Weberbank: Panik ist übertrieben
Die Konjunkturdaten aus Amerika fielen gemischt aus: Für Enttäuschungen sorgte der überraschend starke Rückgang in den Einzelhandelsumsätze sowie die Verschlechterung der Stimmung unter den Kleinunternehmen und den Baufirmen. Regelrecht eingebrochen ist zudem der Frühindikator für die amerikanische Industrie aus der Region New York (Empire State Index). Auf der positiven Seite überzeugten die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, welche auf den tiefsten Stand seit 14 Jahren sanken und damit die laufende Erholung am US-Arbeitsmarkt bestätigen. Auch die US-Industrieproduktion überraschte mit einem kräftigen Zuwachs und sollte der US-Wirtschaft im 3. Quartal Unterstützung geben. Insgesamt sehen wir trotz vereinzelt auftretender Schwächeanzeichen die amerikanische Wirtschaft auf einem soliden Wachstumskurs.
Weniger erfreulich fielen die Zahlen in Europa aus: So verzeichnete die Industrieproduktion einen starken Rückgang. Vor allem die sinkende Nachfrage nach Investitionsgütern führte zu diesem schlechten Ergebnis. Auch in Deutschland stiegen die Konjunktursorgen. Die ZEW-Konjunkturerwartungen fielen zum zehnten Mal in Folge. Nach den enttäuschenden Daten von Industrieaufträgen, Produktion und Außenhandel nahmen die Sorgen vor einer stärkeren Konjunkturabschwächung in Europa zu. Dabei wird übersehen, dass die jüngste Schwäche der Wirtschaftsdaten teilweise durch saisonale Ereignisse, wie z.B. der späten Lage der Sommerferien, verzerrt wird. Auch der starke Rückgang des Ölpreises stellt quasi eine Steuersenkung für die Konsumenten dar, wird dadurch doch die Kaufkraft erhöht und das Wachstums unterstützt. Zuletzt überraschten die Einkaufsmanagerindizes (PMI) mit einem Anstieg. Wir halten die derzeitige Abschwächung der europäischen Wirtschaft für ein temporäres Ereignis und sehen mittelfristig wieder bessere Zeiten auf uns zu kommen.
Renten: Weiterhin gut unterstützt
Die europäischen Rentenmärkte zeigten sich freundlich und profitierten von den Wachstumsängsten der Anleger. Die Rendite für die zehnjährige deutsche Staatsanleihe fiel bis auf 0,72 Prozent, bevor eine Gegenbewegung einsetzte. Unterstützung erhielten die Rentenmärkte von den mittelfristigen Inflationserwartungen für Europa, die erneut zurückgingen. Die Furcht vor einem Abrutschen des Euroraumes in die Deflation wurde damit weiter angeheizt und setzt die Europäische Zentralbank (EZB) unter Druck, zusätzliche geldpolitische Maßnahmen zu ergreifen. Sollten sich die Wirtschaftsdaten und Inflationserwartungen weiter eintrüben, steigt die Wahrscheinlichkeit für ein zusätzliches Programm zum Ankauf europäischer Staatsanleihen. Insgesamt sehen wir momentan die europäischen Rentenmärkte als gut unterstützt.
Aktien: Volatilität ist zurück
Zunehmende Ängste vor einer globalen Wachstumsabschwächung, die Furcht vor einer Deflation sowie Rezessionsgefahren in Europa drückten den deutschen Aktienindex (DAX) zwischenzeitlich bis auf 8.355 Punkte. Erst Spekulationen über zusätzliche Notenbankhilfen führten dann zu einer starken Gegenbewegung. Positive Impulse kamen auch von der US-Berichtssaison, die bisher sehr freundlich ausfällt und die wirtschaftliche Stärke der US-Unternehmen unterstreicht. Bisher haben 179 Unternehmen des S&P 500 Index ihre Quartalsberichte vorgelegt. Davon konnten fast 80 Prozent die Gewinnerwartungen und über 60 Prozent die Umsatzschätzungen der Analysten übertreffen. Für Europa haben bisher nur 11 Unternehmen aus dem Euro Stoxx 50 Index ihre Zahlen vorgelegt. Aber auch hier zeigt sich eine positive Tendenz: So übertrafen 66 Prozent die Gewinn- und 60Prozent die Umsatzerwartungen. Hier bleibt abzuwarten, ob der fallende Euro schon einen positiven Einfluss auf die Umsatzentwicklung hat oder ob dieser positive Effekt durch die generell schwache Nachfrage in Europa überkompensiert wurde. Insgesamt befinden sich die Aktienmärkte weiter im Spannungsfeld zwischen Konjunkturabschwächung und der Hoffnung auf weitere Notenbankhilfen. Wir sehen in der momentanen Abschwächung der Weltwirtschaft nur eine Delle und erwarten keine globale Rezession. Auch wenn temporäre Korrekturen an den Aktienmärkten nicht ausgeschlossen werden können, sprechen die attraktive Bewertungen sowie der anhaltende Gewinntrend – insbesondere der US-Unternehmen – für eine Fortsetzung des positiven Aktienmarkttrends. Nicht zuletzt sollte auch die Abwertung des Euros in den kommenden Quartalen den Außenbeitrag und die Gewinnaussichten der europäischen Unternehmen stützen.