IPO: Zalando, Rocket Internet und Co. können für ein aufregendes Halbjahr sorgen
Die Sommerferien sind vorbei, Banker und institutionelle Anleger kommen langsam wieder in ihre Büros zurück. Damit kommen zugleich wieder neue Börsengänge auf den Schirm der Märkte.
Das erste Halbjahr war für Deutschland, was die Börsengänge angeht, eher verhalten. Fünf Neuemissionen gab es am regulierten Markt in Frankfurt: Buwog, SLM Solutions Group, Stabilus, JJ Auto und Braas Monier haben ihre Börsenpremiere gefeiert. Hinzu kommen mit Tintbright und DO Deutsche Office noch zwei Notierungsaufnahmen. Auch im Open Market herrschte eine gewisse Zurückhaltung, die auch durch die neuen Regeln der Deutschen Börse ausgelöst wurde. Dadurch ist ein Listing im Freiverkehr schwerer geworden – auch zum Schutz der Anleger. Mit Bancorp Wealth Management New Zealand und Rapid Nutrition haben nur zwei Companies eine Notierungsaufnahme vollzogen.
LSE als IPO-Sieger
In anderen Teilen Europas war die IPO-Freude deutlich größer, wie die Experten von Mergermarket errechnet haben. So hat es im ersten Halbjahr in ganz Europa 134 Börsengänge gegeben, damit hat sich die Zahl im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Rund 29,4 Milliarden Euro kamen in die Kassen der Neulinge, eine Verdreifachung im Vergleich zu 2013. Allein die London Stock Exchange hat es auf 54 IPOs gebracht. Euronext, der Zusammenschluss von Paris, Brüssel, Amsterdam und Lissabon, kommt auf 22 Listings.
Doch der Markt ist vorsichtiger geworden, was die Bezugspreise angeht. Nicht immer konnte man zuletzt in den ersten Handelstagen ein Plus bei den Neulingen sehen, das sorgt bei den anstehenden Börsengängen möglicherweise für eine leichte Zurückhaltung. Die erwünschten Preise beim Börsengang werden nicht immer durchsetzbar sein. Von den fünf deutschen Börsengängen aus dem ersten Halbjahr 2014 liegen drei im Plus, bei zwei Aktien (JJ Auto und Braas Monier) liegen die aktuellen Kurse unter der Erstnotiz.
IPO-Pipeline ist gut gefüllt
Dennoch kann das zweite Halbjahr für eine Belebung in der IPO-Pipeline sorgen. Eine ganze Reihe großer Unternehmen wird europaweit mit einem nahenden Börsengang in Verbindung gebracht. Dazu zählen der spanische Flughafenbetreiber AENA, die irische Telekommunikationsgesellschaft Eircom sowie Zalando aus Deutschland. Auch Rocket Internet, ebenso wie Zalando eine Gesellschaft der Samwer-Brüder, gilt als heißer Börsenkandidat.
Die Experten von Goldman Sachs rechnen für Deutschland bis zum Jahresende mit fünf bis zehn IPOs. Vieles dürfte davon abhängen, in welcher Verfassung der Markt sein wird. Die Krise in Osteuropa könnte so manchen Ambitionen noch einen Strich durch die Rechnung machen. Ansonsten könnten die Hörgeräte-Sparte von Siemens, der Kabelnetzbetreiber Tele Columbus oder der Automobilzulieferer Hella zu den aussichtsreichen Börsenkandidaten zählen. Kleinere Unternehmen, die weniger als 100 Millionen Euro Marktkapitalisierung vorweisen könnten, sind in dieser Liste nicht berücksichtigt. Nicht ausgeschlossen ist, dass zudem wieder einige chinesische Unternehmen in Frankfurt ihr Glück versuchen wollen.
Am Markt hört man, dass das Geld, um in Börsengänge zu investieren, vorhanden ist. Fonds und andere institutionelle Anleger werden aber genau hinschauen, wo sie ihr Geld investieren. Hier kommt dann wieder der Bezugspreis ins Spiel.