Commerzbank: Weiterhin geringer Inflationsdruck in Deutschland
Die Inflation in Deutschland verharrt weiterhin auf einem sehr geringen Niveau. Zwar wurde im September eine Preissteigerung über Erwarten gemeldet, mit 0,8% auf Jahresbasis bleibt diese aber weiterhin deutlich unter dem Inflationsziel der EZB. Auch die zuletzt viel beachtete 5-jährige Inflationserwartung in 5 Jahren tendiert weiter unter der 2%-Zielmarke. Die gestrigen Daten werden den Druck auf die EZB erhöhen, weitere expansive Maßnahmen einzuleiten. Das vom Markt für immer wahrscheinlicher gehaltene Kaufprogramm von Staatsanleihen wird allerdings zumindest auf der kommenden EZB-Ratssitzung am Donnerstag noch nicht beschlossen werden. Vielmehr erwarten wir Details zum Kaufprogramm von ABS und Covered Bonds.
Zinsen und Anleihen
Risikoaversion prägte auch gestern das Bild. Kaum ist die Krise in der Ukraine abgeebbt und der erste Schrecken über das Erstarken des „IS“ überwunden, beunruhigen die Meldungen aus Hongkong die Märkte; dort halten die Proteste an, man will sich nicht die Kandidaten für die bevorstehenden Wahlen von der chinesischen Regierung oktroyieren lassen. Griffen die Proteste auf das Festland über, wären - so die Marktbefürchtungen - damit politische und ökonomische Stabilitätsrisiken für die Region verbunden, die seit langem den höchsten Wachstumsbeitrag zum Welt-BIP liefert. In diesem Umfeld profitierten naturgemäß US-Treasuries am deutlichsten, auch die Renditen von Bundesanleihen gaben nach. Bemerkenswert war, dass Renditen von Peripherieanleihen leicht anstiegen. Die Konjunkturdaten standen etwas im Hintergrund, passten im Euroraum im Großen und Ganzen aber zur Stimmungslage. So ist die EU-Wirtschaftsstimmung im Umfang der bereits gedämpften Markterwartungen im September auf 99,6 Punkte (nach 100,6) gefallen, wobei der Rückgang im Einzelhandel am deutlichsten war. Inspiration zog der Markt vor allem aus den Verbraucherpreisen in Deutschland (siehe „Im Blickpunkt“). Dies hielt Phantasie auf eine quantitative Lockerung der EZB aufrecht; die Schnellschätzung der Inflationsrate im Euroraum (September) dürfte ihr weitere Nahrung geben. Dagegen überboten die Daten zu den persönlichen Ausgaben in den USA die Erwartungen leicht; dies gilt auch für die Umfrage der Dallas Fed zum Verarbeitenden Gewerbe. Die Erholung der US-Wirtschaft schreitet voran.
Aktien
Die europäischen Börsen starteten mit Kursverlusten in die neue Handelswoche. Die Leitindizes büßten um bis zu 1,5% (Spanien) ein. Lediglich der Aktienmarkt in der Schweiz hielt sich. Verantwortlich für die Vorsicht der Börsianer zeichneten mehrere Faktoren. Zum einen belasten kurzfristig nach wie vor die unbefriedigenden Konjunkturaussichten. Zum anderen sorgten zahlreiche geopolitische Risiken (neu: Hongkong) für Kaufzurückhaltung. So verlor der russische Leitindex gestern 2,6%. Die Nervosität der Anleger ist hier unverändert hoch; allerdings ist die russische Börse nach wie vor sehr günstig bewertet. In diesem Umfeld büßte der Dax 0,7% ein. Tagesverlierer im deutschen Leitindex waren die Aktien der Commerzbank (-4,2%) und RWE (-3,7%). Der Kurs des deutschen Versorgers litt v.a. unter dem Rückschlag bei den Verkaufsbemühungen in Bezug auf die Dea-Tochter. Die Aktie der Allianz (+0,2%) konnte sich von dem Kursschock am Freitag etwas erholen. Die Notierung der Deutschen Lufthansa (-1,2%) litt unter weiteren Streikankündigungen. In der zweiten Reihe verlor die Aktie von Mifa nach Stellung eines Insolvenzantrages mehr als 50%. Auf europäischer Sektorebene waren insbesondere Titel aus dem Sektor Medien gefragt (+0,4%). Die kräftigsten Kursverluste verbuchten dagegen gestern Rohstoff- und Bankwerte, die im Durchschnitt um 0,8% bzw. 1,5% nachgaben. Die Börsen in den USA tendierten ebenfalls schwächer. Der Dow Jones-Index verlor 0,3%. Konjunktursorgen in China im Zusammenhang mit den Protesten in Hongkong führten zu Zurückhaltung. Fusionsfantasie gab dem Markt jedoch etwas Rückenwind (u.a. Dreamworks +26%). Auf Sektorebene (S&P 500) waren v.a. Versorgerwerte gefragt (+0,5%). Die größten Verluste verbuchten Gebrauchsgüter (-0,6%). Die Börsen in Asien tendierten uneinheitlich. Der Nikkei 225 büßte rd. 1% ein.