RZB: Steigen die US-Leitzinsen früher als erwartet?
Auf seiner Sitzung am 30. Juli wird der geldpolitische Rat der US-Notenbank, das FOMC aller Voraussicht nach beschließen, die monatlichen Anleihekäufe (QE3) ab August 2014 um weitere USD 10 Mrd. auf USD 25 Mrd. zu reduzieren. Laut des jüngsten Sitzungsprotokolls von der Zinsentscheidung Mitte Juni sollen die Käufe mit Oktober 2014 vollständig auslaufen.
Wesentlich spannender als die weitere Reduktion der Wertpapierkäufe wird aber die im Anschluss an die Zinssitzung veröffentlichet Stellungnahme sein. Die Marktakteure werden diese bis in kleinste Detail analysieren und nach etwaigen Abweichungen zum letzten Text von Mitte Juni suchen. Finden sich Hinweise, dass sich die Nullzinsphase schneller ihrem Ende nähert als vom Markt erwartet, dürfte der Kurs amerikanischer Staatsanleihen deutlich unter Druck geraten. Ein ernstzunehmender Hinweis wäre zum Beispiel eine geänderte Einschätzung zur Arbeitslosenquote. Noch in der Stellungnahme von Mitte Juni wurde diese als erhöht bezeichnet. Tatsächlich sehen die FOMC Mitglieder die natürliche Arbeitslosenquote in einer Spanne zwischen 5 % und 6 %. Für die ersten Notenbanker war damit im Juni mit einer Quote von 6,1 % quasi Vollbeschäftigung erreicht. Es wäre also naheliegend, die aktuelle Arbeitslosenquote nur noch als leicht erhöht oder nicht mehr weit entfernt vom Ziel des geldpolitischen Rates zu bezeichnen. Eine solche Veränderung des wording wäre ein klarer Hinweis, dass sich die Fed ernsthaft mit dem Thema Zinsanhebungen beschäftigt.
US-Notenbank: Erste Zinsanhebung im März 2015?
Die Chancen für einen Sinneswandel innerhalb des FOMC bezüglich früherer Zinsanhebungen stehen nicht schlecht. Vor dem Hintergrund einer zuletzt sehr starken Entwicklung am Arbeitsmarkt sowie der Zunahme des Verbraucherpreisauftriebs seit Frühling haben sich zuletzt entsprechende Äußerungen von Fed-Vertretern gehäuft. So meldeten sich in den letzten Wochen mit Esther George (Kansas), Richard Fisher (Dallas) und Charles Plosser (Philadelphia) die als „Falken“ bekannten Präsidenten dreier regionaler Notenbanken mit der Forderung zu Wort, den Leitzins lieber früher als später anzuheben. Aufhorchen ließen vor allem auch Äußerungen von eher als gemäßigt geltenden Notenbankern wie John Williams (San Francisco) und James Bullard (St. Louis), die ebenfalls beide darauf hinwiesen, dass die erste Leitzinsanhebung früher kommen könnte als an den Märkten erwartet.
Wir halten es für sehr wahrscheinlich, dass die Fed die Auslastung der gesamtwirtschaftlichen Ressourcen aktuell falsch beurteilt und daher Inflationsrisiken unterschätzt (siehe hierzu unsere Aussendung Spezialanalyse US-Geldpolitik vom 25. Juli 2014). Wir sind daher weiterhin überzeugt, dass die Fed den Leitzins angesichts guter Arbeitsmarktdaten und steigenden Preisdrucks am Ende früher anheben wird als bis zuletzt kommuniziert. Wir rechnen mit der ersten Zinsanhebung im März 2015.
Der Markt, der derzeit noch von einer ersten Zinsanhebung im dritten Quartal 2015 ausgeht dürfte von einer solchen Entwicklung deutlich überrascht werden. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen erwarten wir daher auf Zwei-, Fünf- und Elf-Monatssicht höher.