Nord LB: US-Notenbank - FOMC-Sitzung setzt Euro unter Druck – Aktien ohne Sorge
Die gestrige FOMC-Sitzung hat den Euro unter Druck gesetzt. Zwar haben die US-Notenbanker erwartungsgemäß die Leitzinsen nicht angepasst und auch die Beendigung des Wertpapierankaufprogrammes QE3 stellte keine Überraschung dar, die Fed-Offiziellen haben den Marktteilnehmern aber Fingerzeige gegeben, die in Richtung einer möglicherweise etwas zügigeren ersten Leitzinsanhebung in 2015 deuten könnten.
Zwar hat man den Hinweis auf niedrige Leitzinsen für eine noch „beträchtliche Zeit“ erwartungsgemäß nicht gestrichen, offenbar interpretiert man die Lage am US-Arbeitsmarkt inzwischen aber positiver. Zudem gab es keine Erwähnung von möglichen belastenden Effekten der Probleme in Europa.
Bezeichnend ist, dass die zu Protokoll gegebene abweichende Meinung in dieser Sitzung nicht von den Falken kam. Narayana Kocherlakota, der Präsident der Minneapolis Fed, war zuletzt ein wortstarker Kritiker einer zeitnahen Normalisierung der US-Geldpolitik. Er plädiert ganz offensichtlich auch weiterhin für eine ausgeprägte Vorsicht der Fed.
Der Devisenmarkt reagierte deutlich auf die Nachrichten. Der Euro zeigte sich klar schwächer und pendelt aktuell unter 1,26 USD pro EUR. Interessant ist unser Auffassung auch, auf den Aktienmarkt zu blicken. Der S+P500 kam nach der FOMC-Sitzung nicht unter nachhaltigen Druck. Hier ist die psychologisch wichtige Marke von 2.000 Punkten weiterhin in Sichtweite. Der DAX notiert heute sogar oberhalb von 9.100 Zählern. Im Prinzip überrascht diese Situation nicht wirklich. Die US-Notenbank hat den Aktienmarkt gut auf eine langsame Neuausrichtung ihrer Geldpolitik vorbereitet. Wir hatten bereits verschiedentlich betont, dass die US-Notenbank nicht im luftleeren Raum agiert. Man passt die Geldpolitik nur vorsichtig den aktuellen ökonomischen Gegebenheiten in Nordamerika an. Der Aufschwung lässt ein Ende von QE3 zu und es wäre für die Dividendenpapiere mittel- und längerfristig wohl sogar eher ungünstig, wenn die Fed „hinter die Kurve“ geraten würde. Insofern blickt der Aktienmarkt mit großer Gelassenheit auf den Entzug der Liquiditätshilfen der Fed.
Damit rücken die weiteren Pläne der US-Notenbank in den Fokus. Es ist unserer Auffassung nach möglich, dass das FOMC den Hinweis auf niedrige Leitzinsen für eine noch „beträchtliche Zeit“ bereits am 17. Dezember nicht mehr geben will. Dann könnte die Fed-Chefin Janet Yellen die Pressekonferenz zur näheren Erläuterung der Zusammenhänge nutzen und das von der deutlicheren Anpassung des FOMC-Statements ausgehende Signal gegebenenfalls relativieren. Dies wäre völlig kompatibel mit unserer Erwartungshaltung einer ersten Leitzinsanhebung am Ende des 1. Halbjahres 2015.
Fazit:
Die gestrige FOMC-Sitzung hat den Euro unter Druck gesetzt. Die Aktienmärkte bleiben dagegen gelassen. Die aktuelle Nachrichtenlage ist mit unserer Prognose einer ersten Leitzinsanhebung der US-Notenbank im späteren 1. Halbjahr 2015 mehr als vereinbar. Wir nehmen an dieser Stelle daher keine Anpassungen vor und gehen zudem noch immer perspektivisch von einem gewissen (aber eben auch nicht besonders ausgeprägten) Druck der US-Geldpolitik auf den Euro aus.