Phoenix Solar: Lichtblicke in der Solarenergiekrise
Projektverzögerungen, zurückhaltende Investoren, Zölle und politische Schlingerkurse in wichtigen Märkten – das Umfeld, in dem Phoenix Solar unterwegs ist, ist kompliziert und sorgt für schlechte Nachrichten. Allerdings zeigen sich für die Solarenergiebranche auch Lichtblicke und Chancen in einigen Märkten, unter anderem in den USA und Griechenland. Wie die Lage für Phoenix Solar nach der jüngsten Gewinnwarnung aussieht, hat Konzernchef Bernd Köhler im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de beantwortet.
www.4investors.de: Sie haben im Rahmen des Halbjahresberichts externe Belastungsfaktoren erwähnt. Was hat zu den massiven Verzögerungen bei Projekten im US-Geschäft geführt?
Köhler: Tatsächlich kam es im ersten Halbjahr 2014 zu einer ungewöhnlichen Häufung von Verzögerungen seitens einiger potenzieller Kunden. Das konnten wir weder ahnen noch beeinflussen, zumal es sich um ganz unterschiedliche Gründe handelte. Das reichte von planerisch-architektonischen Änderungen bei einem Kunden, die zu völlig neuen Anforderungen an das Layout der geplanten Anlage führten, bis hin zu einer behördlichen Überprüfung der Beschaffungsvorgaben bei einer öffentlichen Einrichtung.
www.4investors.de: Welche Rolle spielen dabei die Sanktionen der USA gegen chinesische Importe?
Köhler: Zölle auf Importe führen bei sonst unveränderten Umständen zu einer Erhöhung der durchschnittlichen Einstandspreise. Projektierer wie wir stellen daher fest, dass die Rentabilität für die Investoren geschmälert wird und folglich Markteinbußen zu verzeichnen sind. Wir sehen aufgrund der Zölle zum Beispiel nicht nur in den USA sondern auch etwa in Frankreich deutliche Dämpfer fürs Geschäft. Abgesehen also von der prinzipiell fragwürdigen Einschränkung des Wettbewerbs, trocknen diese Zölle tendenziell auch das Geschäft der Hersteller aus, die sich für die Zölle ausgesprochen hatten. In Summe halten wir die Beschränkungen für recht kontraproduktiv.
Solarenergie: US-Markt bleibt trotz der Zölle wachstumsstark
www.4investors.de: Die USA haben die Sanktionen gerade erst ausgeweitet. Ist kurzfristig mit einer Entspannung der Lage zu rechnen, auch für ihr operatives Geschäft?
Köhler: Die Sanktionen machen uns das Leben nicht einfacher, waren aber wie erwähnt nicht die Hauptursache für die Verzögerungen. Grundsätzlich sehen wir in den USA auch kurzfristig enorme Chancen. Der US-Markt für Solaranlagen zählt zu den interessantesten und wachstumsstärksten der Welt. Wir sind seit 2010 dort aktiv und gehen unverändert davon aus, dass wir in USA dauerhaft und erfolgreich Geschäft machen können - denn unsere US-Kollegen sind für eine Vielzahl mittelgroßer Projekte im Bietverfahren, teilweise in Vertragsverhandlungen, haben ein breites Erfahrungsspektrum und gute Referenzen vorzuweisen.
www.4investors.de: Welche Auswirkungen hat das neue EEG für ihr mittlerweile enorm geschrumpftes Deutschland-Geschäft?
Köhler: Nun, unser Deutschlandgeschäft schrumpft nicht, wir haben uns vielmehr von den Projekt- und Handelsaktivitäten im Februar 2013 vollständig getrennt. Derzeit läuft die Pilotphase eines neuen Geschäftsmodells. Wir bieten Eigenheimbesitzern standardisierte Paketlösungen für kleine Dachanlagen an, die für den Eigenverbrauch optimiert sind. Dass die Bundesregierung lange und teilweise widersprüchlich über eine Abgabe auf selbst erzeugten und verbrauchten Strom diskutiert und eine solche schließlich auch verfügt hat - das hat bei den Interessenten für erhebliche Verunsicherung und Zurückhaltung gesorgt. Dass schließlich eine Bagatellgrenze eingezogen wurde, entspannt die Lage etwas - unsere Anlagen liegen deutlich darunter.
www.4investors.de: Können europäische Märkte, zum Beispiel Griechenland, in der nächsten Zeit Impulse setzen?
