Vita 34: „Wir sind von den Sanktionen nicht betroffen“
Der Kursverlauf von Vita 34 bereitet Aktionären derzeit überhaupt keine Freude. Am Markt wird vermutet, dass dies mit einem russischen Ankeraktionär zusammenhängen könnte. Im Interview mit www.4investors.de nimmt André Gerth, der Vorstandsvorsitzende von Vita 34, dazu sehr klar Stellung. Gerth erläutert die Beziehungen zwischen den beiden Gesellschaften und wirft zugleich einen Blick auf die internationalen Geschäfte seines Unternehmens. Der Vorstandschef spricht auch die Prognose für 2014 an. Die Bilanz sowie die Stimmung im Sektor sind weitere Themen des Interviews mit CEO Gerth.
www.4investors.de: Ihre Aktie ist in den vergangenen zwei Monaten von 6,25 Euro auf um die 4 Euro regelrecht eingebrochen. Gibt es dafür aus ihrer Sicht fundamentale Gründe?
Gerth: Nein. In den vergangenen Monaten haben wir bei der Markteinführung unseres Zusatzprodukts „VitaPlusNabelschnur“ einige wichtige Fortschritte gemacht und konnten erforderliche behördliche Genehmigungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz erreichen. Eine wachsende Nachfrage sehen wir auch in anderen Märkten, wie Slowenien, Rumänien, Bulgarien, Mazedonien und Kroatien. Und auch in Spanien haben wir im ersten Halbjahr 2014 die Einlagerung von Nabelschnurgewebe vorbereitet. „VitaPlusNabelschnur“ bietet uns zusätzliches Umsatzpotenzial – dort wo wir es bereits anbieten dürfen, entscheiden sich rund 40 Prozent unserer Kunden zusätzlich für dieses Produkt. Wir sehen uns entsprechend gut positioniert, die Entwicklung von Vita 34 dauerhaft positiv und nachhaltig profitabel gestalten zu können.
www.4investors.de: Einer ihrer Ankeraktionäre ist HSCI OJSC aus Moskau, die rund 15,0 Prozent an Vita 34 halten. Dahinter verbirgt sich das Stammzelleninstitut OJSC, eine Biotechfirma aus Russland. Gibt es zwischen ihnen und dieser Gesellschaft neben der Beteiligung weitere Beziehungen?
Gerth: HSCI OJSC begleitet uns bereits seit zwei Jahren als Ankeraktionär und wir pflegen einen guten Dialog. Da unsere Geschäftsfelder grundsätzlich Potenzial für Synergien bieten könnten, prüfen wir mittelfristige Möglichkeiten für gemeinsame Projekte. Hier geht es im Wesentlichen um Projekte in internationalen Drittmärkten außerhalb Europas – aber nicht in Russland.
www.4investors.de: Die EU verschärft die Sanktionen gegen Russland. Sind sie davon, eventuell auch aufgrund der russischen Beteiligung, in irgendeiner Form betroffen?
Gerth: Ein ganz klares Nein. Wir sind nicht in Russland aktiv und planen dies auch nicht, daher sind wir von den Sanktionen nicht betroffen. Mit HSCI OJSC führen wir, wie beschrieben, grundsätzliche Gespräche über mögliche Synergien, aber das auch immer auf mittelfristige Perspektive.
www.4investors.de: Haben sie Geschäftsbeziehungen zu Osteuropa, die den Markt in der derzeitigen Situation nervös machen könnten?
Gerth: Nein, auch in den Ländern der GUS oder der Ukraine haben wir kein operatives Geschäft. Entsprechend lässt mich die Situation aus unternehmerischer Sicht auch weiterhin ruhig schlafen. Wir konzentrieren uns voll und ganz auf das Geschäft in den bestehenden Ländern und wollen auch dort unsere neuen Produkte erfolgreich am Markt etablieren.
www.4investors.de: In ihrer Bilanz stehen Firmenwerte im zweistelligen Millionenbereich. Am Markt wird immer wieder spekuliert, dass es hier früher oder später zu Abschreibungen kommen muss. Muss es?
