Raiffeisen: Deutsche Telekom, Banken und Ukraine-Krise im Blickpunkt
Nur wenige Tage nach den diplomatischen Verhandlungen in Minsk zwischen der Ukraine und Russland zeigt sich die maßgebliche und unverblümte Unterstützung russischer Militärs für die Rebellen im Nachbarland immer deutlicher. So verdichteten sich gestern die Berichte russischer Truppenbewegungen im (Süd-) Osten der Ukraine. Neue Sanktionsdrohungen aus den USA und der EU ließen nicht lange auf sich warten. So kündigte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel nach einem Gespräch mit US-Präsident Barack Obama an, dass neue Sanktionen bereits auf dem am Wochenende stattfindenden EU-Gipfel diskutiert werden. Das unmittelbar bevorstehende Weiterrücken auf die nächste Sanktionsstufe sowie darauf höchstwahrscheinlich folgende Vergeltungsmaßnahmen Russlands erhöht die Risiken sowie die immer greifbarer werdenden negativen Auswirkungen auf die Konjunkturdynamik in der Eurozone abermals deutlich. Die gegenwärtig bereits sehr hohe Verunsicherung spiegelt sich im Rückgang der gestern veröffentlichten Sentimentumfragen der EU Kommission unverkennbar wider. Die zweite Schätzung zur Entwicklung des realen BIP in den USA im zweiten Quartal fiel mit einem Zuwachs von annualisiert 4,2 % p.q. (nach zuvor 4,0 % p.q.) ebenso wie das Verbrauchervertrauen besser als erwartet aus. Die Spannung auf den Märkten nimmt indessen weiter zu. Die Rendite der 10-jährigen deutschen Staatsanleihe liegt unter 0,90 %. Auch jene des US-Pendants ging ungeachtet der sehr soliden Konjunkturdaten im Laufe des gestrigen Tages weiter zurück.
Neben den Entwicklungen in der Ukraine dürfte heute die Schnellschätzung der Inflationsrate für August in der Eurozone sowie in Italien von Interesse sein. Wie schon im Vormonat hat sich der neuerliche Rückgang des Ölpreises wohl dämpfend auf die Gesamtrate ausgewirkt.
Aktienmärkte
Die US-Aktienindizes haben sich am Donnerstag nach einem schwachen Beginn kontinuierlich nach oben gearbeitet, gingen aber im Vergleich zum Vortag dennoch etwas leichter aus dem Handel, wobei der S&P 500 die psychologische „2000-Marke“ nicht halten konnte. Grund hierfür war vor allem die Verschärfung der Ukrainekrise, da von Seiten Kiews aber auch von der Nato Berichte aufkamen, dass russische Soldaten in den Osten der Ukraine eingedrungen seien. Die Kursverluste an den US-Börsen hielten sich aber im Vergleich zu denen an den Europäischen Börsen stark in Grenzen, wobei dies wohl den besser als erwartetem US-Wachstum zu verdanken war. Die Aktien von T-Mobile US erreichten im US-Handelsverlauf in der Spitze ein Plus von über sechs Prozent, nachdem der Mutterkonzern Deutsche Telekom bekanntgab, dass sie über einen Verkauf der Tochter bei einem Angebot von mindestens USD 35 je Aktie zu verhandeln bereit sein. Die bisherige Offerte der französischen Iliad liegt bei USD 33 je Anteilsschein. Die Aktien gingen mit einem Zuwachs von 1,4 % aus dem Handel. Der Nikkei 225 Index zeigte sich von den geopolitischen Unsicherheiten unbeeindruckt und war zuletzt nur leicht im Minus. Die Eröffnung an den europäischen Aktienmärkten erwarten wir mit Blick auf die ersten Indikatoren nur wenig verändert.
Credit-Märkte
Laut Bloomberg wollen sich die vier größten italienischen Banken bis zu EUR 27 Mrd. in der ersten Runde der Versteigerung der neuen TLTRO Programme besorgen: Intesa Sanpaolo EUR 13 Mrd., Unicredit EUR 7 Mrd., Banca Monte Dei Paschi EUR 3 Mrd. und Banco Popolare EUR 3,8 Mrd. Bis gestern hatten die Banken Zeit bei der EZB einzumelden, wie viel Liquidität sie von der Notenbank unter dem TLTRO-Programm abrufen werden. Auf der Financial Seite preiste die Bank Nederlandse Gemeenten eine EUR 1 Mrd. Anleihe (Laufzeit: 2024) zu MS+12 BP. Heute berichten die beiden Baukonzerne Strabag und Porr die Quartalszahlen, die wir in separaten Aussendungen kommentieren werden.
Zentral- und Osteuropa
- Hoffnungen auf eine Deeskalation im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine sind geschwunden, nachdem die Ukraine Russland beschuldigt Militäreinheiten in der Ostukraine einzusetzen.
- Die von der Ukraine vorgebrachte Anschuldigung, wonach Russlands Militär in die Ostukraine interveniert, führt beim Rubel und bei Rubel-Schuldtiteln zu weiteren Abwertungstendenzen, andere CEE-Währungen gaben ebenfalls nach.
- Nach einer früher am Tag durchgeführten erfolgreichen Auktion traf der gestrige Nachrichtenfluss aus der Ukraine auch den ungarischen Staatsanleihenmarkt.