Köhler: Wir schauen auf die Märkte, in denen wir Tochtergesellschaften und Referenzen haben. Aber wir müssen feststellen, dass der politische Schlingerkurs zum Beispiel in Spanien den Markt für PV-Anlagen weitgehend hat austrocknen lassen. Wir bleiben vor Ort, weil wir überzeugt sind, dass der Paradigmenwechsel von der Einspeisevergütung als Motiv für die Anschaffung von Photovoltaik-Anlagen hin zum Eigenverbrauch dort eines Tages wieder zu einer Marktbelebung führen wird, von der wir dann ebenfalls profitieren können. In Griechenland zeichnet sich das jetzt ab. Wir erwarten, dass die Nachfrage dort anzieht, sobald das neue Gesetz zur Regelung des Eigenverbrauchs im Net-Metering-Modell in Kraft tritt.
www.4investors.de: Wesentliche Teile des Halbjahresumsatz sind in Asien angefallen, allerdings sind auch dort die Märkte nicht frei von politischen Problemen, unter anderem in Thailand und im Mittleren Osten, worauf sie sich ja verstärkt fokussieren wollen. Welche Chancen und Risiken gibt es für Phoenix Solar auf dem Kontinent?
Köhler: Selbstverständlich sind unruhige Zeiten kein gutes Umfeld für langfristige Investitionen wie die in Solarkraftwerke. Andererseits ging und geht das Leben auch in diesen Regionen weiter und die neue thailändische Regierung hat erklärt, sich wie die Vorgängerregierungen für die erneuerbaren Energien einzusetzen. Wir haben Anfang des Jahres, als die Auseinandersetzungen auf dem Höhepunkt waren, dennoch Aufträge erhalten und abgearbeitet, und wir sehen dort weiter gute und noch wachsende Potenziale. Das gilt auch für die anderen Hauptabsatzgebiete in Südostasien, Singapur, Malaysia und die Philippinen, die auch politisch stabiler sind. Für die Golfregion gilt das ebenfalls - und zwar in jedem Fall für alle großen Märkte außerhalb der unmittelbaren Krisengebiete wie insbesondere Saudi-Arabien oder Jordanien, wo wir ja bereits erfolgreich Referenzprojekte gebaut haben.
www.4investors.de: Wie konservativ ist ihre jetzige Prognose abgefasst?
Köhler: Unser Vertrieb hat weiter viele Eisen im Feuer - wir arbeiten nach wie vor an umfangreichen Pipelines mit mehreren 100 Megawatt an konkreten Projekten. Die unerwartete Situation vor allem in USA war selbstverständlich auch Anlass, unsere Vertriebsqualität zu überprüfen und Maßnahmen zu deren weiterer Verbesserung zu ergreifen. Wenn sich die Zurückhaltung der Investoren legt und Aufträge tatsächlich unterschrieben werden, dann wird uns dies über den Jahreswechsel hinaus nennenswertes Geschäftsvolumen eintragen. Aber auch in unserem Geschäft gilt: Der Bär muss erst erlegt sein, ehe man sein Fell verteilen kann. Insofern sind in der Prognose Chancen und Risiken berücksichtigt.
Verhandlungen zwischen Phoenix Solar und den Banken
www.4investors.de: Im Geschäftsbericht schreiben sie, dass es keine gravierenden Probleme mit ihren Banken gibt. Die Formulierung lässt allerdings Raum zu der Annahme, dass das Verhältnis zu ihren Banken derzeit nicht gerade komplett frei von Spannungen ist. Trifft das zu?
Köhler: Nun, die Banken stellen ja im Wesentlichen die gleichen Fragen wie Sie auch. Und sie erhalten im Wesentlichen auch keine anderen Antworten. Wir führen einen offenen, kontinuierlichen und vertrauensvollen Dialog, der eine gute Grundlage für unsere Geschäftsbeziehung darstellt und derzeit mit dem Ziel geführt wird, eine Verlängerung und Anpassung der bestehenden Finanzierung auszuhandeln.
www.4investors.de: Besteht nach dem Verkauf des O+M-Geschäftes noch absehbarer Kapitalbedarf für Phoenix Solar und erwägen sie weitere Verkäufe von Unternehmensteilen?
Köhler: Lassen Sie mich erneut ganz klar herausstellen, dass der Verkauf des O+M-Geschäfts auf eine langfristig geplante, strategische Entscheidung zurückgeht. Bereits im Herbst 2013, als unsere Absatzplanung im internationalen Projektgeschäft noch intakt war, hatten wir Überlegungen angestellt, nach einem Käufer für diese Aktivitäten zu suchen. Und auf der Hauptversammlung hatten wir unterstrichen, unsere Aktionäre am ehesten dann um eine Aufstockung des Kapitals zu bitten, wenn sich uns greifbar zusätzliche Wachstumschancen bieten. Dass wir sehr wirtschaftlich arbeiten, erkennen Sie daran, dass wir trotz der deutlich geringeren Umsätze die Ertragslage relativ stabil halten können. Im Moment haben wir unsere Umsatzprognose für 2014 auf 70 bis 100 Millionen Euro zurückgeschraubt. Vorrangig geht es jetzt darum, diese revidierte Prognose zu erreichen. Dafür gibt es gute Aussichten, und daran arbeiten wir.