National-Bank: EU-Sanktionen gegen Russland könnten heute in Kraft treten
Gestern haben sich die EU-Vertreter auf umfangreiche Sanktionen gegen Russland einigen können. Einige Details müssen jetzt noch ausgearbeitet werden. Dennoch ist es wahrscheinlich, dass die Sanktionen bereits im Laufe des heutigen Tages in Kraft treten werden. Die USA haben ihrerseits auch noch einmal nachgelegt. Wie Russland darauf reagieren wird, ist offen. Bislang gab es einige Äußerungen aus Regierungskreisen, nach denen es keine Gegenmaßnahmen geben werde. Nichtsdestotrotz bewegten sich die Renditen der europäischen Staatsanleihen und der US-Treasuries nach unten. Der Bund Future markierte nach mehreren gescheiterten Versuchen einen neuen Höchststand. Und hierzulande macht man sich vor allem in der Industrie intensive Gedanken darüber, wie sich die Sanktionen langfristig auswirken werden. Die Stimmung der Unternehmen verschlechtert sich, weil sie weniger die kurz- als die langfristigen Auswirkungen der Sanktionen gegen Moskau fürchten. Sie gehen nämlich davon aus, dass russische Unternehmen die bisher in Deutschland oder Europa eingekauften Produkte versuchen werden, durch Alternativen bspw. aus Asien zu substituieren, so dass bislang stabile Lieferketten ins Wanken geraten. Ob man die russische Regierung nun zum Einlenken bewegen kann, ist ebenfalls offen, obwohl die dortige Wirtschaft aller Wahrscheinlichkeit im laufenden Jahr schrumpfen wird. Die geopolitische Situation wird dazu beitragen, dass Bundesanleihen und US-Treasuries weiterhin gut gestützt sein werden.
Die Konjunkturdaten gilt es heute ebenfalls zu beachten: Sofern die deutschen Konsumentenpreise wenig gestiegen sind, wird die Deflationsdebatte in Euroland neue Nahrung erhalten. Am Nachmittag wird man dem US Q2-BIP große Aufmerksamkeit schenken, da das sehr schwache Q1 kompensiert werden sollte. Allerdings wird der Anstieg im Vergleich zu den Erwartungen aus dem Mai oder Juni des Jahres eher bescheiden ausfallen. Auf den ADP wird als Schätzer für den US-Arbeitsmarktbericht ebenfalls geachtet werden. Zu guter Letzt dürfte die Fed hoffentlich ein paar zusätzliche Einblicke geben, wie der weitere geldpolitische Pfad aussieht. Wahrscheinlich werden sich die Notenbanker mit konkreteren Aussagen zu einer Leitzinserhöhung jedoch sehr zurückhalten.
Der Bund Future sollte heute Morgen nahezu unverändert eröffnen. Danach dürften sowohl die Konjunkturdaten als auch das Ergebnis der FOMC-Tagung die Richtung vorgeben. Die italienischen Staatsanleihen und der Floater dürften im aktuellen Umfeld gut aufgenommen werden. Ob die Auktion der 7jährigen T-Notes ähnlich erfolgreich verlaufen wird, wie diejenige der 5jährigen ist zu bezweifeln. Die Floater dagegen werden auf große Nachfrage stoßen. Der Bund Future dürfte sich zwischen 148,15 und 149,20 bewegen. Die Rendite der 10jährigen Treasuries dürfte zwischen 2,42 und 2,54 % liegen.
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