Gerth: Diese Sorge ist aus unserer Sicht unbegründet. Die Firmenwerte wurden und werden einem regelmäßigen Impairmenttest unterzogen und von den Wirtschaftsprüfern als werthaltig befunden. Entsprechend sehe ich derzeit keine Veranlassung für mögliche Abschreibungen.
Gerth: „Wir halten an unseren Zielen für 2014 fest“
www.4investors.de: Mit den Zahlen zum ersten Halbjahr waren sie nicht ganz zufrieden. Sie werden mit den Worten zitiert, dass sie noch nicht die geplante Umsatz- und Ergebnissteigerung erreicht hätten. Wie können sie diese im zweiten Halbjahr oder ggfs. 2015 schaffen?
Gerth: Für das zweite Halbjahr 2014 stehen wir insbesondere vor der Herausforderung, die Anzahl der Neueinlagerungen und damit den Umsatz zu erhöhen. Entsprechende Maßnahmen haben wir bereits eingeleitet: Wir möchten werdende Eltern über effiziente Marketing- und Vertriebsaktivitäten gezielter ansprechen. Mit der Neubesetzung der Geschäftsführerposition unserer österreichischen Tochtergesellschaft erwarten wir eine weitere Stärkung unserer Marktposition im deutschsprachigen Raum. Daneben haben wir unsere Aktivitäten im Bereich Biotechnologie weiter ausgebaut. Mit Forschungsprojekten zur Kryokonservierung autologen Fettgewebes sowie zur Entwicklung von Verfahren zur optimierten Gewinnung von Pflanzenwirkstoffen wollen wir an neuen Erkenntnissen und Produktinnovationen im Stammzellbereich mittelfristig partizipieren und das eigene Produktportfolio stetig erweitern. All dies schafft eine solide Basis für die Zukunft.
www.4investors.de: Die Analysten von Close Brothers Seydler sind nach den Zahlen zurückhaltender geworden und haben ihr Kursziel gesenkt. Auch die Gewinnprognose fällt. Haben die Analysten mit ihrer vorsichtigeren Einstellung recht?
Gerth: Wir halten an unseren Zielen für 2014 fest und haben als Management natürlich immer die mittel- und langfristige Perspektive im Blick. Und diese ist aufgrund unserer starken Marktposition, unserer wachsenden internationalen Präsenz und dem erweiterten Produktangebot sehr gut. Auch wenn sich behördliche Genehmigungsprozesse in Deutschland langwieriger als erwartet gestalten, sind wir sehr zuversichtlich, weiter zu wachsen. Für den Unternehmenswert sind vor allem die Aussichten der kommenden Jahren wichtig: Und die erachten wir als durchweg positiv.
www.4investors.de: Wie sind ihre Erwartungen an 2014? Ist ein Gewinn von 0,40 Euro je Aktie realisierbar? Welches Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen peilen sie an?
Gerth: Die ausgegebene Prognose für das Geschäftsjahr 2014 bestätigen wir. Insbesondere aufgrund unserer führenden Marktposition und unserer strategischen Ausrichtung rechnen wir mit einer moderaten Steigerung des Umsatzes und einer Steigerung des EBITDA auf zirka 3,3 Millionen Euro. Die bereits im vergangenen Jahr erfolgreich umgesetzten Kostensenkungsmaßnahmen werden dabei weiterhin im Jahresverlauf zur Profitabilitätssteigerung von Vita 34 beitragen.
www.4investors.de: Die Stimmung im Biotechbereich ist derzeit nicht immer gut. Was können sie diesem Trend entgegensetzen?
Gerth: Grundsätzlich ist das Sentiment in der Biotech-Branche sehr gut, auch wenn kürzlich stärkere Kursschwankungen zu beobachten waren. Allerdings muss an dieser Stelle klar gesagt werden, dass wir keine Medikamentenforschung betreiben, die kostspielig und durchaus risikobehaftet ist. Als pharmazeutisches Unternehmen generieren wir mit unserem Geschäftsmodell nachhaltige und regelmäßige Erträge. Insofern grenzen wir uns von den klassischen Biotech-Unternehmen klar ab.