German Pellets Anleihe: Nachfrage und Marktanteile steigen – US-Kapazitäten sollen wachsen
Die Nachfrage nach Holzpellets steigt. Einer der Wachtumstreiber ist der Preis, die Kosten für Pellets liegen trotz der Baisse beim Ölpreis immer noch deutlich unter den Heizölpreisen – in Deutschland und noch mehr in anderen Ländern, wie Carsten Scholz von German Pellets im Interview mit www.4investors.de sagt. Der Pelletsproduzent emittiert in diesen Tagen eine Fünfjahres-Anleihe mit einer Verzinsung von 7,25 Prozent. Inhaber einer 2011 ausgegeben Anleihe können ein Tauschangebot wahrnehmen. „Frische“ Gelder will die Gesellschaft in den Ausbau von Kapazitäten in den USA nutzen.
www.4investors.de: Seit unserem letzten Interview sind rund eineinhalb Jahre vergangen. Wie hat sich der Pelletmarkt seitdem entwickelt?
Scholz: Der europäische Pelletmarkt ist ein dynamischer Wachstumsmarkt. Deutschland beispielsweise konnte in 2013 ein Wachstum von rund 15 Prozent aufweisen. Rund 350.000 Pelletheizungen sind hierzulande bereits installiert. Der nach wie vor hohe Anteil an völlig veralteten Heizungen bietet noch jede Menge weiteres Potenzial für die Zukunft. Auch in Ländern wie Dänemark, Österreich und Italien sind Pellets als Brennstoff fest etabliert. In Frankreich beobachten wir aktuell ein enormes Marktwachstum. Die Erzeugung von Strom aus Pellets im Kraftwerksmarkt wächst expansiv. Die Niederlande, Belgien und Großbritannien sind hier Vorreiter. Nicht zu vergessen sind auch Industriebetriebe wie Molkereien oder Gärtnereien sowie öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten und Hospitäler, die vermehrt Pellets einsetzen, um Kosten zu sparen und etwas für die Umwelt zu tun.
www.4investors.de: German Pellets hat 2013 den Umsatz deutlich gesteigert, der Gewinn ist aber nahezu konstant geblieben. Was hat ihre Gewinnmargen gedrückt?
Scholz: Wenn sie sich unseren Halbjahresbericht anschauen, sehen sie, dass wir im ersten Halbjahr 2014 sowohl EBITDA, EBIT als auch den Periodenüberschuss im Vergleich zum Vorjahr steigern konnten. Das ist ein gutes Signal und zeigt, dass sich vor allem auch unser Engagement in den USA positiv in den wirtschaftlichen Kennzahlen niederschlägt.
www.4investors.de: Der Winter war 2014 nicht nur in Deutschland sehr mild, die Nachfrage nach Brennstoffen entsprechend gering, in der zweiten Jahreshälfte gibt es nun deutlich fallende Ölpreise. Welche Auswirkungen haben diese Ereignisse für ihre Produktion, die Lagerbestände und die Nachfrage nach Pellets?
Scholz: Regional unterschiedlich hat der vergleichsweise milde Winter natürlich zu Minderverbräuchen geführt. Diese konnten durch das allgemeine Marktwachstum, also den Zubau neuer Pelletfeuerungen, teilweise ausgeglichen werden. Gleichzeitig ist es uns gelungen, unsere Vertriebsstrukturen in den wesentlichen europäischen Kernmärkten auszubauen, sodass wir trotz des milden Winters 2013/14 Mengen- und Marktanteile dazugewinnen konnten. Wir profitieren dabei auch von unserer breiten Kundenstruktur. Holzpelletlieferungen für die Erzeugung von Prozesswärme und für den Kraftwerksmarkt sind weniger abhängig von der Witterung. Der aktuell sinkende Ölpreis passt ins Bild eines insgesamt volatilen Ölmarktes. Pelletkunden wissen deshalb die Preisstabilität von Holzpellets zu schätzen. Aktuell sind Holzpellets in Deutschland rund 35 Prozent preiswerter als Heizöl. In anderen Ländern, etwa Dänemark und Italien, ist dieser Preisvorteil noch deutlich größer.
www.4investors.de: Viele Rohstoffpreise, nicht nur der Ölpreis, sind in der vergangenen Zeit deutlich gefallen. Wie sieht das bei dem Rohstoff für German Pellets aus, dem Holz? Und welche Rolle spielen dabei die diversen heftigen Orkane und Stürme der letzten Zeit, die für reichlich Schäden am Baumbestand gesorgt haben?
