Raiffeisen: Ford, Sumitomo, China und Hong Kong im Blickpunkt
Heute wird die Schnellschätzung der Inflationsrate in der Eurozone für September veröffentlicht, was im Hinblick auf die EZB Sitzung am Donnerstag von erhöhtem Interesse ist. Die geringe Teuerung im Verbund mit den tiefen Inflationserwartungen geben Marktteilnehmer Anlass auf eine weitere geldpolitische Lockerung der Notenbank – vor allem auf Staatsanleihekäufe – zu hoffen. Während sich der sinkende Ölpreis (in EUR -1,2 % p.m. bzw. -9,4 % p.a.) wohl noch dämpfend auf die Gesamtrate ausgewirkt hat, dürften die Auswirkungen des schwächeren Euro erst in den kommenden Monaten spürbar werden. Wir erwarten einen leichten Rückgang der Vorjahresrate auf 0,3 % p.a. (von knapp 0,4 % p.a.). Für Italien setzen wir einen Rückgang in Richtung -0,3 % p.a. an. Bei der Arbeitslosenquote gehen wir in Deutschland und in der Eurozone von unveränderten Werten aus. In den USA steht der Chicago PMI im Vordergrund. Diese regionale Umfrage gibt die letzte Indikation für den ISM Index am Mittwoch. Am Primärmarkt hat gestern Italien Anleihen mit Laufzeit 2019 und 2024 mit einem Gesamtvolumen von EUR 5,5 Mrd auktioniert. Die Emissionsrendite lag bei 2,45 % bzw. 1,06 %, bid/cover Verhältnis bei 1,34 und 1,48. Weiters wurde eine inflationsgeschützte Anleihe mit Laufzeit 2020 mit einem Volumen von 2,9 Mrd. begeben.
Aktienmärkte
Die US-Aktienindizes gingen gestern Abend mit leichten Verlusten in die neue Handelswoche. Die Proteste in Hongkong schürten neue Sorgen um das chinesische Wachstum und ein sehr verhaltener Geschäftsausblick von Ford Motor zeigt, dass die Gewinnmargen vieler US-Konzerne kaum mehr ausgeweitet werden können. Beides belastete insbesondere Aktien des Sektors zyklischer Konsum. Die Ford-Aktie ging gar 7,5 % in die Knie. Der Gesamtmarkt beendete den Handel nach anfangs viel stärkeren Rückgängen immerhin nahe den Tageshöchstständen. An der Tokioter Börse ist es das Handelshaus Sumitomo Corp., das heute mit seiner Gewinnwarnung das Sentiment der ganzen Branche bzw. des ganzen japanischen Aktienmarktes einbremste. Hinzu kommen natürlich auch und vor allem hier die Sorgen rund um die Proteste in Hongkong. Außerdem belasteten Daten zu den Haushaltsausgaben, die im Lichte der Umsatzsteueranhebungen den fünften Monat in Folge zurückgingen. An den europäischen Börsenplätzen muss es deswegen heute nicht automatisch weiter nach unten gehen. Sie haben bereits gestern einiges an Kursverlusten vorweggenommen und könnten sich daher heute aufgrund der steigenden Notierungen an den US-Börsen nach dem gestrigen Handelsschluss in Europa stabilisieren. Im weiteren Verlauf werden sowohl in den USA als auch in Europa Veröffentlichungen bedeutender Wirtschaftsdaten das Geschehen mit beeinflussen.
Credit-Märkte
Die Credit-Märkte zeigten sich nach einem schwachen letzten Freitag auch gestern mit höheren Risikoprämien. So stieg der iTraxx Main um weitere 3 Punkte auf 67 Punkte an. Am Primärmarkt emittierte DNB Boligkreditt (Aaa/AAA) einen fünfjährigen Covered Bond im Volumen von EUR 1,25 Mrd. Die Risikoprämie beträgt MS-3 BP. Die Swedish Covered Bond Corporation (SCBC) hat indes einen siebenjährigen Covered Bond angekündigt. Babcock (BBB) platzierte eine EUR 550 Mio. Anleihe mit einer Laufzeit von acht Jahren. Der Risikoaufschlag beläuft sich auf MS+93 BP. Wienerberger hat vermeldet, dass EUR 272,2 Mio. der bestehenden Hybridanleihe 2007 in die neue Hybridanleihe 2014 getauscht werden.
China:
Der Endwert für den mit Spannung erwarteten Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe (HSBC) für den Monat September fiel mit 50,2 Punkten enttäuschend aus. Auf Basis der Konsensus-Schätzungen konnte mit einem Wert von 50,5 Punkten gerechnet werden, zudem liegt der Index nur noch knapp im expansiven Bereich. Der Rückgang ist vor allem auf eine schwächere Produktionstätigkeit zurückzuführen. Positiv zu vermerken ist hingegen der neuerliche Anstieg bei den neuen Aufträgen. Außerdem startete heute der Direkthandel zwischen CNY und EUR als sechste Währung nach USD, AUD, NZD, GBP und dem JPY. Nach der Ernennung von Clearing-Banken in Frankfurt, Paris und Luxemburg im Laufe dieses Jahres, kam dieser Schritt allerdings nicht überraschend. Die Börsen in Hong Kong notieren heute einheitlich schwächer, während die chinesischen Festlandbörsen leichte Zugewinne verzeichnen können.
Zentral- und Osteuropa
- Die türkische Lira setzte ihren Abwertungstrend fort und erreichte ihren tiefsten Stand seit Jänner 2014, als die TRY auf ein absolutes Rekordtief gegenüber dem USD gesunken war.
- Die heutigen Auktionen türkischer Staatsanleihen werden höchstwahrscheinlich erheblichem Gegenwind ausgesetzt sein.
- Das russische Finanzministerium ist offenbar bereit den diesjährigen Kreditaufnahmeplan zu erfüllen.
- Der Nervosität bezüglich des Zinsausblicks der US Fed und politische Proteste in Hong Kong drücken die Eurobondpreise nach unten.