Raiffeisen: Alibaba, Banken, Schottland-Referendum und EZB im Blickpunkt
Laut vorliegenden Ergebnissen hat das Referendum in Schottland mit einer Mehrheit von 55 % der Stimmen einen klaren Sieg der Unabhängigkeitsgegner gebracht. Beim ersten zielgerichteten Refinanzierungsgeschaft der Europäischen Zentralbank (EZB) holten sich gestern die Banken rund EUR 83 Mrd. an frischer Notenbankliquidität, was deutlich unter den Erwartungen lag. Wir sehen uns in unserer Meinung bestätigt, dass die von der EZB beabsichtigte Bilanzausweitung von EUR 700 Mrd. vor allem durch direkte Anleihekäufe erfolgen wird müssen. Heute stehen keine bedeutenden Wirtschaftsdaten an. Gestern ließ Irland mit einem BIP-Wachstum von 1,5 % p.q. bzw. 7,7 % p.a. für Q2 2014 aufhorchen. Bei den US Indikatoren ist vor allem der Rückfall der Neuanträge auf Arbeitslosenhilfe auf 280 Tsd. erwähnenswert. Die Immobiliendaten– Wohnbaubeginne -14,4 % p.m. und Wohnbaugenehmigungen -5,6 % p.m. – waren dagegen enttäuschend, der Philly Fed Index lag mit einem Rückgang auf 22,5 Punkten im Rahmen der Erwartungen. Am Primärmarkt platzierte gestern Frankreich ein Volumen von rund EUR 8 Mrd. via Fixzinsanleihen mit Laufzeit 11/16, 05/18 und 11/18 sowie knapp EUR 1,5 Mrd. per inflationsindexierten Anleihen mit Laufzeit 07/18, 07/21 und 07/24. Die Nachfrage war trotz der niedrigen Verzinsung (Emissionsrendite bei 0,01 %, 0,30 % und 0,39 % für die Fixzinsanleihen bzw. -0,81 %, -0,45 % und -0,04 % für die inflationsindexierten Bonds) mit Bid/Cover Ratios von 1,6 bis 4 sehr solide. Spanien auktionierte eine Anleihe mit Laufzeit 10/17 und einem Volumen von EUR 3,2 Mrd. bei 1,9-facher Überzeichnung zu einer durchschnittlichen Rendite von 0,57 %. Laut Ratingkalender hat heute Moody´s die Möglichkeit, eine neue Ratingeinschätzung zu Slowenien und Frankreich bekanntzugeben.
Aktienmärkte
Am gestrigen Tag markierten sowohl der Dow Jones als auch der S&P 500 ein neues Allzeithoch. Generell profitierten die Indizes von der Aussicht auf umfangreiche Wertpapierkäufe vonseiten der EZB sowie von zufriedenstellenden Konjunkturdaten (Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sind stärker als erwartet zurückgegangen). Mit Spannung wurde auch der Ausgang des Unabhängigkeitsreferendums in Schottland erwartet, wobei das relativ klare „NAY“ (ca. 55 %) von den Märkten wohlwollend aufgenommen werden dürfte. Unternehmensseitig steht der heutige Börsengang des chinesischen Internetriesen Alibaba im Fokus, wobei der Ausgabekurs mit USD 68 je Aktie am oberen Ende der erwarteten Preisspanne festgesetzt wurde. Aufgrund der positiven Vorgaben kann auch der japanische Nikkei 225 einen deutlichen Kursanstieg vorweisen. Wir erwarten mit Blick auf die ersten Indikatoren eine positive Eröffnung an den europäischen Aktienmärkten.
Credit-Märkte
Was die zielgerichteten langfristigen Refinanzierungsprogramme bzw. TLTROs der EZB betrifft, bestätigten einige Banken ihre gestrige sowie die für Dezember 2014 geplante Inanspruchnahme dieser Programme: Intesa Sanpaolo – EUR 4 Mrd. (Dez 2014: geplant EUR 8,5 Mrd.), Unicredit - EUR 7,8 Mrd. (Dez 2014: geplant EUR 4,2 Mrd.). Santander soll mit EUR 3,6 Mrd. wohl den höchsten Betrag unter den spanischen Banken aufgenommen haben. Die Inanspruchnahme der spanischen und italienischen Banken belief sich gestern laut Bloomberg auf 45 % der EUR 82,6 Mrd. schweren Zuteilung. Auf der Unternehmensseite emittierten gestern das auf dem Gebiet der digitalen Sicherheit aktive Unternehmen Gemalto (EUR 400 Mio., 7 Jahre, MS+140 BP), sowie das Unternehmen WPP (EUR 750 Mio., 12 Jahre, MS+95 BP).
Zentral- und Osteuropa
- Nach der in den Tagen zuvor beobachteten kräftigen Abwertung zeigte sich beim russischen Rubel und am OFZ-Markt gestern eine weitere Stabilisierung.
- Die sich intensivierenden Spekulationen rund um eine quantitative Lockerung im Euroraum infolge von enttäuschenden langfristigen Refinanzierungsgeschäften (TLTRO) federten gestern den vom Kernmarkt ausgeübten Druck auf die CEE-Lokalwährungsanleihen ab.
- Eine hawkische Interpretation der Fed-Haltung sowie sich abschwächende Wachstumsaussichten trafen türkische Staatsanleihen hart.