Raiffeisen: Banken-Stresstest, Schottland-Referendum, FOMC, EZB und Sony im Blickpunkt
Im Vorfeld der gestern Abend zu Ende gegangenen FOMC Zinssitzung wurde am Markt darüber spekuliert, ob es zu einer Änderung der forward guidance kommen wird. Zwar hat das FOMC ihre diesbezügliche Wortwahl unverändert gelassen. So solle der Leitzins auch nach Beendigung der Anleihekäufe (voraussichtlich Ende Oktober) noch geraume Zeit auf dem derzeitigen Niveau belassen werden. Am Markt wurde die Zinssitzung dennoch „hawkish“ aufgefasst, nicht zuletzt wegen der geänderten Leitzinserwartungen der FOMC Teilnehmer. Denn diese erwarten nun für Ende 2015 einen Leitzins von 1,375 %, im Juni waren es noch 1,125 %. Wir gehen weiterhin von einer ersten Zinsanhebung bereits im März aus. Und auch heute bleibt die Geldpolitik im Fokus der Marktteilnehmer. So erfolgt die Zuteilung des ersten zielgerichteten Refinanzierungsgeschäftes (TLTRO) durch die EZB. Das von uns erwartete Volumen liegt mit EUR 100-130 Mrd. unter den Markterwartungen. Das heutige Marktgeschehen wird jedoch zweifelsohne vom schottischen Referendum überschattet. Eine gestern veröffentlichte Umfrage deutet – wie auch die vorangegangenen Erhebungen – auf einen knappen Vorsprung der Unabhängigkeitsgegner hin. Datenseitig wird in den USA mit dem Philadelphia Fed Index der zweite regionale Stimmungsindikator dieser Woche veröffentlicht. Der Konsens rechnet mit einem Rückgang. Am Primärmarkt konnte Deutschland gestern zweijährige Anleihen mit negativer Emissionsrendite (-0,07 %) begeben – und das bei höherer Nachfrage als zuvor. Für heute haben sich Spanien (2016, 2017) und Frankreich (2016, 2019; inflationsindexiert: 2018, 2021, 2024) mit Anleihen sowie Irland mit Geldmarktpapieren (3M) angekündigt.
Aktienmärkte
Die US-Aktienmärkte konnten gestern nur leicht zulegen. Während des Tages konnte jedoch der S&P 500 ein neues Allzeithoch markieren. Die Ergebnisse der Zinssitzung sorgten nur für kurze Unruhe bei den Anlegern. Neben der mit Spannung erwarteten Notenbanksitzung gab es aber auch auf Unternehmensebene einiges an Aktivität. So kletterten die Titel des Stahlherstellers US Steel um mehr als 10 % nach oben, nachdem ein besser als erwarteter Ausblick präsentiert wurde. Beim Chemieriesen DuPont sorgen derzeit Aufspaltungsgerüchte für Bewegung. Mit einem Kurszuwachs von mehr als 5 % fand sich die Aktie an der Spitze des Dow Jones wieder. In Japan ging es heute kräftig nach oben. Vor allem ein schwächerer Yen befeuerte exportorientierte Titel. Gegen den Trend entwickelte sich Sony. Der Elektronikriese sieht nunmehr einen größeren als ursprünglich erwarteten Verlust voraus und strich auch das erste Mal seit Jahrzehnten seine Dividende. Heute stehen bei den Unternehmen keine wesentlichen Veröffentlichungen an. Gespannt sein darf man jedoch auf die heute stattfindende Zuteilung der zielgerichteten Refinanzierungsgeschäfte durch die EZB und vor allem auf das Referendum in Schottland. Die europäischen Aktienmärkte sollten heute leicht höher eröffnen.
Credit-Märkte
Die Ergebnisse des EU-weiten Bankenstresstests, für welchen sich die European Banking Authority (Europäische Bankenaufsichtsbehörde) verantwortlich zeigt, dürften am 26. Oktober 2014 (ein Sonntag) veröffentlicht werden. Die geprüften Finanzinstitute selbst würden in diesem Fall jedoch schon vorab (am 24. Oktober) über die Ergebnisse informiert. Seit die EZB bekannt gegeben hat ein drittes Covered Bond Ankaufprogramm zu starten, sind Covered Bond Neuemissionen mit negativen Spreadlevels schon beinahe die neue Normalität. So preisten gestern sowohl die Münchener Hypothekenbank (EUR 300 Mio., Kupon 0,375 %, 5 Jahre, MS-10 BP ) wie auch die Danske Bank (EUR 1 Mrd., Kupon 0,375 %, 5 Jahre, MS-2 BP) ihre Neuemission im negativen MS-Bereich. Die österreichische Immobiliengesellschaft S-IMMO AG bereitet die Emission einer fünfjährigen Senior- Anleihe vor. Nächste Woche Dienstag findet hierzu ein „investor call“ statt.
Zentral- und Osteuropa
- Wir sehen in den kommenden Wochen die Möglichkeit für eine Rubel Erholung gegeben, vor allem wenn wir eine weitere Beruhigung im Ukraine-Konflikt sehen.
- Trotz des eher unveränderten Fed-Kommentars interpretierten die Marktteilnehmer die Sitzung insgesamt als leicht „hawkish“. Wir erwarten für heute daher etwas Druck auf CEE Lokalwährungsanleihen.