Scholz: Gut, dass sie danach fragen. Was viele nämlich nicht wissen, ist, dass Deutschland im europäischen Vergleich die höchsten Holzvorräte besitzt. Der deutsche Wald ist gesund und wächst Jahr für Jahr. Erst vor wenigen Wochen wurden die Ergebnisse der dritten Bundeswaldinventur veröffentlicht und dem Wald erneut ein guter Zustand bescheinigt. Das heißt für uns, es stehen große Mengen Rohstoff nachhaltig zur Verfügung. Unsere Rohstoffpreise sind abhängig von Angebot und Nachfrage in der Forst- und Sägeindustrie und das regional bzw. national unterschiedlich. Zur Sicherung kostengünstiger, nachhaltiger Rohstoffquellen bauen wir derzeit bereits unser zweites Pelletwerk in den USA. Dort soll die Produktion planmäßig Ende des 4. Quartals 2014 starten.
www.4investors.de: Sie peilen für 2014 Umsatz- und Ertragssteigerungen an, die sie laut Halbjahresbericht in den ersten sechs Monaten 2014 auch erreicht haben. Hat sich der Trend aus dem ersten Halbjahr in der zweiten Jahreshälfte fortgesetzt?
Scholz: Eindeutig ja. Das zweite Halbjahr ist in der Regel stärker als das erste. Insofern gehen wir von einer weiteren Verbesserung unserer wirtschaftlichen Kennzahlen aus.
www.4investors.de: Mit welcher Entwicklung rechnen sie in den kommenden Jahren bei Umsatz und Ertrag?
Scholz: Wir wollen weiter gesund wachsen. Dabei steht die Steigerung der Ertragskraft (EBITDA) im Fokus. Dies möchten wir u.a. durch die weitere Internationalisierung zur Optimierung von Produktion und Rohstoffsourcing sowie den Ausbau des Vertriebs hin zum Endverbraucher erreichen.
www.4investors.de: Die neue German Pellets Anleihe wird ein Volumen von bis zu 130 Millionen Euro haben. Welche Sicherheiten und Schutzklauseln gibt es für den Anleger?
Scholz: Die Covenants beinhalten eine Negativverpflichtung für Kapitalmarktverbindlichkeiten, eine Kontrollwechsel- und Drittverzug-Klausel, eine Ausschüttungsbegrenzung bei Non-Investment-Grade-Rating sowie eine Reporting-Klausel mit Quartalsberichten.
www.4investors.de: In welche Vorhaben werden sie das Emissionsvolumen investieren, das ihnen nach dem Umtausch frisch zufließt?
Scholz: Der Nettoemissionserlös soll mit bis zu 80 Millionen Euro für den Umtausch der Schuldverschreibungen 2011/16 verwendet werden. Weitere Mittel sind für den Ausbau unserer internationalen Produktionskapazitäten eingeplant. Dazu zählen die Erweiterung eines bestehenden Standortes oder die Schaffung einer neuen Produktionsstätte in den USA sowie die Schaffung von Sägewerks- und Sortierungskapazitäten am Standort Woodville, USA. Dies trägt zum Erreichen neuer Stufen der Wertschöpfungskette bei.
www.4investors.de: Was hat sie bewogen, ein Umtauschangebot für die 2011 ausgegebenen Anleihen vorzulegen? Welche Vorteile haben sie als Unternehmen davon und mit welchem Tauschvolumen rechnen sie?
Scholz: Wir kümmern uns frühzeitig um eine Refinanzierung und bieten Anlegern somit auch in Zukunft die Möglichkeit, in Holzpellets als alternative Geldanlage zu investieren und sich langfristig attraktive Zinsen zu sichern. Durch unsere aktuelle Transaktion im Prime Standard für Unternehmensanleihen der Börse Frankfurt möchten wir auch ganz bewusst ein Zeichen in Richtung Qualität und Transparenz setzen.
Als Unternehmen haben wir im Falle eines Tausches den Vorteil, dass wir bereits jetzt langfristig planen können. Die Umtauschkonditionen in Form der sofortigen Zahlung der Stückzinsen und des Zusatzbetrags von 25 Euro je Teilschuldverschreibung sind aus unserer Sicht attraktiv und dürften das Tauschinteresse fördern.
www.4investors.de: Ist abzusehen, dass sie das Restvolumen der alten Anleihe kündigen werden, das nicht getauscht wird? Wie würde dann eine solche Kündigung finanziert werden?
Scholz: Wir haben gemäß den Anleihebedingungen die Möglichkeit, die Anleihe 2011/16 jederzeit zu kündigen. Der Rückzahlungsbetrag läge aktuell bei 100,5 Prozent. Eine Kündigung und entsprechende Rückzahlung des ausstehenden Kapitals behalten wir uns vor und werden dies je nach Verlauf der Emission entscheiden. Im Falle einer Kündigung hätten wir auch die Möglichkeit, die Anleihe 2011/16 über alternative Finanzierungswege zu refinanzieren.
www.4investors.de: Mitte 2013 haben wir sie nach den Perspektiven für einen Börsengang befragt, sie hatten dies „mittelfristig nicht ausgeschlossen“. In diesem Jahr gab es bereits einige erfolgreiche IPOs. Ist das für German Pellets weiterhin eine Option, auch mit Blick auf den Eigenkapitalanteil von 65,4 Millionen Euro bei einer Bilanzsumme von 431,8 Millionen Euro?
Scholz: Aktuell gibt es keine Pläne für einen Börsengang. Perspektivisch prüfen wir weitere Finanzierungsinstrumente außerhalb des Anleihesegments.