Commerzbank: US-Auftragseingang deutet auf Investitionsbelebung hin
In den USA sind die Auftragseingänge langlebiger Güter im Juli um sage und schreibe 22,6% M/M gestiegen, was an den volatilen Flugzeugaufträgen lag. Nach der Pariser Luftverkehrsmesse waren die Fluggesellschaften offenbar in besonderer Orderlaune. Indes: Flugzeugaufträge sind eher Vormerkungen; sie haben zudem einen langen Vorlauf vor der Produktion. Wichtiger daher für die überschaubare Zukunft: die Kernaufträge, die Flug- und Militärgerät ausklammern. Sie lagen im Juli 2,6% über dem Vorquartalsniveau und auch bei der Jahresrate zeichnet sich ein ansteigender Trend ab. Dies fügt sich ins freundliche Stimmungsbild der Industrie und lässt erwarten, dass die Investitionstätigkeit der Unternehmen an Schwung gewinnt.
Zinsen und Anleihen
Dank des EZB-Präsidenten Draghi und der von ihm forcierten Erwartung an ein Staatsanleihekaufprogramm der EZB sanken gestern abermals die Renditen von Staatsanleihen der Euro-Peripherie auf Rekordtiefs. 10-jährige spanische Papiere rentierten zum Handelsschluss auf dem Niveau von 2,18% und markierten – wie vergleichbare italienische (2,42%) – ein neues Allzeittief. Auch französische 10-jährige Papiere rentierten mit 1,27% auf einem Rekordtief. Ungeachtet überraschend positiver Makrodaten blieben auch die Renditen 10-jähriger Bundesanleihen mit 0,94% nahe ihrer Tiefstwerte. In den USA stiegen die Renditen hingegen nach positiven Daten zu den Auftragseingängen an. Diese verbuchten im Juli einen sagenhaften Anstieg von 22,6% M/M (siehe dazu „Im Blickpunkt“). Die fortschreitende Konjunkturverbesserung in den USA und die Aussichten auf ein mögliches Anleihekaufprogramm der EZB haben für eine fortschreitende Entkopplung der Renditen in Europa und derer in den USA gesorgt. Wir gehen allerdings nicht davon aus, dass die EZB bereits zur kommenden Sitzung Anfang September ein Kaufprogramm für Staatsanleihen präsentieren wird. Vielmehr wird wohl die Wirkung der zuletzt beschlossenen Langzeittender (TLTRO) abgewartet. Dies würde für ein Kaufprogramm – wenn überhaupt – erst im kommenden Jahr sprechen. Zunächst stehen aber in dieser Woche nochmals Daten zur Kreditvergabe im Juli (morgen) und zur Preisentwicklung im August in Deutschland (morgen) und im Euroraum(Freitag) an. Diese Daten sollten den Druck auf die Renditen von Staatsanleihen im Euroraum weiter aufrecht halten. Italienische Primärmarktaktivitäten (morgen) könnten dies temporär unterbrechen. Der Frieden in Gaza und die Friedenshoffung in der Ukraine sollten den Markt heute kaum bewegen.
Aktien
Während die asiatischen Märkte in einem ruhigen Umfeld noch überwiegend nachgegeben hatten, konnten die europäischen Aktienbörsen ihren Erholungstrend auch am gestrigen Dienstag weiter fortsetzen. Die Impulse von Jackson Hole wirkten weiter nach, zusätzlich beflügelten starke Konjunkturdaten und neue Höchststände in den USA. Auch die laufen-den Gespräche zwischen Poroschenko und Putin in Minsk wirkten beruhigend auf die Marktteilnehmer. Im Dax 30 konnten bis auf E.ON (-0,1%) alle Titel zulegen. Besonders stachen dabei die beiden deutschen Banken Commerzbank (+2,1%) und Deutsche Bank (+2%) heraus. Die Aktien der Deutschen Lufthansa (+1,5%) konnten trotz der Ungewissheit über einen möglichen Pilotenstreik ebenfalls überdurchschnittlich zulegen. Im europäischen Leitindex EUROSTOXX 50 verzeichneten alle Branchen Zuwächse. Am positivsten präsentierten sich neben Banken (+1,7%) vor allem Grundstoffe (+2,2%). Vergleichsweise schwach war die Entwicklung bei Telekommunikation und Basiskonsumgütern (jeweils +0,3%). Schwächste Einzeltitel im Index waren die Aktien von GDF Suez (-0,8%) nach einer Brokerherabstufung. An der Wall Street konnten zwar neue Rekorde aufgestellt werden (im Verlauf neuer Höchststand des Dow Jones, S&P 500 erstmals über 2000 Punkten geschlossen), doch fielen die Zugewinne trotz überwiegend starker Konjunkturdaten knapp aus. Die stärkste Branche war der Energiesektor (+0,5%), während vor allem Versorger (-1,1%) schwächer tendierten. Die asiatischen Börsen können heute Morgen in der Breite leicht zulegen. Die europäischen Börsen dürften nach der zuletzt starken Erholung erst einmal in Wartestellung gehen. Die Agenda enthält heute keine impulsgebenden Nachrichten. Die Marktteilnehmer werden mit Spannung verfolgen, ob der Plan einer Waffenruhe in der Ukraine umgesetzt wird.