Nord LB: HSBC Flash PMI - Rutschpartie statt Verschnaufpause!
Die heute früh gemeldeten Zahlen zum Flash PMI für den Berichtsmonat August hätten durchaus besser ausfallen dürfen. Die von uns erwartete Verschnaufpause auf dem 18-Monatshoch wird eher zur kleinen Rutschpartie: Der wichtige Indikator zur konjunkturellen Verfassung der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft sackte auf 50,3 Punkte ab. Damit hält sich der Flash PMI zwar noch oberhalb der psychologisch wichtigen Marke von 50 Zählern. Dennoch ist von einer negativen Überraschung zu sprechen, die nicht nur an den asiatischen Aktienmärkten für Verkaufsstimmung sorgen dürfte.
Der Rückgang der Schnellschätzung ist insbesondere auf die Abkühlung der Binnendynamik aber auch auf eine leicht rückläufige Exportnachfrage zurückzuführen. Nach HSBC-Angaben hielten sich die Sub-Komponenten zum „Output“, den „New Orders“ sowie den „New Export Orders“ zwar im expansiven Terrain. Allerdings verloren die wichtigen Kategorien merklich an Schwung.
Auf eine gewisse Abkühlung hatten schon die Juli-Zahlen zur Industrieproduktion sowie zur Kreditvergabe hingedeutet. Die Konjunkturhilfen Pekings – die im Vormonat noch für ausgeprägten Optimismus bei den Einkaufsmanagern sorgten – verlieren sukzessive ihre Wirkung. Zudem betonen die Zentralbanker immer wieder, dass eine übermäßige Liquiditätsversorgung nicht im Sinne der Entscheidungsträger ist. Vor dem Hintergrund der Meldungen zur Qualität der Finanzaktiva im offiziellen (aber auch im informellen) Bankensektor wäre eine ausufernde Kreditvergabe zum Wohle quantitativen Wachstums sicherlich auch nicht das adäquate Mittel.
Der Immobilienmarkt drückt ebenfalls auf die Stimmung: Im Juli präsentierten sich die Preise für Wohnraum in der Mehrzahl der Großstädte erneut rückläufig. Der bedeutende Anteil der Bau- und Bauzulieferindustrie am chinesischen Wachstum sorgt für entsprechende Sorgenfalten. In ihrem jüngsten Monatsbericht hat auch die Bundesbank auf die realwirtschaftlichen Auswirkungen dieser Entwicklung hingewiesen. Aus der Perspektive der deutschen Exportwirtschaft wäre eine Talfahrt am Immobilienmarkt keinesfalls als Non-Event zu bezeichnen.
Insgesamt würden wir aber dennoch davor warnen, ein allzu düsteres Bild der konjunkturellen Lage im Reich der Mitte zu zeichnen. Auch wenn wir den heutigen Rückgang so nicht erwartet hatten, passt der Flash PMI noch sehr gut zu unserer BIP-Wachstumsprognose von 7,4% für das laufende Jahr. Der Vormonatswert wurde sicherlich zu einem Großteil durch Pekings Eingriffe begünstigt. Dieser Sondereffekt wird langfristig jedoch nicht Bestand behalten und kaum zu einer Lösung der strukturellen Ungleichgewichte beitragen. Wir bleiben bei unserer Einschätzung, dass die Entscheidungsträger gut beraten wären, die politische Vorgabe eines BIP-Anstiegs um 7,5% nicht zu wörtlich zu nehmen und den aus der Abkehr vom Wachstumsfetisch entstehenden Freiraum für Reformen zu nutzen.
Fazit:
Der HSBC Flash PMI legt statt einer Verschnaufpause eine kurze Rutschpartie hin. Der wichtige Indikator kann sich aber im expansiven Terrain halten. Somit gibt es auch keinen Grund zur Panik. Dennoch muss festgehalten, dass die Binnendynamik auch im August hinter den Erwartungen zurückzubleiben scheint. Der chinesische Immobilienmarkt bleibt die Achillesferse Chinas. Auch wenn wir eine harte Landung nach wie vor ausschließen: Für Peking wäre ein „weiter wie bisher“ sicherlich das falsche Mittel der Wahl!