Nord LB: SNB nimmt Ball der EZB nicht auf – Geld- und Mindestkurspolitik unverändert
Heute Morgen hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihre aktuelle geldpolitische Lagebeurteilung veröffentlicht. Demnach beabsichtigt die SNB wie überwiegend erwartet ihre bisherige expansive Geldpolitik fortzusetzen. Das Zielband für den Dreimonats-Libor wurde bei 0,00% bis 0,25% belassen. Der Mindestkurs des Franken zum Euro bei 1,20 CHF je EUR gilt unverändert auch in den kommenden Monaten. Die SNB bekräftigte noch einmal, dass sie den Mindestkurs als das zentrale Instrument ansieht und werde deshalb diese Marke „mit aller Konsequenz“ durchsetzen. Die Notenbank stehe zudem wie in der Vergangenheit bereit, bei Bedarf unverzüglich weitere Maßnahmen zu ergreifen.
Die Notenbanker sehen den Franken nach wie vor als „hoch bewertet“ an. Auch bezüglich dieser Einschätzung gab es demnach keine Änderungen bei der aktuellen geldpolitischen Lagebeurteilung. Der Schweizer Franken notiert aktuell etwas unterhalb von 1,21 CHF je EUR, er lag Ende August und zu Beginn dieses Monats aber auch schon einmal im Bereich von 1,2050 CHF je EUR. Der noch immer bestehende gewisse Abstand zum Mindestkurs hat die Geldpolitiker diesmal offenbar noch von einer Reaktion auf die nochmalige Zinssenkung der EZB abgehalten. Da jedoch eine weitere Verschärfung der geopolitischen Konflikte möglich ist, was in der Folge entsprechende Fluchtbewegungen in den Schweizer Franken nach sich ziehen dürfte, könnte der Mindestkurs noch einmal getestet werden. Dies hatte vereinzelt Spekulationen über weitere Maßnahmen der SNB aufkommen lassen. Von einem Strafzins auf Einlagen hat die SNB jedoch zumindest diesmal noch Abstand genommen.
Schweiz: Ausblick für die Wirtschaft hat sich verschlechtert
Aus Sicht der SNB hat sich der wirtschaftliche Ausblick spürbar verschlechtert. Dabei spielt sie zum einen auf die hartnäckige Wachstumsschwäche in der Eurozone an. Zum anderen haben die geopolitischen Risiken zugenommen, was bereits zu Belastungen für das Unternehmens- und Verbrauchervertrauen in vielen europäischen Staaten geführt hat. Die Schwäche der Eurostaaten, vor allem der beiden Nachbarländer Italien und Frankreich, hatte im II. Quartal überraschend auch zu einer Stagnation des Schweizer BIP geführt. Vor diesem Hintergrund hat die SNB noch einmal die bedingte Inflationsprognose für die Schweiz gesenkt und warnt vor einer wieder steigenden Gefahr deflationärer Tendenzen.
Wegen der spürbaren Verschlechterung der Wirtschaftsaussichten und den wieder gestiegenen Deflationsgefahren für die Schweiz spielten bei der aktuellen geldpolitischen Lagebeurteilung die zuvor stärker betonten Risiken einer zu langen Phase sehr niedriger Leitzinsen nur noch eine untergeordnete Rolle. Zwar wird noch kein Abbau der Ungleichgewichte am Immobilien- und Hypothekenmarkt gesehen. Als einziges denkbares Instrument sieht jedoch auch die SNB derzeit eine nochmalige Verschärfung des antizyklischen Kapitalpuffers an.
Fazit: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) behält ihren expansiven geldpolitischen Kurs bei. Sowohl die Nullzinspolitik als auch der Mindestkurs des Schweizer Franken von 1,20 CHF je EUR wurden bekräftigt. Vereinzelte Spekulationen, wonach die SNB auf die Maßnahmen der EZB reagieren würde, haben sich erneut nicht bestätigt. Die SNB agiert weiter mit ruhiger Hand, lässt aber keinen Zweifel an ihrer Entschlossenheit, den Mindestkurs wenn nötig „mit aller Konsequenz“ zu verteidigen. Auch wenn die SNB den Ball der EZB heute nicht aufgenommen hat, eine Verschärfung der Geldpolitik ist wegen der EZB bis weit ins Jahr 2016 hinein unrealistisch.