Nord LB: China treibt RMB-Globalisierung voran - Euro-Direkthandel beschlossen
Seit einigen Wochen steht bereits fest, dass die Mainmetropole Frankfurt unter der Verantwortung der Bank of China zu einem Clearing-Standort für die derzeit noch streng regulierte chinesische Währung – dem Renminbi (RMB) – ausgebaut werden soll. Dies ist integraler Bestandteil der Liberalisierungsstrategie der Zentralregierung, die internationale Bedeutung des RMB voranzutreiben, ohne aber die währungspolitischen Schleusen des Onshore-Marktes zu weit zu öffnen. Doch auch auf dem chinesischen Festland tut sich etwas: Vor einigen Minuten gab die chinesische Zentralbank – die People’s Bank of China (PBOC) – bekannt, dass zukünftig der direkte Handel zwischen der chinesischen Volkswährung und der Europäischen Gemeinschaftswährung zugelassen würde.
Ab morgen wird durch das offizielle, der PBOC unterstellte, China Foreign Exchange Trade System (CFETS) über Market Maker eine direkte Kursstellung zwischen den beiden Währungen ermöglicht. Bei dem Devisentausch auf dem chinesischen Festland kann damit zukünftig der Umweg über den US-Dollar beim Tausch von Euro in RMB vermieden werden. Nach PBOC-Angaben werden durch diesen jüngsten Schritt die Konvertierungskosten maßgeblich gesenkt.
Nach unserer Einschätzung ist die heutige Ankündigung im Kern nicht als wirkliche Überraschung zu werten. Insbesondere nachdem bereits im Juni der Direkthandel zwischen dem britischen Pfund und dem RMB bekannt gegeben wurde, war die offizielle Einführung des RMB/Euro-Direkthandels nur noch eine Frage der Zeit. Dennoch zeigten sich spürbare Reaktionen am Devisenmarkt: Die chinesische Währung wertete im direkten Nachgang der Meldung – sowohl gegenüber dem Euro als auch gegenüber dem US-Dollar – merklich ab. Einen Quantensprung für den globalen Devisenhandel sehen wir allerdings noch nicht.
Insgesamt würden wir für den Moment daher eher die Symbolträchtigkeit der heutigen Meldung in den Vordergrund stellen. Der US-Dollar ist im globalen Warenhandel nach wir vor die dominante Gegenwährung zum RMB. Zudem unterliegen Kapitalbewegungen auch nach der Einführung eines Direkthandels zwischen EUR und RMB weiterhin strengen Kontrollen.
Als Signal in Bezug auf Pekings Ernsthaftigkeit beim Erreichen der ambitionierten Zukunftsvision eines globalisierten RMB ist die heutige Ankündigung dennoch zu verstehen. Insbesondere mit Blick auf den Clearing-Standort Frankfurt und die europäische Gemeinschaftswährung wird man auch von offizieller Seite nicht müde, die Handels- und Investitionsbeziehungen zwischen dem Reich der Mitte und der Eurozone zu betonen.
Fazit:
Ab morgen dürfen auf dem chinesischen Festland Euro und RMB direkt gegeneinander getauscht werden. Damit entfällt zukünftig der Umweg über den US-Dollar, was sich nach offiziellen Angaben aus Peking vorteilhaft auf die Konvertierungskosten auswirken wird. Am aktuellen Rand würden wir die symbolische Wirkung der Bekanntgabe im Vordergrund sehen. Insgesamt passt die heutige Ankündigung aber durchaus zum langfristigen Ziel Pekings, der eigenen Währung global eine weitaus größere Bedeutung zukommen zu lassen. Von offizieller Seite werden in diesem Kontext einmal mehr die umfangreichen Handels- und Investitionsbeziehungen zwischen dem Reich der Mitte und der Eurozone hervorgehoben.