Commerzbank: Ölpreis unter Druck
Verstärkt wurde der Ölpreisverfall seit Juli durch die Glattstellungen am Terminmarkt. Als Libyen die Exporte wieder aufnahm, die OPEC-Staaten nicht mit Produktionskürzungen reagierten und gleichzeitig die Nachfrage schwächelte, entspannte sich die Angebotssituation in Europa und die Terminkurve drehte in Contango (Preisaufschlag). Dadurch kam der extrem hohe Kaufüberhang am Terminmarkt unter Druck. Zumindest bis zum Sommer 2015 besteht nun die Aussicht eines zu hohen Ölangebots und damit das Risiko eines anhaltenden Preisverfalls, falls die OPEC nicht gegensteuert. Aber das geopolitische Risiko bleibt hoch. Dieses sowie die Produktionskosten sprechen dafür, dass der Ölpreis nicht nachhaltig unter 80/90USD/Fass fällt.
Zinsen und Anleihen
Bei erstklassigen Staatsanleihen herrschte gestern in Europa und Übersee eine freundliche Tendenz vor. Grund für diese Entwicklung sind weiterhin die Wachstumssorgen. Dies hat dazu geführt, dass die Risikoaversion unter den Marktteilnehmern wieder deutlich zugenommen hat und die Suche nach sicheren Häfen dominiert. So betonte die deutsche Bundesbank in ihrem gestern veröffentlichten Monatsbericht für Oktober, dass die deutsche Wirtschaft im dritten und vierten Quartal allenfalls verhalten wachsen werde. Im 3.Quartal habe die Industrieproduktion gebremst und auch von der Bauwirtschaft sei wenig zu erwarten. Dem stehe allerdings ein recht robuster Privater Konsum gegenüber. Die Aussichten für das 4. Quartal seien angesichts der schleppenden Auftragseingänge und der eingetrübten Unternehmensstimmung nur verhalten. Das Konjunkturthema wird im Vorfeld des Ende der Woche stattfindenden EU-Gipfels heiß diskutiert. Die EU-Kommission möchte für die nächsten Jahre ein Investitionsprogramm in Höhe von 300 Mrd. EUR ins Leben rufen. Dieser Vorschlag dürfte auf-grund des lahmenden Wachstums ein zentrales Thema auf dem EU-Gipfel sein. Auch in China verliert die Wirtschaft an Schwung. So stieg das reale BIP im 3. Quartal nur noch um 7,3% ggü. Vorjahr, damit zwar etwas stärker als erwartet aber mit der geringsten Rate seit 2009. Auch die Geldpolitik unternimmt große Anstrengungen, um die Konjunktur anzukurbeln. Die EZB will vor allem die Kreditnachfrage wieder in Schwung zu bringen. Gestern hat die EZB mit dem Kauf von Covered Bonds begonnen. Dies ist nach den Kaufprogrammen in 2009 und 2011 bereits das dritte dieser Art. Die Notenbank will in diesem Monat mit dem Kauf forderungsbesicherter Wertpapiere (ABS) beginnen.
Aktien
Die Euphorie vom Freitag hat an den europäischen Aktienmärkten nicht lange vorgehalten. Wieder aufkommende Konjunkturängste und auch enttäuschende Quartalsberichte sorgten dafür, dass die meisten Indizes wieder deutlichere Abschläge hinnehmen mussten. Im Dax 30 gerieten vor allem die Aktien von SAP (-5,8%) unter Druck, nachdem der Software-Entwickler das operative Gewinnziel herabgesetzt hatte. An der Spitze der Kursliste stand dagegen adidas (+3,6%). Die Titel des Sportartikelproduzenten profitierten von Gerüchten über einen möglichen Verkauf der US-Tochter Reebok. Im EUROSTOXX 50 war Philips (-3,7%) nach einer enttäuschenden Zahlenvorlage zweitschwächster Wert nach SAP. Die deutlich schlechteste Performance bei den Branchen des Euroraums legten der Technologiesektor (-2,8%) und der Energiebereich (-2,5%) vor, lediglich die defensiven Segmente Nahrung (+0,2%) und Telekommunikation (+0,1%) konnten leicht zulegen. Deutlich positiver präsentierte sich dagegen die Wall Street. Der eng gefasste Dow konnte angesichts des Einbruchs von IBM (-7,1% nach einer extrem enttäuschenden Quartalsvorlage) zwar nur einen leichten Anstieg verbuchen, dagegen stiegen aber S&P 500 (+0,9%) und der Nasdaq 100 (+1,4%) deutlicher an. Im Gegensatz zu IBM überzeugten einige andere Unternehmen mit ihren Nachrichten. Auch die nachbörslich vorgelegten Zahlen von Apple und Texas Instruments wurden positiv aufgenommen. Die asiatischen Börsen tendieren heute Morgen wieder schwächer. Die europäischen Märkte werden dagegen etwas fester erwartet.