National-Bank: EZB heizt QE-Debatte weiter an
Die geopolitischen Risiken, die kurzzeitig durch die Spekulationen über die Ausgestaltung eines QE-Programms durch die EZB verdrängt worden waren, traten gestern wieder in den Mittelpunkt. Konnte man nach dem Treffen der Präsidenten der Ukraine und Russlands am Dienstag vielleicht auf Entspannung mit der Hoffnung auf eine politische Lösung in der Ostukraine setzen, so muss man nach den diversen Berichten über die Situation in der Ukraine feststellen, dass davon nicht mehr übrig ist. Eine politische Lösung ist derzeit nicht in Sicht. Die Hürden für eine Beilegung des Konfliktes sind erneut wieder höher geworden. Wenn Moskau tatsächlich eine politische Lösung will, wird man dort in Vorleistung gehen müssen. Ansonsten wird kaum noch jemand den Aussagen aus der der russischen Politik Glauben schenken, wenn es um die Beilegung der Auseinandersetzung gehen soll. Russland hat sich in eine schwierige Situation manövriert, auf die der Westen allerdings ebenfalls kaum Antworten hat. Dass es weitere Sanktionen durch den Westen geben wird, dürfte nahezu ausgemachte Sache sein. Offen ist jedoch, ob sie sich nicht durch Substitution umgehen lassen. Dieser Themenkomplex dürfte heute und über das Wochenende die Medien und damit auch die Kapitalmärkte beherrschen.
Es gibt heute jedoch auch eine große Zahl von europäischen und US-amerikanischen Konjunkturdaten. In Euroland dürften die Preisdaten von besonderem Interesse sein. Der Druck auf die EZB, etwas gegen Deflationsrisiken zu unternehmen, dürfte nicht kleiner werden. Die Marktakteure werden von der EZB weitere Maßnahmen erwarten, so dass sie am kommenden Donnerstag wieder liefern muss. Die europäischen Arbeitsmarktdaten werden keine Verbesserung der Situation signalisieren, weil das Wirtschaftswachstum zu schwach ist, um in allen Teilen des Euroraums Arbeitsplätze zu schaffen. Dazu wäre es jedoch immer noch notwendig, in den Ländern des Euroraums Strukturreformen durchzuführen, die ein wachstumsfreundlicheres Umfeld schaffen. Mehr Investitionen, wie von Frankreich gefordert, werden kaum Verbesserungen bringen.
Am Nachmittag gibt es neben neuen Daten zur Konsumlust der US-Amerikaner mit dem Chicagoer Einkaufsmanagerindex einen Einblick in die Stimmung der Unternehmen, wobei der erwartete Anstieg etwas zu optimistisch ist. Der PCE-Deflator wird signalisieren, dass die Fed keinen akuten Handlungsbedarf hat.
Der Bund Future dürfte heute freundlich in den Handelstag starten. Im weiteren Tagesverlauf dürfte er zwischen 151,10 und 152,30 schwanken. Gegen Abend sind trotz der Situation in der Ostukraine Gewinnmitnahmen an den Rentenmärkten wahrscheinlich. Die Rendite der 10jährigen Treasuries dürfte zwischen 2,29 und 2,43 % liegen.