem im September erreichten Jahrestief. Noch stärker ging der Wert für den Dienstleistungssektor - um einen Punkt - auf 53,1 Punkte zurück. Die Umfragen deuten zwar nicht auf eine Rezession hin, jedoch dürfte das Wachstum aufgrund des unabweisbaren Entschuldungsprozesses und struktureller Probleme im Euroraum stark gebremst bleiben. Im 4. Quartal dürfte das reale BIP-Wachstum nur 0,2% Q/Q betragen und im Gesamtjahr nicht über 0,8% hinauskommen.
Zinsen und Anleihen
Nach der Meldung schwächer als erwarteter Einkaufsmanagerindizes in China (50,0 nach 50,4 Punkten), Japan (52,1 nach 52,4 Punkten) und dem Euroraum tendierten die Rentenmärkte gestern sehr freundlich. Der Renditerückgang in der EWU-Peripherie blieb hinter denen von Bundesanleihen zurück. Insbesondere die Einkaufsmanagerindizes im Euroraum erfüllten nicht die Hoffnungen auf eine Besserung der Wirtschaftslage und deuten auf ein schwaches Wachstum im 4. Quartal hin (siehe im Blickpunkt). Am Montag steht der vielbeachtete Ifo-Geschäftsklimaindex zur Meldung an, der nicht rückläufig erwartet wird und ebenfalls enttäuschen könnte. Die Marktteilnehmer setzen bei dem fragilen Umfeld weiterhin auf Staatsanleihekäufe der EZB. Der EUR blieb aber ggü. dem USD relativ stabil. In den USA stagnierten die Verbraucherpreise im Oktober ggü. Vormonat, obwohl die Energiepreise wegen des Ölpreisverfalls um 1,9% M/M zurückgingen; die Inflationsrate ggü. Vorjahr verharrte bei 1,7% J/J. Erwartet worden war ein leichter Rückgang der Verbraucherpreise. Die Preise ohne Energie- und Nahrungsmittel (Kerninflation) stiegen um 0,2% M/M an, so dass die Kerninflationsrate von 1,7 auf 1,8% J/J leicht anstieg. Die Inflation bleibt damit weiterhin deutlich unter dem Inflationsziel der Fed in Höhe von 2%. Dies verstärkte Spekulationen, dass es die Fed nicht sehr eilig mit dem Beginn des Leitzinsstraffungszyklus hat. Auch der ebenfalls schwächer als erwartete Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in den USA von Markit, der von 55,9 auf 54,7 Punkte leicht zurückging, sprach dafür. Im Tagesverlauf folgten allerdings noch besser als erwartete US-Daten: Die Verkäufe neuer Häuser stiegen entgegen der Erwartung eines Anstiegs weiter im Oktober an und der US-Frühindikator stieg um 0,9% M/M kräftiger als erwartet.
Aktien
Nach den Kursgewinnen der vergangenen Tage ging es an den europäischen Aktienmärkten gestern abwärts. Im Fokus standen dabei Konjunkturdaten. Hatte der Einkaufsmanagerindex aus China (Markit/PMI)zunächst noch keine größeren Auswirkungen auf die Kurse, sorgten dann aber die unter den Erwartungen liegenden Einkaufsmanagerindizes aus dem Euroraum für Abgabedruck. Die sich dann im Verlauf erholende Wall Street half dann allerdings den Indizes wieder auf die Beine. Banken (-1,4%) und Grundstofftitel (-1,6%) führten zusammen mit den Versorgern (-1,2%) die Verlierer an. Bei den Banken litten insbesondere die Titel der Peripherie, auf dem Grundstoffsektor lasteten der China PMI. Zur Abwechslung avancierte der Energiesektor (+1%) zum Tagesgewinner. Hier sorgte das Übernahmeangebot von Technip (-7%) für CGG (+22%) dafür, dass auch andere Titel aus dem Ölserservicesektor zulegen konnten. Die Schwergewichte wie BP (+0,3%) oder Total (unv.) bewegten sich kaum. Letztendlich konnten sich die Indizes trotz der schwachen Daten recht gut halten, gleichwohl bleibt das Aufwärtspotenzial begrenzt, solange die Konjunkturdaten schwach bleiben. Die US-Märkte starteten schwach, konnten sich dann aber im Zuge guter Konjunkturdaten erholen und leicht im Plus schließen. Die Meldung eines Ebola-Verdachtfalls in New York brachte die Kurse nur leicht zurück. Auf Sektorebene kamen die zuvor gut gelaufenen Telekoms und zyklischen Konsumgüter (je -0,5%) etwas zurück. Die Hoffnung auf Förderkürzungen beim anstehenden OPEC-Treffen ließ den Ölpreis und Energiewerte (+1,1%) anziehen. In Asien notieren die Märkte überwiegend freundlich, auch der Nikkei konnte sich nach zwischenzeitlichen Verlusten ins Plus retten. Der Rücktritt des Kabinetts macht den Weg frei für Neuwahlen.