Capital Stage: „Wir halten nach den Perlen Ausschau“
Mehr als 80 Millionen Euro Umsatz will Capital Stage im laufenden Jahr erwirtschaften. Diese Prognose bestätigen Vorstandschef Felix Goedhart im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de. Als gut gefüllt sieht der CEO derzeit die Akquisitionspipeline der Gesellschaft an, der Fokus liegt dabei weiter auf Italien, Frankreich und Deutschland. Goedhart macht zugleich deutlich, dass man sich mittelfristig auch internationaler umschauen will. Im Interview wird zudem die politische Lage in Frankreich und in Deutschland beleuchtet. Der Manager äußert sich ferner zu weiteren Partnerschaften bei der Finanzierung von Projekten.
www.4investors.de: Sie haben jüngst mit der UmweltBank eine Finanzierungsalternative geschaffen, durch die sie 10 Millionen Euro an Eigenkapital ins Unternehmen holen konnten. Ist das für sie ein Modell der Zukunft? Und ist damit die Zeit der Kapitalerhöhungen bei Capital Stage vorbei?
Goedhart: Unser starkes Wachstum der Vergangenheit wurde im Wesentlichen durch Eigenkapitalmaßnahmen sowie Projektfinanzierungen getragen. Wir haben aber inzwischen eine Größenordnung erreicht, die uns erlaubt, das derzeit günstige Zinsumfeld für alternative Finanzierungsoptionen auf der Fremdkapitalseite zu nutzen. Die Akquisitionslinie auf Unternehmensebene in Höhe von 12 Millionen Euro und die angesprochene Vereinbarung mit der UmweltBank waren erste Schritte unserer Strategie mit dem Ziel, das weitere Wachstum ohne Verwässerungseffekte durch Kapitalmaßnahmen zu realisieren.
www.4investors.de: Stehen weitere Partnerschaften in dieser Form an?
Goedhart: Ja, weitere Maßnahmen befinden sich bereits in Vorbereitung.
www.4investors.de: Könnten sie sich auch eine Kapitalspritze von einem strategischen Partner als alternative Finanzierungsform vorstellen?
Goedhart: Grundsätzlich sind wir auch offen für strategische Partnerschaften, allerdings unter der oben genannten Prämisse, dass wir das weitere Wachstum ohne Verwässerungen unserer Aktionäre realisieren möchten.
www.4investors.de: Sie haben eine recht hohe Teilnahme bei der Aktiendividende verzeichnet. Wollen sie diese Wahlmöglichkeit für ihre Anteilseigner, Aktien statt eine Barausschüttung zu beziehen, zukünftig beibehalten?
Goedhart: Die Möglichkeit, Aktionäre nach ihrer Wahl über den Bezug von Aktien am Unternehmensgewinn zu beteiligen, ist für uns ein hervorragendes Instrument, um den unterschiedlichen Interessenslagen unserer Anteilseigner gerecht zu werden. Obwohl diese Form der Gewinnausschüttung in Deutschland noch recht selten anzutreffen ist, haben wir mit einer Annahmequote von rund 57 Prozent ein sehr gutes Ergebnis erzielt. Insbesondere, wenn man berücksichtigt, dass der Bezug von Aktien aus rechtlichen Gründen nur in Deutschland öffentlich angeboten wurde. Gleichzeitig signalisiert die hohe Annahmequote auch eine breite Unterstützung unserer strategischen Ausrichtung durch unsere Anteilseigner. Aktuell befinden sich die letzten Schritte, wie z.B. die Zulassung der neuen Aktien und die Einbeziehung in die bestehende Notierung, in der Umsetzung. Wir können uns gut vorstellen, die Wahlmöglichkeit auch in Zukunft beizubehalten.
www.4investors.de: Bisher erwarten sie einen Umsatz von mehr als 80 Millionen Euro und ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von mehr als 67 Millionen Euro für das laufende Jahr. Hat diese Prognose Luft nach oben?
