Nord LB: Economic Sentiment - Konjunkturausblick für die Eurozone trübt sich deutlich ein!
Soeben hat die Europäische Kommission aktuelle Daten zu ihrer monatlichen Verbraucher- und Unternehmensumfrage in der EU und der Eurozone veröffentlicht. Demnach sank der Economic-Sentiment-Indikator (ESI) im Berichtsmonat August deutlich auf 100,6 Punkte, den niedrigsten Stand in diesem Jahr. Die heutigen Zahlen sind insgesamt schwächer ausgefallen als von den zuvor von Bloomberg befragten Analysten erwartet worden war. Die Stimmung bei den europäischen Unternehmen und Verbrauchern hat sich somit im August vor dem Hintergrund der geopolitischen Konflikte spürbar verschlechtert und der Konjunkturausblick für den gemeinsamen Währungsraum damit weiter eingetrübt.
In den fünf größten Volkswirtschaften der Eurozone gab es mit Ausnahme Spaniens, wo der Gesamtindikator stagnierte, teils deutliche Verschlechterungen des Wirtschaftsvertrauens zu verzeichnen. Besonders ausgeprägt war der Rückgang in Italien, wo der ESI deutlich um 4,1 Indexpunkte auf nur noch 97,8 Zähler und damit unter den langfristigen Mittelwert (100,0) abgerutscht ist. Italien war bereits im II. Quartal in die Rezession zurückgefallen, die jüngsten Umfragedaten machen nun wenig Hoffnung auf eine baldige Besserung der Lage. Aber auch in Deutschland (-1,9 Punkte) und Frankreich (-0,6 Punkte) hat der Pessimismus zugenommen.
In der gesamten Eurozone haben vor allem die Teilumfragen im Industriesektor und unter den Verbrauchern deutliche Rückgänge des Vertrauens ergeben. Hierzu mögen auch die ernüchternden Wachstumszahlen für das II. Quartal beigetragen haben, die Mitte des Monats veröffentlicht wurden. Auch hier hatten vor allem Deutschland, Frankreich und Italien enttäuscht und dafür gesorgt, dass die Konjunkturerholung in der Eurozone im Frühjahr zum Erliegen kam. Vor allem der Konflikt mit Russland und die Sanktionen belasten zunehmend den Ausblick, während die direkten Auswirkungen noch verkraftbar scheinen. So haben die Industrieunternehmen vor allem ihre Produktionserwartungen zurückgenommen, während sich der Orderbestand und die Lagerbestände an fertigen Erzeugnissen weitgehend unverändert entwickelten.
Die heutigen Zahlen sind eine leichte negative Überraschung. Ganz offenbar nehmen die Sorgen vor negativen Auswirkungen der geopolitischen Konflikte bei Unternehmen und Verbrauchern zu. Die Ergebnisse der Augustumfrage bestätigen das Bild einer konjunkturellen Schwächephase, die zumindest im zweiten Halbjahr anhalten dürfte. Die EZB gerät damit unter immer stärkeren Druck, zügig schärfere Geschütze im Kampf gegen die niedrige Inflation aufzufahren.
Fazit:
Die Stimmung der Unternehmen und Verbraucher in der Eurozone hat sich im August deutlich eingetrübt. Der Economic-Sentiment-Indikator ist auf 100,6 Punkte gefallen, stärker als zuvor erwartet worden war. Vor allem in den großen Volkswirtschaften nahm die Skepsis zu. Offenbar belasten die geopolitischen Konflikte – insbesondere der Krieg in der Ukraine - zunehmend die Wirtschaftsstimmung. Die Zahlen sprechen für eine konjunkturelle Schwächephase, unsere Wachstumsprognose haben wir bereits deutlich gesenkt. Die Forderungen an die EZB, schärfere Geschütze gegen die niedrige Inflation aufzufahren, dürften nun noch lauter werden.