Weberbank – Konjunktur: Optimistisch für die zweite Jahreshälfte
Nachdem die USA zuletzt starke Quartalszahlen vorweisen konnten, hat die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal eine Rolle rückwärts gemacht und ist um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal geschrumpft. Dies ist hauptsächlich auf schwache Exportzahlen und Investitionsausgaben zurückzuführen. Aber tatsächlich hat auch das Wetter einen entscheidenden Anteil am Minus: Durch den milden Winter wurden Teile der Bauproduktion in das erste Quartal vorgezogen und gingen somit zu Lasten des zweiten. Bereinigt um diesen Effekt wäre ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts vermutlich vermieden worden. Ein Blick auf die restlichen großen Volkswirtschaften der Eurozone ist leider nur punktuell erfreulicher, wie zum Beispiel in Spanien. Mit einem Wachstum von 0,6 Prozent konnten sich die Spanier über den stärksten Zuwachs seit Ende 2007 freuen und markierten zugleich das vierte Wachstumsquartal in Folge. Die anderen beiden großen Wirtschaftsregionen in der Eurozone, Italien und Frankreich, mussten ein rückläufiges bzw. stagnierendes Wirtschaftswachstum verkraften. Diese Entwicklung unterstreicht erneut, dass von Seiten der Politik dringend notwendige Strukturreformen, wie zum Beispiel am Arbeitsmarkt, beschlossen werden müssen. Keinen Grund zur Euphorie versprühen auch die in dieser Woche veröffentlichten Einkaufsmanager- Umfragen, signalisieren aber zumindest leichte Wachstumstendenzen. Mit Sicht auf das zweite Halbjahr blicken wir trotz einzelner Belastungsfaktoren vorsichtig optimistisch auf die wirtschaftliche Entwicklung in der Eurozone und zuversichtlich auf die Deutschlands. Aufgrund des sehr stabilen Arbeitsmarktes und einer positiven Verbraucherstimmung sollte der Konsum eine wichtige Säule der Wirtschaftserholung in Deutschland bleiben. Natürlich kann eine Verschärfung der geopolitischen Krisenherde in Osteuropa oder im Nahen Osten diesen Ausblick gefährden.
Renten: neue Renditetiefs
Insbesondere der Konflikt in der Ukraine führte am deutschen Rentenmarkt zu weiter fallenden Renditen. Die zwischenzeitliche Verschärfung führte sogar zu neuen Renditetiefstständen, so dass zehnjährige Bundesanleihen erstmals unter einem Prozent rentierten und Papiere bis zu einer Laufzeit von drei Jahren kurzfristig sogar negative Renditen auswiesen. Neben den geopolitischen Krisen stützten aber auch deutlich rückläufige Inflationserwartungen die Kurse der deutschen Anleihen. Dies bestärkte Hoffnungen am Markt, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ein umfangreiches Anleihekaufprogramm initiieren könnte. Auch der kurzfristige Verkaufsdruck bei europäischen und insbesondere amerikanischen Unternehmensanleihen aus dem spekulativen Bonitätsbereich konnte gestoppt werden. Dieser wurde zuvor durch Kommentare von US-Notenbankchefin Janet Yellen geschürt, nachdem sie die Bewertung dieser Anleihesegmente kritisierte. Die Schwellenländeranleihen konnten sich dagegen relativ stabil halten, trotz einer technischen Insolvenz Argentiniens und den bereits angesprochenen geopolitischen Krisen. Wir empfehlen dementsprechend, weiterhin im Rentenmarkt investiert zu bleiben, und werden durch die rückläufigen Inflationserwartungen und den durchwachsenen Konjunkturdaten aus Europa hierin bestätigt.
Aktien: defensiv ausgerichtet
Am europäischen Aktienmarkt haben hingegen einige Investoren in den vergangenen Wochen die Flucht angetreten und somit die Märkte belastet. So zeigten zuletzt veröffentlichte Umfragen unter Fondsmanagern, dass insbesondere die Eurozone gemieden wurde. Ein Großteil der durch Verkäufe gewonnene Liquidität wurde vorübergehend in erhöhten Kassebeständen geparkt, aber auch in Aktien aus den Schwellenländern investiert. Dies ist unter anderem auf die attraktiven Bewertungsniveaus dieser Regionen zurückzuführen. Der deutsche Leitindex DAX gehörte in den vergangenen Wochen hingegen zu den größten Verlierern, konnte sich aber nach einem kurzfristigen Durchschreiten der 9.000er-Marke merklich erholen. Der US-Leitindex S&P 500 erwies sich erneut als weitaus stabiler und markiert in dieser Woche ein neues Rekordniveau. Fundamental wurde dieses Bild durch die abgelaufene Bilanzsaison unterstrichen. Während die US-Unternehmen ein Gewinnwachstum im zweiten Quartal von 9,4 Prozent auswiesen, mussten Unternehmen aus dem DAX ihren Anteilseignern einen Rückgang von 1,5 Prozent mitteilen. Auch mit Blick auf die geopolitischen Krisen bleiben wir für europäische Aktien aktuell defensiv ausgerichtet, sind aber weiterhin von der langfristigen Attraktivität von Aktienengagements überzeugt.
Im aktuellen Umfeld konnte der US-Dollar gegenüber dem Euro weiter zulegen. Aus unserer Sicht sollte dieser Trend aufgrund der wirtschaftlichen Stärke der USA und hoher Zinsdifferenzen gegenüber dem Euroraum weiter anhalten.