Goedhart: Wir sind auf einem guten Weg, die Prognose, die wir mit Veröffentlichung des Geschäftsberichts abgegeben haben, zu erreichen. Wenn sich unsere Erwartungen an den Geschäftsverlauf wesentlich verändern, müssten wir dies aufgrund der Transparenzvorschriften der Deutschen Börse ohnehin gesondert mitteilen.
www.4investors.de: Ist es realistisch, für 2015 eine Umsatzsteigerung auf mehr als 100 Millionen Euro zu erwarten?
Goedhart: Für eine Prognose für das kommende Geschäftsjahr ist es noch zu früh, aber sie dürfen davon ausgehen, dass wir an unserer Wachstumsstrategie festhalten.
www.4investors.de: Wie viel Geld steht ihnen in diesem Jahr noch für neue Projekte zur Verfügung?
Goedhart: Das hängt unter anderem auch davon ab, wie schnell und in welchem Umfang wir die angekündigten Maßnahmen auf der Fremdkapitalseite umsetzen können.
www.4investors.de: Und wie sieht die Pipeline aus, ist diese gut gefüllt oder müssen sie nach den Perlen am Markt Ausschau halten?
Goedhart: Natürlich halten wir grundsätzlich immer Ausschau nach den Perlen, das liegt ja in der Natur unseres Geschäftsmodells. An interessanten Gelegenheiten mangelt es aber nicht, unsere Akquisitionspipeline ist mit mehr als 200 MW weiterhin gut gefüllt.
www.4investors.de: Ihr Portfolio umfasst derzeit rund 316 Megawatt, wie ist die mittelfristige Planung? Und bleibt es beim Fokus auf Italien, Frankreich und Deutschland?
Goedhart: Solange sich innerhalb unserer Bestandsmärkte weiterhin gute Akquisitionsmöglichkeiten bieten, werden wir uns zumindest kurzfristig weiterhin auf diese Märkte konzentrieren und unseren geografischen Fokus nicht substanziell ausdehnen. Mittel- bis langfristig sehen wir Möglichkeiten zur Erschließung weiterer Märkte, und zwar sowohl innerhalb als auch außerhalb von Europa. Wir beobachten die Entwicklungen in einigen Märkten und Regionen wie z.B. Großbritannien, Skandinavien oder auch in den USA, Kanada oder Japan.
www.4investors.de: Frankreich hat sich bei ihnen zum heimlichen Star entwickelt. Dort haben sie erst im Dezember 2013 das erste Projekt gestartet. Wird das Land zum neuen Wachstumsmotor von Capital Stage? Wie geht es dort weiter?
Goedhart: Seit unserem ersten Investment in Frankreich haben wir dort ein beachtliches Portfolio von inzwischen 90 MW aufgebaut. Der Markt zeichnet sich durch ein verlässliches Fördersystem aus, das dem deutschen EEG sehr ähnlich ist. Nicht zuletzt aufgrund der guten Sonneneinstrahlung, insbesondere in Südfrankreich, sehen wir hier sehr gute Investitionsmöglichkeiten mit einem Renditeniveau, das oberhalb von dem in Deutschland liegt. Insofern können wir uns weitere Investitionen in diesem Markt gut vorstellen.
www.4investors.de: Sorgen sie die häufigen Regierungswechsel in Frankreich? Wird sich an der dortigen Förderpolitik etwas ändern?
Goedhart: Grundsätzlich bevorzugen wir natürlich ein stabiles politisches Umfeld und dies ist in Bezug auf das regulatorische Umfeld für erneuerbare Energien trotz häufiger Regierungswechsel in Frankreich weiterhin gegeben. Eine Richtungsänderung oder gar ein Paradigmenwechsel ist nicht zu erkennen.
www.4investors.de: Beim Thema EEG lehnen sie sich relativ entspannt zurück. Welche Forderungen stellen sie an die deutsche Regierung?
Goedhart: Für uns als Betreiber liegt die oberste Priorität auf dem Bestandsschutz, d.h., dass in die bestehenden Rahmenbedingungen nicht rückwirkend eingegriffen werden darf. Da der Bestandsschutz aber in Deutschland nicht zur Diskussion steht, müssen wir diesbezüglich keine Forderungen an die Regierung richten.