Commerzbank: Anstieg der USD-Realzinsen erhöht das Risiko für Emerging Markets-Währungen
Seit Anfang September gab es einen deutlichen Anstieg der USD-Realzinsen, da der Markt frühere und raschere Zinserhöhungen der Fed eingepreist hat. Für den EUR-Investor war der bisherige USD-Realzinsanstieg über die USD-Stärke ein Faktor, der die Performance von Währungsanleihen positiv beeinflusste. Steigende Realzinsen, besonders im USD als Weltleitwährung, erhöhen für risikoreichere Anlagen jedoch das Risiko, da sie Liquidität für Risikoinvestments absorbieren. Falls sich der Realzinsanstieg vor allem in diesem Tempo fortsetzt, könnte er deswegen höherverzinsliche Währungen wie Rohstoff- und EM-Währungen vorüber-gehend unter Druck setzen und die im bisherigen Jahresverlauf gute Performance gefährden.
Zinsen und Anleihen
Die Rentenmärkte tendierten freundlich zu Wochenbeginn. Ausschlaggebend dafür waren Spekulationen darüber, dass die chinesische Regierung ihr Wachstumsziel für dieses Jahr senken könnte. Das erhöhte die Risikoaversion der Anleger. Am Nachmittag unterstütze EZB-Chef Mario Draghi den positiven Trend. Bei seiner Rede vor dem europäischen Parlament betonte er, dass die Risiken für die Konjunktur im Euroraum weiterhin abwärtsgerichtet seien. Die Arbeitslosigkeit sei unakzeptabel hoch. Die Risiken für die Preisentwicklung wird die EZB genau beobachten. Die neuen Maßnahmen im September haben die vom Juni nur ergänzt. Mit Spannung wurde darauf gewartet, was Draghi zum neuen zielgerichteten Langfristtender sagt, da dieser mit einem Volumen von lediglich 82,6 Mrd. EUR vergangene Woche deutlich unter den Erwartungen geblieben war. Draghi betonte aber, dass das Volumen im Rahmen der EZB-Erwartungen lag. Es sei aber noch zu früh, um die Auswirkungen auf die Konjunktur vorauszusagen. Der Notenbankchef meinte auch, dass die ABS-Käufe durchaus eine große Wirkung erzielen können. Der Leitzins habe jetzt seine Untergrenze erreicht, die EZB sei aber bereit, wenn nötig weitere Maßnahmen zu ergreifen. Damit hielt er die Fantasie auf weitere EZB-Maßnahmen aufrecht. Die schwache Konjunkturentwicklung unterstrich gestern insbesondere das EU-Verbrauchervertrauen, dass im September von -10,0 auf -11,4 Punkte überraschend stark zurückging. Heute werden die Schätzungen der Einkaufsmanagerindizes (PMI) für den Euroraum gemeldet. Diese dürften weiter rückläufig sein, da die Russlandsanktionen die Ausfuhrtätigkeit durchaus belastet haben, es aber noch dauert, bis der schwächere Euro seine Wirkung entfalten kann.
Aktien
Nach den wichtigen Entscheidungen der Vorwoche präsentierten sich die europäischen Aktienmärkte zum Wochenauftakt vergleichsweise glanzlos. Vor allem die Tatsache, dass das chinesische Zentralkomitee größeren Konjunkturhilfen eine Absage erteilte, wirkte belastend. Auch erneut schwache US-amerikanische Daten zum Häusermarkt stimmten bedenklich. Im Handel der Frankfurter Börse standen die Aktien von Merck KGaA (+4,4%) und Siemens (-0,5%) im Fokus. Beide Konzerne hatten milliardenschwere Übernahmen an-gekündigt. Am Ende der Kursliste standen ohne fundamentale Meldungen die Titel von Continental (-3,3%). Im EURO-STOXX 50 konnten lediglich die Branchen Gesundheit (+0,3%) und Versicherungen (+0,2%) leicht zulegen. Versorger präsentierten sich nach einer positiven Brokerstudie unverändert. Stärker unter Druck gerieten dagegen vor allem Automobile und Grundstoffe (jeweils -1,7%). Die Aktien der britischen Supermarktkette Tesco (-11,6%) brachen in London nach einer Gewinnwarnung deutlich ein. Außerdem wurde das Papier aus dem STOXX Europe 50 gestrichen. An der Wall Street befanden sich alle Branchen kollektiv im Abwärtstrend. Am schlimmsten traf es dabei Gebrauchsgüter (-1,5%) und den Energiesektor (-1,4%). Lediglich die defensiven Bereiche Telekommunikation und Basiskonsumgüter (jeweils -0,2%) konnten die Verluste eindämmen. Auch hier sorgten die Übernahmen für extreme Kursbewegungen. Sigma Aldrich (+33,2%) erlebte dabei einen massiven Kurssprung. Dresser Rand (+2,6%) legte nach den starken Avancen der Vorwoche nur noch marginal zu. Bei Alibaba (-4,3%) dürften nach dem fulminanten Börsenstart Gewinnmitnahmen über-wogen haben. Die asiatischen Börsen zeigen sich heute Morgen trotz eines positiven chinesischen PMI uneinheitlich. Die Märkte Europas dürften kaum verändert eröffnen.