Commerzbank: US-Berichtssaison überzeugt nicht vollumfänglich
Während die Masse der Gewinnberichte in Europa noch bevorsteht, haben in den USA bereits über 50% aller S&P 500-Unternehmen ihre Zahlen vorgelegt, bezogen auf den enger gefassten S&P 100 sind es sogar bereits 2/3 der Konzerne. Hatte es in den beiden ersten Wochen der Berichtssaison noch so ausgesehen, als würden die Ergebnisse deutlich überzeugen, so mischen sich zuletzt doch immer weitere Enttäuschungen unter die positiven Überraschungen. In Bezug auf die rein statistische Auswertung der Gewinne kann keine große Kritik aufkommen. Zum aktuellen Zeitpunkt liegen diese in der Summe um 4% über den Erwartungen und mehr als 10% über den Vorjahresergebnissen. Lediglich 9% der Konzerne konnte die Prognosen nicht treffen, darunter allerdings auch mit Amazon und General Motors zwei Flaggschiffe, die markant enttäuschten. Damit kommen wir dann auch zu der Kehrseite der Medaille. Vor allem in der dritten Woche häuften sich die negativen Überraschungen, vor allem auf der Umsatzseite. Konzerne wie Coca Cola, McDonald’s, aber auch Caterpillar, Visa und die Spielwarenhersteller Mattel und Hasbro zeigten hier Schwächen, Qualcomm verlor nach einem gesenkten Gewinnausblick deutlich. Am Beispiel von Boeing zeigt sich, wie sensibel die Marktteilnehmer in der aktuellen Bewertungssituation auf die Vorlage der Quartalsumsätze reagieren. Der Flugzeugproduzent hatte mit seinem Gewinn klar die Erwartungen (+20%) und das Vorjahresergebnis (+45%) übertroffen und anschließend die Jahresprognose angehoben, aber die Umsätze verfehlten leicht die errechneten Vorgaben. Dafür wurden die Titel mit einem Kursverlust von 2,3% abgestraft. Dieses ist allerdings lediglich eine zwischenzeitliche Betrachtung, noch steht fast die Hälfte der US-Unternehmen aus. Positiv stimmt vor allem, dass die Gewinnprognosen sukzessive erhöht werden und dass die Unternehmen eine immer positivere „Guidance“ vorlegen.
Zinsen und Anleihen
Gestern erreichte die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen mit 1,119% ein neues Allzeittief. Im Juni 2012 war sie kurzzeitig auf 1,127% gefallen als die EWU-Schuldenkrise ihren Höhepunkt erreichte. Im Juli 2012 versprach EZB-Chef Mario Draghi alles zu tun, um den Euro zu retten. Dies entspannte die Lage vor allem in der EWU-Peripherie; dort sanken die Renditen inzwischen ebenfalls auf Rekordtiefs. Gestern spekulierten die Marktteilnehmer erneut auf die EZB, die sich weiter vorbehält, in großem Stile Staatsanleihen zu kaufen, falls die Deflationsrisiken weiter zunehmen. Heute werden die Verbraucherpreise aus den deutschen Bundesländern für Juli gemeldet, die eine Indikation für die Preisentwicklung im Euroraum geben. Die Schnellschätzung der Inflationsrate für den Euroraum steht morgen zur Meldung an. Sollte sie von ihrem tiefen Niveau von 0,5% J/J nochmals sinken, dürfte das Spekulationen auf weitere EZB-Lockerungsmaßnahmen schüren. In den USA stieg das Verbrauchervertrauen im Juli unerwartet stark von 86,4 auf 90,9 Punkte. Dies ist der höchste Wert seit Oktober 2007. Im März 2009 war es auf 26,9 Punkte gefallen und stieg seitdem kontinuierlich an. Es befindet sich derzeit aber noch unterhalb seines langjährigen Durchschnitts. Aufgrund der sehr guten Entwicklung am US-Arbeitsmarkt ist zu erwarten, dass die Anschaffungsneigung der US-Konsumenten mittelfristig weiter ansteigt. Argentinien droht die zweite Staatspleite innerhalb von 13 Jahren. Das Land muss spätestens heute 13 Mrd. USD an Zinszahlungen der 2033 fälligen Staatsanleihe auszahlen.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte konnten ihre morgendlichen Verluste wieder wettmachen und den Tag mit soliden Kursgewinnen beenden. Ausschlaggebend waren die laufende Berichtssaison und gute US-Makrodaten. Die Ankündigung neuer Sanktionen der EU gegen Russland bzw. russischer Unternehmen aus der Finanz- und Ölbranche sorgte allerdings dafür, dass die Indizes unter ihren Tageshochs schlossen. Die Umsätze fielen insgesamt unterdurchschnittlich aus, warten viele Investoren doch auf heute anstehende Nachrichten vom Fed-Meeting und den US-Arbeitsmarktbericht am Freitag. An den US-Märkten sorgte das Verbrauchervertrauen dagegen einmal mehr für Sorgen über eine frühzeitigere restriktive Geldpolitik der Fed. Die geopolitische Unsicherheit war allerdings der größte Belastungsfaktor, so dass die Indizes nach wechselhaftem Verlauf ins Minus rutschten. Im Fokus stand der Telekomsektor (+2,2%), nachdem Windstream (+12,4%) ankündigte seine Infrastruktur Assets in eine börsengehandelt Immobiliengesellschaft (REIT) umzuwandeln und dadurch enorme steuerliche Vorteile zu erzielen. Spekulationen darüber, ob dies auch Wettbewerber anstreben, ließen diese ebenfalls deutlich anziehen. An den asiatischen Märkten geht es heute Morgen überwiegend aufwärts. Die chinesischen Aktien in Hongkong steigen den siebten Tag in Folge und auch in Südkorea sorgen Hoffnungen auf Dividendenerhöhungen staatlich kontrollierter Unternehmen (SK Telecom +2,9%) für einen deutlichen Indexanstieg.